Die Königsklasse der Katzenhygiene

Was digitale Katzenklos können

27.10.2023
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Ein simples Katzenklo mit Katzenstreu? Wie profan, die Katze von Welt wird heute dabei digital unterstützt und nutzt ein vollautomatisiertes digitales Katzenklo mit App-Anbindung.
Die profane Kiste mit Katzenstreu war gestern. Der Stubentiger von Welt verrichtet sein Geschäft heute mit digitaler Unterstützung. Ledglich die Jüngsten müssen noch in die Sandkiste, da die Automaten sie nicht zuverlässig erkennen.
Die profane Kiste mit Katzenstreu war gestern. Der Stubentiger von Welt verrichtet sein Geschäft heute mit digitaler Unterstützung. Ledglich die Jüngsten müssen noch in die Sandkiste, da die Automaten sie nicht zuverlässig erkennen.
Foto: Boonlert Saikrajang - shutterstock.com

Sie haben bereits das neuste iPhone, der Saugwisch-Roboter dreht täglich seine Kreise und das Smart Home mit Sprachsteuerung per Alexa ist ebenfalls realisiert? Dennoch brauchen Sie ein neues Gadget, um Freunde, Nachbarn und Bekannte zu beeindrucken? Dann haben wir vielleicht einen Tipp für Sie: Das vollautomatisierte digitale Katzenklo mit App.

Automatische Katzentoilette

Nein, wir veräppeln Sie nicht und es ist nicht erster April - diese skurrilen Gadgets gibt es wirklich. Schließlich will der Stubentiger von Welt mit der Zeit gehen - und wir leben nun mal im Zeitalter der Digitalisierung. Hinzu kommt, dass der potenzielle Markt riesig ist. Schließlich lebt - rein statistisch gesehen - hierzulande in jedem vierten Haushalt mindestens eine Katze.

Ein vollautomatisches Katzenklo von Furbulous Technology.
Ein vollautomatisches Katzenklo von Furbulous Technology.
Foto: Furbulous Network Technology

Doch genug gelästert. Bei genauerer Betrachtung hat die Idee eines automatisierten Katzenklos durchaus etwas für sich. Zum einen können so die üblen Düfte einer Katzentoilette verhindert werden. Zum anderen finden die vierbeinigen Familienmitglieder, die bekanntlich in Sachen Hygiene äußerst sensibel sind, so immer ein sauberes Örtchen vor.

Gerade Berufstätige werden den letzten Punkt zu schätzen wissen. Denn die Reaktionen der Stubentiger auf ein nicht sauberes Katzenklo haben es oft in sich. Von daher kann ein automatisiertes Katzenklo eine interessante Lösung sein.

Drei Kategorien

Das Angebot am Markt reicht dabei von einfachen Modellen um die 200 Euro bis hin zu Luxusmodellen um die 900 Euro. Grob lassen sich dabei, so das Haustiermagazin, drei Kategorien unterscheiden:

  • Mechanische Katzenklos mit Selbstreinigung

Hier wird die Säuberung mechanisch per Hand über einen Hebel ausgelöst.

  • Automatische Katzenklos

Sie werden elektrisch betrieben und eine gewisse Zeit nach dem Toilettengang wird das Streugut automatisch vom Abfall getrennt, der dann in einem separaten Fach landet.

  • Digitale automatische Katzenklos mit App

Sie sind quasi die Königsklasse unter den Katzentoiletten. Neben der vollautomatischen Reinigung warten sie noch mit smarten, Sensor-gesteuerten Funktionen auf. Zudem können sie per App gesteuert werden und informieren darüber auch über ihren Betriebszustand. Die Anbindung erfolgt per WLAN oder Bluetooth.

Als IT-Medium interessierte uns natürlich die letzte Kategorie besonders. Drei Vertreter dieser Gattung sind das PETKIT Pura Max, das Mijia Xiaowan vom (Nicht-nur-)Handybauer Xiaomi sowie die Furbulöse Kiste vom chinesischen Hersteller Furbulous Network Technology. Alle drei Modelle liegen preislich zwischen 500 und 600 Euro.

Voll mit Sensoren

Das Innenleben einer automatischen Katzentoilette.
Das Innenleben einer automatischen Katzentoilette.
Foto: 279photo Studio - shutterstock.com

Allen drei Geräten gemeinsam ist, dass sie mit einer Vielzahl von Sensoren ausgestattet sind. Zum einen sollen diese sicherstellen, dass kein Reinigungsvorgang gestartet wird, wenn die Mieze auf dem stillen Örtchen ist. Zum anderen wiegen die Sensoren gleichzeitig den Stubentiger, so dass der Besitzer jederzeit über die Gewichtsentwicklung im Bilde ist.

Zudem werden mit Hilfe der Sensoren die Zeiten als auch die Häufigkeit des Besuches erfasst, um daraus Schlüsse über eine eventuelle Magen-Darm-Krankheit zu ziehen. Ferner wiegen die Sensoren nach der Reinigung das verbliebene Katzenstreu, um eine Prognose treffen zu können, wann eine Wartung durch den Zweibeiner erforderlich ist. Je nach Modell und Nutzungshäufigkeit liegt dieser Zeitraum bei sieben bis 15 Tagen.

Müll automatisch verpackt

Verschmutztes und verklumptes Katzenstreu sowie Kot filtern die Toiletten automatisch heraus und lagern es in einem separaten Behälter. Furbulous geht sogar noch einen Schritt weiter und verpackt den Müll automatisch in einem kleinen Abfallsack.

KI für das Katzenklo

LuluPet will sein Katzenklo mit einer KI ausstatten, um die Exkremente analysieren zu können.
LuluPet will sein Katzenklo mit einer KI ausstatten, um die Exkremente analysieren zu können.
Foto: LuluPet

Auf die Spitze in Sachen Digitalisierung treibt es das taiwanesisch-amerikanische Startup LuluPet. Dort will man eine Katzentoilette mit integrierter KI-gestützter Bilderkennung auf den Markt bringen.

Die integrierte Bilderkennung soll so nicht nur zwischen verschiedenen Katzen im Haushalt unterschieden, sondern auch die Exkremente analysieren. Laut LuluPet werden dabei Urin und Kot im Katzenstreu erkannt.

Analyse in der Cloud

Diese Bilder werden dann in die Cloud geschickt und dort per KI analysiert und mit der Bristol Stool Scale vergleichen. Auf diese Weise will man, so LuluPet, anhand von Veränderungen des Stuhlgangs bereits früh verschiedene Katzenkrankheiten erkennen können.

Noch ist das Ganze Sciene Fiction, denn bislang existieren lediglich Prototypen. Ebenso steht ein Datum für einen Verkaufsstart noch nicht fest, obwohl das Produkt bereits 2020 auf der CES mit einem Innovation Award geehrt wurde.

Edle Düfte für sensible Nasen

Es muss zwar nicht Chanel sein - aber ein wohlriechender Duft darf es auf dem Katzenklo schon sein. Deshalb haben die Geräte ein integriertes Raumspray.
Es muss zwar nicht Chanel sein - aber ein wohlriechender Duft darf es auf dem Katzenklo schon sein. Deshalb haben die Geräte ein integriertes Raumspray.
Foto: TY Lim - shutterstock.com

Auch wenn LuluPet noch Zukunftsmusik ist, die Entwicklung zeigt, wohin die Reise in Sachen Digitalisierung der Katzentoiletten gehen könnte. Keine Zukunftsmusik ist dagegen, dass den Stubentigern auf dem Örtchen nur die feinsten Düfte um die sensiblen Näschen wehen sollen.

Alle drei Modelle sind hierzu mit kleinen Raumsprays ausgestattet. Der Duft wird automatisch nach der Nutzung versprüht. Bei Bedarf kann der Sprühvorgang auch über die App angestoßen werden.

App als Steuer- und Informationszentrale

Bei allen Modellen ist eine App die Steuer- und Informationszentrale der Toiletten. Hier wird etwa eingegeben, wie viele Minuten nach dem Katzenbesuch der Reinigungsvorgang gestartet werden soll. Ebenso wird hier eingestellt, ob unabhängig von der Nutzung zusätzliche Reinigungsvorgänge stattfinden sollen.

Eine App ist Steuer- und Informationszentrale der Katzenklos.
Eine App ist Steuer- und Informationszentrale der Katzenklos.
Foto: LuluPet

Ferner lässt sich per App die Verwendung des Raumsprays steuern, denn nicht jede Katzennase reagiert auf den Chemieduft positiv.

App als Gesundheitswächter

Gleichzeitig fungiert die App als Informationszentrale. Hier erfährt der Besitzer, wann in etwa eine Entsorgung des Mülls erforderlich ist, und Katzenstreu nachgefüllt werden muss. Zudem protokolliert die App das Gewicht der Katze und erkennt Veränderungen.

Darüber hinaus erfasst die App Uhrzeit und Frequenz der Toilettenbesuche. Alle drei Informationen, also Uhrzeit, Frequenz und Gewicht, analysiert die App. Stellt sie dabei Abweichungen fest, gibt es für den User einen Hinweis, den Gesundheitszustand des Stubentigers genauer zu untersuchen.

Hohe Akzeptanz bei Katzen

Zu Beginn unserer Recherchen fiel es uns schwer zu glauben, dass eine Katze freiwillig in diese Kunststoffboxen für ihr Geschäft gehen könnte. Doch ein Blick in diverse Internetforen belehrt uns eines Besseren: Fast unisono berichten die Besitzer einer solchen Toilette, dass sie von den Katzen gut angenommen wurde.

Für Katzenbesitzer also ein Gadget, das bestimmt für Gesprächsstoff sorgt und zudem noch viel Arbeit erspart.