Die Vorbereitung auf die Wolke

Was Cloud Readiness wirklich bedeutet

25.02.2015
Von 
Der Diplom-Physiker Oliver Schonschek ist freier IT-Fachjournalist und IT-Analyst in Bad Ems.

Nicht jedes IT-Verfahren ist für die Cloud geeignet

Eigene Wege beschreiten Fachbereiche und einzelne Nutzer aber auch dann, wenn die eingesetzten Cloud-Services nicht zu den internen Abläufen, Rollen und Aufgaben passen. Wenn eine bestimmte Cloud-Anwendung eine Tätigkeit eher erschwert oder langsamer macht, dauert es nicht lange und die Nutzer suchen sich Alternativen. Das gilt für IT-Verfahren im Allgemeinen, ist aber bei Cloud-Services besonders einfach.

Wie die zuvor genannte IDC-Studie ergab, haben die Fachbereiche deutliche Probleme bei der Anpassung der Geschäftsprozesse auf organisatorischer Ebene sowie bei der Standardisierung und Konsolidierung der Betriebsabläufe, wenn Cloud-Lösungen eingesetzt werden. Das gilt insbesondere dann, wenn Unternehmen aus Kostengründen auf Standardlösungen aus der Cloud setzen, die die individuellen Anforderungen nicht berücksichtigen können.

Ob bestimmte Cloud-Services für das eigene Unternehmen geeignet sind oder nicht, hängt somit auch davon ab, wie speziell bestimmte IT-Verfahren sind, die in die Cloud verlagert werden sollen. Zudem davon, wie die genauen Anforderungen an die Vertraulichkeit und Integrität der Daten sowie an die Verfügbarkeit der Daten und Anwendungen sind.

Ob die notwendige Verfügbarkeit und Schnelligkeit eines IT-Verfahrens auch bei Cloud Computing realisierbar sein wird, hängt unter anderem von der lokalen IT-Infrastruktur ab, darunter die verfügbare Internetbandbreite und die Versorgung mit mobilen Internetverbindungen. Das wird gerne vergessen.

Aufgabenkatalog 2

Welche Services genau aus der Cloud bezogen werden können, hängt von der Eigenart der IT-Verfahren im Unternehmen ab. Die konkreten IT-Verfahren entscheiden über notwendige Privilegien-Systeme, Nutzerrollen, fachliche Funktionen, aber auch über die notwendige Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit des Cloud-Services (Service Level Agreements, SLAs).

Bei der Suche nach passenden Cloud-Services gilt es, die Eigenheiten und besonderen Anforderungen der IT-Verfahren zu bestimmen und nach Cloud-Lösungen zu suchen, die dem entsprechen können. Dabei sollte auch an die Anforderungen an die verfügbare Internetverbindung gedacht werden, die nicht an jedem Unternehmensstandort vorausgesetzt werden kann.

Da es generell einfacher ist, weniger anspruchsvolle IT-Verfahren in die Cloud zu bringen, starten viele Unternehmen mit solchen Cloud-Services, die nicht geschäftskritisch sind. Es ist zu bedenken, dass oftmals das höchste Optimierungspotenzial bei den zentralen und kritischen IT-Verfahren besteht. Beschränkt sich also ein Unternehmen auf weniger wichtige Services aus der Cloud, muss man damit rechnen, dass die erzielten Vorteile auch eher gering ausfallen.

Die Cloud muss organisatorisch eingebunden werden

Cloud Computing wird häufig als ein rein technisches Thema gesehen. Deshalb besteht bei vielen Unternehmen die Gefahr, dass die organisatorischen Anpassungen und Vorbereitungen vergessen werden.

Die Veränderungen für den IT-Administrator erscheinen offensichtlich: Der interne Administrator wird zu einem Cloud-Administrator, gleichzeitig auch zu einem IT-Service-Manager und Provider-Manager. Die Verwaltung der internen IT-Infrastruktur wird erweitert um die Administration der Cloud-Services und meist auch der Cloud-Anbieter. Es darf aber nicht übersehen werden, dass es weiterhin interne IT-Aufgaben gibt, denn Cloud Computing wird in der Regel in der hybriden Form genutzt, als Mischung aus internen IT- und externen Cloud-Ressourcen, so auch die Ergebnisse der IDC-Studie "Hybrid Cloud in Deutschland 2014".

Cloud Computing bedeutet zunehmend den Einsatz einer hybriden Cloud, bestehend aus lokaler IT und Cloud-Services. Bestehende IT-Aufgaben werden also nicht einfach durch Cloud-Aufgaben ersetzt, sondern die Administratoren kümmern sich zusätzlich um die Cloud. Das muss bei der Einführung berücksichtigt werden.
Cloud Computing bedeutet zunehmend den Einsatz einer hybriden Cloud, bestehend aus lokaler IT und Cloud-Services. Bestehende IT-Aufgaben werden also nicht einfach durch Cloud-Aufgaben ersetzt, sondern die Administratoren kümmern sich zusätzlich um die Cloud. Das muss bei der Einführung berücksichtigt werden.
Foto: IDC

Welche Aufgaben der internen IT bleiben

Welche Aufgaben auch weiterhin intern in der IT-Abteilung verbleiben, führen wir im Folgenden auf:

  • Aufstellung, Umsetzung und Kontrolle interner IT-Richtlinien, die auch Maßstab für den externen Cloud-Provider sind

  • Definition und Überwachung der notwendigen Qualität der Cloud-Dienste (SLA, Service Level Agreement)

  • Planung, Durchführung und Pflege eines Identitätsmanagements, um den Zugang zu und den Zugriff auf die Cloud-Dienste zu sichern

  • Installation und Aktualisierung von Anti-Malware-Lösungen, Firewalls und anderen lokalen Sicherheitskomponenten, um eine sichere Verbindung zum Cloud-Provider gewährleisten zu können

  • Konfiguration der Sicherheitseinstellungen und Schutz der lokalen und mobilen Endgeräte, mit denen auf die Cloud zugegriffen wird

  • Gewährleistung der internen Netzwerksicherheit (LAN, WLAN) und der Sicherheit der Gateways zur Cloud

  • Sicherstellung des Backups für lokale Daten und Cloud-Daten

  • Überwachung der Cloud-Dienstleistung durch Berichte (Reporting) und Kontrollen

Vertragsgestaltung

Eine wichtige Orientierung zu den IT-Sicherheitsanforderungen bei der Cloud-Nutzung liefern das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sowie der BITKOM-Leitfaden zum sicheren Cloud Computing. Neben den IT-Administratoren bzw. den IT-Sicherheitsbeauftragten müssen sich auch der Einkauf und die Vertragsabteilung auf den Einstieg in die Cloud vorbereiten. Hilfreiche Tipps zur Vertragsgestaltung gibt es unter anderem von BITKOM sowie von dem Projekt Trusted Cloud.

Ein wesentlicher Punkt bei den Cloud-Verträgen ist, dass es sich bei Cloud Computing in aller Regel um Auftragsdatenverarbeitung handelt. Ist die Verarbeitung personenbezogener Daten in der Cloud geplant, sollte grundsätzlich der betriebliche Datenschutzbeauftragte in die Cloud-Vorbereitungen einbezogen werden. Wichtige Hinweise zum Datenschutz in der Cloud liefern die Datenschutz-Aufsichtsbehörden in ihrer Orientierungshilfe Cloud Computing.

Aufgabenkatalog 3

Die organisatorischen Folgen von Cloud Computing müssen ebenso berücksichtigt werden wie die technischen. Betroffen sind nicht nur die direkten Anwender in den Fachbereichen und die IT-Administratoren, sondern auch der Einkauf, die Rechtsabteilung und der oder die Datenschutzbeauftragte. Diese Personen sollten deshalb Teil des Cloud-Vorbereitungsteams sein.