Die Zahl der Multi-Cloud-Infrastrukturen und der Tools, um sie zu managen, hat sich in den vergangenen Jahren stark erhöht. Laut den Marktforschern von UnivDatos soll der Markt bis zum Jahr 2028 konstant weiterwachsen - die durchschnittliche Wachstumsrate pro Jahr (CAGR) soll bei 25 Prozent liegen. Die Marktforscher begründen die hohe Nachfrage mit
der Unsicherheit von Single Cloud Services,
dem steigenden Bedarf an Governance und Security sowie
der hohen Komplexität der Cloud-Technologien selbst.
Multi-Cloud wird Normalität, sorgt aber auch dafür, dass die Zahl der "beweglichen Teile" in einer Infrastrukturumgebung anwächst. Anwender brauchen Technologien, um solche Infrastrukturen zu managen. Allerdings reichen diese allein nicht aus: Um mit der Multi-Cloud-Komplexität umgehen zu können, bedarf es nicht nur zusätzlicher Tools, sondern auch der richtigen Strategie. Ansonsten besteht die Gefahr, dass mit neuen Werkzeugen weitere Komplexitätsebenen und neue Silos entstehen, die mehr Aufwand bedeuten. Das wird meiner Meinung nach in Zukunft ein echtes Problem werden.
3 Multi-Cloud-Fehler
Verdeutlichen wir uns erst einmal, was in Sachen Multi-Cloud regelmäßig falsch läuft. Diese drei Fehler sind besonders häufig zu beobachten:
Multi-Cloud-Tools lassen neue Silos entstehen: Unternehmen benötigen Technologien, die sich - wie in der Public Cloud - über Silogrenzen hinweg integrieren lassen. Sie müssen ihre Ressourcen siloübergreifend optimal nutzen und im Griff behalten können. Das gilt für Kernaufgaben wie Compute, Storage oder Datenbanken. Viele Unternehmen ordnen aber unterschiedliche Cloud-Ressourcen ihren verschiedenen Geschäftseinheiten zu. So werden auch Skills und Technologien auf einzelne Silos abgestellt, was zu Komplexität und Verwirrung führt.
Keine übergreifende Strategie für das Multi-Cloud-Management: Alle Unternehmen neigen dazu, betriebliche Probleme erst einmal mit Geld und Tools bekämpfen zu wollen. Oft vergessen sie dabei, dass es dazu eine übergreifende Vision braucht. Eine Strategie und ein klarer Plan müssen im Detail beschreiben, wie Tools und Prozesse ausgerollt und wie Personal eingesetzt werden soll.
Legacy- und Edge-Computing-Systeme bleiben außen vor: Eine Cloud-Strategie und ein entsprechendes Framework sollten alle Systeme umfassen, die in die Cloud integriert werden müssen - auch diejenigen, die weiter on Premises laufen sollen. Dazu braucht es Vorüberlegungen und einen geeigneten Technologie-Stack, um eben auch die Daten und Prozesse von Nicht-Cloud-Systemen verarbeiten zu können.
Für viele Unternehmen sind diese Erkenntnisse nicht neu, trotzdem verbrennen sie sich beim Multi-Cloud-Management die Finger. Sie haben weder das Management-Know-how noch die nötigen Talente, um hierfür einen soliden Technologiestack aufzubauen - geschweige denn, diesen einzusetzen.
Einen Multi-Cloud-Ansatz erfolgreich umzusetzen, ist kostspielig und riskant. Es gilt dabei auch, in einem geschützten Rahmen zu experimentieren. Das Multi-Cloud-Management ist schätzungsweise 50 Mal komplexer als die Verwaltung einer Singe-Cloud-Umgebung. Es erfordert beisielsweise, sich gewissenhaft mit den Unterschieden der einzusetzenden Plattformen zu befassen. Zudem gilt es, plattformübergreifend Wege zu finden, um Multi-Cloud-Infrastrukturen zu händeln. Geschieht das nicht, wird die Anzahl beweglicher Teile irgendwann unbeherrschbar - auch hinsichtlich der entstehenden Kosten. Zeit, sich an die Arbeit zu machen. (fm)
Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.