Nein zum Microsoft OS

Warum Windows 10 nicht in die Tüte kommt

Kommentar  08.12.2017
Von 


Steven J. Vaughan-Nichols schreibt für unsere US-Schwesterpublikation Computerworld. Er beschäftigte sich bereits mit Business und Technologie als 300bps noch Highspeed war.
Microsofts aktuelles Betriebssystem mag seine Fans haben. Das ändert trotzdem nichts daran, dass Windows 10 großartig ist. Nicht.

In letzter Zeit höre ich aus meinem Freundeskreis immer wieder, dass Windows 10 das beste Windows aller Zeiten ist und man dumm sein muss, wenn man nicht endlich umsteigt. Da es sich um Freunde handelt, möchte ich nicht unbedingt unverschämt werden, aber: Nein. Absolut nicht. Und das hat auch Gründe.

Windows 10? Nein, danke. Und wir sagen Ihnen auch warum.
Windows 10? Nein, danke. Und wir sagen Ihnen auch warum.
Foto: ESB Professional - shutterstock.com

Win 10 ist nicht sicherer als Win 7

Ist Security Ihre größte Sorge? Dann sollten Sie wissen, dass Windows 10 nicht sicherer ist als Windows 7. Und letzteres kann mit Fug und Recht als hochgradig unsicher eingestuft werden. Es gab in diesem Jahr einige kritische Sicherheitsupdates für Microsofts Betriebssysteme und Win 10 hatte dabei mit denselben Problemen wie Win 7 zu kämpfen.

Zwar ist es richtig, dass in Windows keine ähnliche stupide Sicherheitslücke wie vor kurzem bei macOS aufgetaucht ist. Aber dass Microsofts Fuckup nicht ganz so eklatant war wie der von Apple macht die Sache auch nicht besser. Oder wie nennen Sie das, wenn Microsoft fleißig Security-Löcher in Windows 10 stopft, dieselben Lücken aber in Windows 7 klaffen lässt? Ich nenne das blöd. Richtig blöd. Und ja, mir ist bewusst, dass Microsoft jeden Menschen auf dieser Welt dazu bringen möchte, sobald wie möglich auf Win 10 zu wechseln, aber jetzt mal ganz ehrlich: Windows 7 soll offiziell bis zum 14. Januar 2020 mit Sicherheits-Updates versorgt werden.

Patching … Again …

Ich möchte den rasanten Release-Rhythmus und die kurzlebigen Support-Timelines von Windows 10 nicht mitmachen. Zwei große Updates - oder Service Patches wie ich sie immer noch nenne - pro Jahr sind eines zu viel. Ich kann einfach nicht garantieren, dass alles reibungslos funktioniert, wenn alle sechs Monate ein riesiges Update kommt. Und ich kenne auch keinen, der das kann.

Bei der Update-Flut im November 2017 war bereits die schiere Anzahl der zu behandelnden Probleme recht imposant anzusehen. Fast zwei Dutzend waren es am Ende. Sieht also ganz danach aus, als könnte Microsoft selbst ebenfalls nicht mit seinem Sechs-Monats-Update-Rhythmus Schritt halten. Die Probleme reichten dabei von "nebensächlich" (temporäre Dateien auf Windows Phones löschen führt zu einem Fehler) über "nervig" (Applikationen auf JavaScript-Basis können eventuell nicht gestartet werden) bis hin zu "haarsträubend" (Auf dem Bildschirm erscheint nach dem Booten nur der Cursor, ein Reboot ist alles was hilft).

Und dann gab es ja noch so "amüsante" Dinge wie Patches, die Epson-Matrixdrucker schrotteten. Sie wundern sich an dieser Stelle eventuell, warum solche Drucker überhaupt noch im Einsatz sind. Es gibt Unternehmen, die mehrere Kopien von gedruckten Dokumenten benötigen - Point-of-Sale-Terminals beispielsweise. Ob Sie es nun glauben oder nicht, Epson hat aktuell eine komplett neue Matrixdrucker-Familie im Programm. Jemand sollte Microsoft darüber informieren. Am besten per Fax.

Windows 10? Nein danke!

Ein Blick auf die Sicherheit von Windows 10 lässt ebenfalls wenig Spielraum, um zu frohlocken. Vor kurzem machte der CERT-Forscher Will Dormann per Twitter darauf aufmerksam, dass die ASLR-Implementation in Windows 10 als Sicherheitsmaßnahme "wertlos" sei:

Microsoft antwortete darauf in einem Blogpost und verneinte die Existenz eines Problems: "Das Konfigurations-Problem ist keine Sicherheitslücke, birgt kein zusätzliches Risiko und schwächt das Sicherheitsniveau der Applikationen nicht." Nur um einige Zeilen später zuzugeben, dass "CERT ein Problem mit dem Konfigurations-Interface des Windows Defender Exploit Guard aufgedeckt, dass derzeit die Aktivierung der 'bottom up randomization' verhindert." Irgendwann kommt also vielleicht ein Patch - bis dahin vertröstet Microsoft mit Workarounds.

Mein Fazit: Windows 10 ist sicherlich ein gutes Betriebssystem, aber es ist weit davon entfernt, großartig zu sein. Für mich heißt das: Ich bleibe vorerst bei Windows 7. Und ich kann Ihnen das ebenfalls nur empfehlen. Denn bei Windows 7 weiß ich, was ich (zu erwarten) habe. Bei Windows 10 hingegen kommt jedes Zwangs-Update einem neuen Glücksspiel gleich. (fm)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation Computerworld.