Der Mangel an Fachkräften hat einen Höchststand erreicht: Mehr als 630.000 offene Stellen konnten vergangenes Jahr nicht besetzt werden, meldete das Institut der deutschen Wirtschaft. Dies sei die größte Fachkräftelücke seit Beginn des Beobachtungszeitraums im Jahr 2010. Laut Bundesagentur für Arbeit gab es Ende Juli 2,617 Millionen Arbeitslose und damit 147.000 mehr, als noch vor einem Jahr. Was wie ein Paradoxon scheint, lässt sich erklären.
Wenn die Nachfrage nicht zum Angebot passt
"Das Angebot und die Nachfrage stimmen nicht überein. Die Anforderungen, die Arbeitgeber stellen, passen oft nicht zu den Qualifikationen der Arbeitsuchenden" sagt Simone Stargardt, Inhaberin der privaten Weiterbildungsakademie carriere & more Südwest. "Vor allem gut ausgebildete Fachkräfte können sich einen Job aussuchen, während es Geringqualifizierte oder Bewerber mit einem ungeraden Lebenslauf immer noch schwer haben", fasst die Expertin für modernes Personalmanagement zusammen.
Hinzu kommen regionale Ungleichheiten: In bestimmten Regionen gibt es mehr offene Stellen als potenzielle Bewerber, während in anderen Teilen des Landes zwar viele Menschen einen Job suchen, es aber nur ein geringes Stellenangebot gibt. Die mangelnde Übereinstimmung zwischen Angebot und Nachfrage, man spricht hier von "Passungsproblemen", führt zu erfolglosen Teilnehmern auf beiden Seiten des Arbeitsmarktes und ist auch auf dem Auszubildendenmarkt seit Jahren eine Herausforderung.
Passungsproblemen mit Weiterbildung begegnen
Vor allem höher qualifizierte Mitarbeiter wie Akademiker oder auch Fortbildungsabsolventen wie Techniker, Meister, Fach- oder Betriebswirte, werden zukünftig für Unternehmen immer schwieriger zu finden sein. Im Zeitraum von 2013 bis 2022 stieg in dieser Gruppe die Fachkräftelücke um 405 Prozent, meldete das Institut der deutschen Wirtschaft. "Trotz dieses enormen Anstiegs haben viele Arbeitgeber ihre Eigenverantwortung noch nicht erkannt", findet Simone Stargardt.
Statt nur gut ausgebildete Fachkräfte zu suchen oder eine Stellenanzeige lediglich auf diese Zielgruppe auszurichten, sollten Personalverantwortliche den Blick öffnen. "Kandidaten, die zunächst ungeeignet für eine Stelle erscheinen, können sich mit passenden Fortbildungsmaßnahmen oft zu den dringend benötigten Fachkräften entwickeln."