Lizenztyp bei Ausschreibungen berücksichtigen
Deswegen sollte die Frage, ob zu beschaffende Software als Open Source lizensiert ist, bei Ausschreibungen der öffentlichen Hand als zusätzliches Vergabekriterium eingeführt werden. Schon allein aus Eigeninteresse des Staates sollte der Einsatz freier Software bevorzugt und als neues Kriterium in IT-Ausschreibungen eingeführt werden.
Wirtschaft profitiert von staatlichen Impulsen für mehr Open Source
Der Erfolg von Google und Co ist auch ein Erfolg der amerikanischen Bildungs- und Industriepolitik. Zahlreiche Open-Source-Innovationen, die heute von erfolgreichen Unternehmen im Silicon Valley genutzt werden, sind beispielsweise bei der NASA, beim US-Militär oder in Universitäten entstanden - ihre Entwicklung wurde also mit staatlichen Mitteln angestoßen. Das hat unter anderem zu der Herausbildung des Internet nach initialen Vorhaben in militärischen und universitären Einrichtungen geführt. Aber auch das im CERN entwickelte World Wide Web oder als jüngeres Beispiel das zu Beginn ganz wesentlich von der NASA entwickelte OpenStackals freie Architektur fürCloud-Infrastrukturen gehen auf staatliche Impulse, bei denen offene Software entwickelt wurde, zurück.
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Solche Erfolge könnten auch in Deutschland Realität werden: Software, die für staatliche Anwendungen, an Universitäten oderin staatlich finanzierten Forschungsprojekten entwickelt wurde, kann von Unternehmen als Basis für eigene Innovationengenutzt oder zu eigenen Produkten weiterentwickelt werden - wenn sie Open Source lizenziert ist. Staatliche Investitionen würden sich damit gleich doppelt lohnen: Neben der Lösung einer spezifischen Aufgabe würde die Menge allgemein verfügbarer Technologie als Grundlage für eine erfolgreiche IT-Wirtschaft gesteigert. Schaffen wir diese Grundlage nicht, tun es andere und die erfolgreichen IT-Unternehmen werden weiterhin anderswo entstehen.
Dazu sind entsprechende Entscheidungen und Engagements in Politik und Verwaltung notwendig, die in anderen europäischen Ländern wie Frankreich, Portugal, Italien, aber auch in den USA bereits vorhanden sind.
Digitalisierung besser umsetzen
Warum also quelloffene Software nicht gezielt fördern, um auch die Digitale Transformation durch mehr Sicherheit, mehr Vertrauen und mehr Innovation voranzutreiben? Wissen und Innovationspotenzial sind vorhanden. Doch die sich aus dem strategischen Einsatz von Open-Source-Technologien ergebenden Chancen werden in Deutschland bisher kaum staatlich genutzt.
Fazit
Open Source Software kann die Digitale Agenda, Deutschlands Innovationsfähigkeit und den IT-Standort weiter voranbringen. Sie erhöht die Sicherheit von IT und stärkt somit das Vertrauen in die Digitalisierung. Die Politik sollte sich deshalb endlich stärker mit dem Thema beschäftigen und auch die Technologien in ihrer eigenen IT-Infrastruktur kritisch auf den Prüfstand stellen. Die Gründe habe ich dargelegt: Der Einsatz quelloffener Software kann die Abhängigkeit von wenigen großen Herstellern entscheidend reduzieren. Gleichzeitig erhöht sich die Sicherheit staatlicher IT-Organisationen um ein Vielfaches, weil Probleme und (in)offizielle Hintertüren schneller erkannt, einfacher behoben - und sensible Daten besser geschützt werden können.
Dabei sollte pragmatisch aber mit klarer Zielvorgabe vorgegangen werden. Die Politik muss dazu jedoch den Mut aufbringen, den Einsatz von Open Source Software zu prüfen und entsprechende Entwicklungsprojekte bewusst fördern. Sie könnte beispielsweise die gesetzlichen Grundlagen schaffen, damit größtenteils staatlich finanzierte Software-Entwicklungen aus Hochschulen unter Open Source Lizenz gestellt und auch kommerziell frei genutzt werden dürfen. Dasselbe gilt für Softwareentwicklungen der öffentlichen Hand. Von diesem Schritt würde die deutsche Wirtschaft direkt profitieren. Gleichzeitig können Behörden die Nachhaltigkeit eigener Software-Beschaffung erhöhen, wenn sie Open Source als zusätzliches Entscheidungskriterium in öffentliche IT-Ausschreibungen einführen.