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Warten auf den Cloud-ROI

Kommentar  11.10.2022
Von 

David Linthicum ist ein US-amerikanischer Technologieexperte und Buchautor. Zu seinen Schwerpunktthemen gehören unter anderem Cloud Computing, SOA, Enterprise Application Integration und Enterprise Architecture.

Viele Unternehmen haben sich auf die Cloud gestürzt, in der Hoffnung sparen zu können. Das Gegenteil ist in vielen Fällen eingetreten. Lesen Sie, wie die Cloud ihre Versprechen noch halten kann.
Warten Sie auch noch auf Ihren Cloud-ROI?
Warten Sie auch noch auf Ihren Cloud-ROI?
Foto: Farknot Architect - shutterstock.com

Die meisten Unternehmen haben eine Vielzahl von Gründen dafür, auf die Cloud umzusteigen. Einer der häufigsten: Geld sparen. Allerdings gelingt das - zumindest kurzfristig - leider nur sehr selten. Wie das Wall Street Journal Ende September 2022 berichtete, rechnen viele Unternehmensentscheider mit steigenden Kosten für den Umstieg auf die Cloud. Jetzt, da Cloud-basierte Plattformen ihr wahres Gesicht zeigen, offenbart sich vielerorts die schmerzhafte Wahrheit: Die meisten Unternehmen nutzen die Cloud nicht so, wie es für ihr Business optimal wäre und erreichen deshalb nicht den erwarteten Retrun-on-Invenstment (ROI).

Es ist zwar ein bisschen exzentrisch, sich selbst zu zitieren, aber wie ich bereits im Jahr 2008 in meinem Buch "Cloud Computing and SOA Convergence in Your Enterprise" schrieb:

Cloud Computing ist nicht der Heilsbringer der IT. Es ist lediglich eine Möglichkeit, Ihre Unternehmensarchitektur auf eine Weise einzusetzen, die produktiver und kostengünstiger sein kann. Im Wesentlichen handelt es sich um ein Werkzeug, nicht einen Way of Life. Cloud Computing ist keine Zauberei, ist noch nicht einmal neu, aber wenn man es richtig angeht, kann es Wege zu mehr Effizienz eröffnen.

Nochmal neu, nur diesmal richtig

Sie merken: Ich war damals skeptisch - und ich bin es auch heute noch. Die Cloud als Technologie bietet das Potenzial:

  • Geld zu sparen,

  • die Agilität sowie

  • die Skalierbarkeit zu erhöhen.

Beängstigend daran ist allerdings, dass die Entscheider oft nicht wissen, wie sie zu einer optimierten Lösung kommen. Dazu bräuchte es Cloud-basierte Technologiekonfigurationen, die besser sind als der Ist-Zustand. In der Realität schieben viele Unternehmen stattdessen einfach Unmengen von Applikationen und Datenbanken auf Cloud-Plattformen und wundern sich dann, warum die Cloud-Rechnung ein Fass ohne Boden ist. Es ist natürlich leicht, schlechte Technologieentscheidungen auf die Unzulänglichkeiten des Cloud-ROI zu schieben.

Viele Unternehmen haben es sich bei der Migration zu einfach gemacht und müssen nun alles noch einmal machen - diesmal aber bitte richtig: Viele Workloads und Daten wurden ohne groß zu überlegen in die Public Cloud verlagert und nur ein paar Änderungen vorgenommen - meistens die, die sich nicht vermeiden ließen. Inzwischen stellen viele Führungskräfte jedoch fest, dass die Probleme und Einschränkungen ihrer Legacy-Systeme in der Cloud nicht wie von Zauberhand verschwunden sind. Eine weitere unangenehme Erkenntnis: Die einzige Möglichkeit, für Geschäftsdaten und -anwendungen in der Cloud einen Nutzen zu erzielen, besteht darin, sie für eine Cloud-basierte Effizienz umzubauen und neu zu konfigurieren.

Dass die wirkliche Umstellung mit einem Lift-and-Shift-Ansatz auf die lange Bank geschoben wurde, ist andererseits auch verständlich. Das ist schließlich mit enormem Arbeitsaufwand verbunden. Zu den wichtigsten Aufgaben gehören unter anderem:

  • Datenspeichersysteme überarbeiten, die voller Redundanzen sind und keine Single Source of Truth bilden;

  • Nach verpassten Möglichkeiten für eine bessere Geschäftsabwicklung suchen, etwa mithilfe von in Geschäftsprozesse integrierten Analytics-Systemen;

  • FinOps zur Kostenüberwachung und -optimierung implementieren;

  • Refactoring der Anwendungen, vor allem dort, wo das vor der Migration auf Cloud-basierte Plattformen nicht passiert ist.

Was ist schiefgelaufen?

Es wurde nicht ausreichend auf die Folgen eines unzweckmäßigen Cloud-Umstiegs hingewiesen. In der Tat wurde den meisten Unternehmen geraten, so schnell wie möglich in die Cloud zu wechseln und die Dinge erst zu regeln, wenn sie dort sind. Das hat sich als schlechter Tipp erwiesen. Dass Sie ein Eingeständnis, den ROI verpasst zu haben, hören werden, ist unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher sind Ausreden wie: "Wir sind gerade erst in die Cloud gewechselt, also müssen wir jetzt erst einmal die Macken bereinigen". Oder: "Wir haben x Prozent der Workloads migriert. Damit ist der schwierige Teil erledigt".

Ich wünschte, ich könnte Ihnen sagen, dass Sie ein bestimmtes Toolset oder Prozesse implementieren müssen, um einen soliden Cloud-ROI zu erzielen. Aber es gibt kein Patentrezept für dieses Problem. Sie müssen eine ehrliche Bestandsaufnahme machen, die Probleme finden, die den erwarteten ROI verhindern - und diese nach und nach beseitigen. Das Ergebnis sollte ein deutlich verbessertes System sein, das dem Unternehmen einen Mehrwert bietet, oft sogar einen sehr großen. Ohne eine Menge Arbeit, Engagement und die Stärke, ein Problem auch als Problem anzuerkennen, ist das nicht zu erreichen. (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation InfoWorld.