5 Tipps für erfolgreiches Leadership

Von offenen Türen, Fehlern und Pizza

05.02.2016
Von 
Karen Funk ist freie IT-Fachjournalistin und Autorin. Bis Mai 2024 war sie Redakteurin beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Zudem leitete sie 17 Jahre lang den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT und für digitale Bildung ein. 2024 erschien ihr Buch "Hack the world a better place: So gestalten Unternehmen die Zukunft", das sie mit Julia Freudenberg, Geschäftsführerin der Hacker School, zum Thema Corporate Volunteering geschrieben hat.
Um Werte wie Offenheit und Vertrauen im Unternehmen zu etablieren, müssen diese von der Geschäftsleitung aktiv gesteuert und vorgelebt werden. Manchmal hilft aber auch Pizza.
  • Wertschätzung zeigen kann Mitarbeiter für sich einnehmen
  • Unterhalten Sie sich nicht nur mit Führungskräften

Der Erfolg eines Unternehmens basiert bekanntlich nicht nur auf harten Fakten, sondern auch auf weichen Faktoren. Unternehmen, deren Angestellte gerne zur Arbeit gehen, stehen wirtschaftlich besser da. Wer als beliebter Arbeitgeber gilt, findet leichter qualifizierte Fachkräfte. Und wer diesen guten Ruf auf Dauer halten kann, profitiert von hochmotivierten, engagierten Mitarbeitern, die das Unternehmen voranbringen.

Ein Beispiel dafür ist die texanische Firma Spiceworks: Das soziale Netzwerk für IT-Experten ist in den vergangenen Jahren von einer Handvoll Mitarbeitern auf mehr als 425 weltweit gewachsen und zählt zu den zehn beliebtesten Arbeitgebern in den USA. Dass die Leute so gerne bei Spiceworks arbeiten, hat für den Mitgründer und ehemaligen CEO Scott Abel vor allem mit der Firmenkultur zu tun. "Transparenz" heißt sein Zauberwort.

"Irren ist menschlich, aus Fehlern lernt man", sagt Scott Abel von Spiceworks und plädiert für eine Fehlerkultur in Unternehmen.
"Irren ist menschlich, aus Fehlern lernt man", sagt Scott Abel von Spiceworks und plädiert für eine Fehlerkultur in Unternehmen.
Foto: Spiceworks

Viele Manager, die eine offene Unternehmenskultur propagieren, belassen es jedoch bei reinen Lippenbekenntnissen - ohne eine Wirkung zu erzielen. Nur wenn die Offenheit vom Management aktiv vorgelebt wird, kann sie sich zum Selbstverständnis des Unternehmens und seiner Angestellten entwickeln. Das musste auch Abel erst lernen - inzwischen hat er über 30 Jahre Erfahrung in der Technologiebranche. In dieser Zeit kristallisierte sich sich für ihn immer stärker heraus, was ihm für eine gesunde Firmenkultur wichtig ist: die aktive Förderung von Zusammenhalt, Vertrauen und Produktivität im Team. Abel rät Führungskräften:

1. Menschen sind wichtiger als Prozesse

"Als Spiceworks-CEO war es mir wichtig, jeden unserer neuen Mitarbeiter sofort kennenzulernen, noch bevor er oder sie die Stelle überhaupt angetreten hatte. Faktisch hatten diese Treffen keinen Einfluss - die Entscheidung war ja bereits gefallen. Aber es ist eine wichtige Geste, wenn sich der Firmenchef 30 Minuten Zeit für einen neuen Mitarbeiter nimmt. Das vermittelt diesem ein Gefühl der Wertschätzung und verschafft ihm Motivation und Zufriedenheit im Job."

2. Nehmen Sie sich Zeit!

"Früher habe ich jeden neuen Mitarbeiter, der bei uns eingestellt wurde, nach sechs Monaten zum Essen eingeladen. Ich wollte von ihm wissen, wie er sich im neuen Job eingelebt hat, ob die Stelle seinen Erwartungen entsprach, was ihm besonders gefiel und was weniger. Als Spiceworks zu groß für diese Einzelgespräche wurde, rief ich die Initiative 'Slices with Scott' ins Leben: Ich bestellte für eine Gruppe von jeweils zehn Mitarbeitern Pizza und unterhielt mich mit ihnen.

Eine Kultur der Offenheit schafft Vertrauen. Ein gemeinsames Pizza-Essen ist ein Anfang.
Eine Kultur der Offenheit schafft Vertrauen. Ein gemeinsames Pizza-Essen ist ein Anfang.
Foto: GaudiLab - shutterstock.com

Entscheidend bei solchen Aktionen ist, dass man ehrlich antwortet und authentisch bleibt. Die Mitarbeiter sollen das Gefühl haben, dass sie über die wichtigen Entwicklungen im Unternehmen Bescheid wissen und auch mitreden können. Diese Art von Treffen und persönlichen Gespräche fördern eine Kultur der Offenheit und schaffen Vertrauen"

3. Lassen Sie Ihre Bürotür immer für Ihre Mitarbeiter offen stehen!

"Halten Sie die Tür offen für die Belegschaft und unterbrechen Sie Ihre Tätigkeit, wenn ein Mitarbeiter Sie sprechen will. Sollte das gerade nicht möglich sein, vereinbaren Sie einen Termin mit ihm. Ermuntern Sie Ihre Mitarbeiter, Anregungen und Kritik zu äußern, aber auch problematischere Themen anzusprechen. Niemand überbringt seinem Vorgesetzten gerne schlechte Nachrichten. Es ist aber auch nicht zielführend, nur positive Entwicklungen zu thematisieren. Alle Mitarbeiter sollten die Möglichkeit haben, auch mit problematischen Anliegen zum Chef zu gehen. Und das funktioniert nur, wenn die Tür zu seinem Büro offen steht."

4. Lernen Sie aus Fehlern!

"Irren ist menschlich, aus Fehlern lernt man. Das sind alte Weisheiten, die im Arbeitsleben aber oft nicht gelebt werden. Aus Angst, Fehler einzugestehen und nachteilige Konsequenzen dadurch zu erleiden, werden sie unter den Tisch gekehrt, jeder versucht sich selbst im besten Licht darzustellen. Um das zu vermeiden, sollten Führungskräfte den Mitarbeitern einen offenen und unverkrampften Umgang mit Fehlern und Pannen vorleben.

Wir geben unseren Mitarbeitern von Anfang an Verantwortung, stellen Ihnen zur erfolgreichen Umsetzung alle Tools und Informationen zur Verfügung und lassen sie selbstständig arbeiten. Für unser Verständnis haben wir alles richtig gemacht, wenn unsere Mitarbeiter eigene Ideen entwickeln und diese immer mit dem Bewusstsein umsetzen, es könnte auch schiefgehen. Das wichtigste an dieser Stelle ist, dass sie anschließend daraus lernen und aus einer Niederlage gestärkt wieder aufstehen."

5. Machen Sie das Thema "Unternehmenskultur" zur Chefsache!

"Was macht unser Unternehmen aus? Wo schlägt das Herz unseres Unternehmens? Stellen Sie die Werte und Ziele Ihres Unternehmens regelmäßig auf den Prüfstand und arbeiten sie ständig an ihrer Unternehmenskultur. Vor allem aber: beziehen Sie Ihre Mitarbeiter in deren Umsetzung und Gestaltung ein. Die Unternehmenskultur geht alle an. Das Management muss aber dafür sorgen, dass die Linie klar ist und die Umsetzung konsequent vorangetrieben wird."

Abel ist überzeugt, dass Mitarbeiter, die sich im Job wohl fühlen und Verantwortung übernehmen, kreativer sund und zum Erfolg des Unternehmens beitragen. "Es ist Aufgabe des Managements, das entsprechende Umfeld zu schaffen und eine offene Unternehmenskultur zu etablieren", so der Spiceworks-CTO abschließend.