Es hätte so schön sein können: Draußen liebliche 20 Grad und Sonnenschein, drinnen mit gut 9.000 Gästen volles Haus auf der VMware Explore Barcelona und Broadcom-Chef Hock Tan betritt die Bühne, um den Vollzug der VMware-Übernahme bekannt zu geben.
Aber leider kam es anders. Weil China - angeblich wegen geopolitischer Spannungen zwischen Peking und Washington - seine Zustimmung zu dem im Mai 2022 vereinbarten Deal noch nicht erteilt hat, kam es nur zu einem knapp zweiminütigen Auftritt in der Eröffnungs-Keynote.
"Ich arbeite mit Hock Tan nun bereits knapp 17 Monate lang zusammen und ich kann bestätigen: Er ist sogar noch mehr begeistert, welches Potenzial VMware bietet als im Mai vergangenen Jahres", erklärte VMware-Chef Raghu Raghuran bei der Ankündigung seines Ehrengasts.
"Die Reise lohnt sich"
Ein ähnliches Lied stimmte auch der Broadcom-Chef Tan an: "Es war eine lange Reise, aber ich bin überzeugt, sie lohnt sich", betonte Hock Tan gegenüber dem Publikum seine Bereitschaft, an dem Deal festzuhalten. Gleichzeitig wiederholte er die Verpflichtungen seiner Company gegenüber den VMware-Kunden.
Broadcom werde demnach:
Innovationen beschleunigen, indem die Investitionen erhöht werden;
das Ökosystem mit Partnern, Value Added Resellern etc. erweitern, um die Produkte noch wertvoller und einfacher einzusetzen; sowie
den Umgang mit der Company und den Produkten vereinfachen.
Das leidige Thema Preisentwicklung wurde dagegen von Tan nicht adressiert. VMware hatte bereits im vergangenen Jahr eine zweistellige Preiserhöhung für seine unbefristeten Kernlizenzen und den Support durchgesetzt. Nun befürchten viele Kunden einen weiteren Preisanstieg, sobald Broadcom die Übernahme von VMware abgeschlossen hat. Als Konsequenz prognostizieren die Marktforscher von Forrester sogar, dass 20 Prozent der Kunden kurz- oder mittelfristig Alternativen suchen und den Ausstieg einleiten.
Aber natürlich gab es auf der VMware-Hausmesse in Barcelona auch positivere Neuigkeiten als die stockende Übernahme durch Broadcom und mögliche Konsequenzen für die Company und ihre Kunden. Ging es im Vorjahr insbesondere darum, mit einem Cloud Smart genannten Ansatz wieder Ordnung, Verwaltbarkeit und Security ins Multi-Cloud-Chaos zu bringen, wird dieser Architektur-Ansatz nun ausgebaut und - wenig überraschend - auf die KI-Nutzung ausgeweitet.
Mehr Variationen bei Private AI
Private AI ist im Wesentlichen ein Framework, mit dem Kunden die Daten in ihren eigenen Unternehmensumgebungen - ob Public Cloud, Private Cloud oder On-Premises - für das Training großer Sprachmodelle (LLMs) nutzen können, ohne die Daten an Dritte weitergeben zu müssen.
Die Company hatte das Konzept erstmals im August auf der VMware Explore in Las Vegas vorgestellt, als es die VMware Private AI Foundation mit Nvidia zeigte. Diese Plattform kombiniert die Multicloud-Architektur der VMware Cloud Foundation mit der Nvidia AI Enterprise Software und bietet Systeme von Dell, HPE und Lenovo, um KI-Funktionen vor Ort bereitzustellen.
In Barcelona präsentierte VMware nun eine mit Intel entwickelte Private-AI-Referenzarchitektur, die es Kunden ermöglichen soll, private KI-Modelle zu entwickeln und einzusetzen, indem sie das Intel AI-Software-Kit, die Prozessoren und Hardware-Beschleuniger mit VMware Cloud Foundation nutzen.
VMware kündigte außerdem eine Partnerschaft mit IBM an, in deren Rahmen VMware-Kunden das KI-Framework watsonx von IBM nutzen können. Dabei werden Cloud Foundation und die Container-Plattform OpenShift von Red Hat eingesetzt, um eine umfassende Architektur für Datenmanagement, Governance und operative Aufgaben für das maschinelle Lernen bereitzustellen.
Darüber hinaus können Unternehmen auf von IBM ausgewählte Open-Source-Modelle von Hugging Face sowie auf andere Modelle von Drittanbietern und eine Reihe von IBM-trainierten Foundation-Modellen zugreifen, um GenAI-Anwendungsfälle zu unterstützen.
Mehr Flexibilität beim KI-Einsatz
Wie Chris Wolf, Chief Research und Innovation Officer bei VMware, in einem Pressegespräch erklärte, stößt Private AI seit der Vorstellung im August auf großes Interesse. Viele Kunden wünschten, sie hätten die Sache anders angepackt, etwa um hohe Egress-Kosten zu sparen. In diesem frühen Stadium wollten Kunden sich nicht auf einen Provider fokussieren, fügte VMware-President Sumit Dhavan an.
Sie sähen bei KI eine Parallele zu Cloud First, erklärten VMware-Manager in einer anderen Diskussionsrunde: Nach einer Zeit stellt man fest, dass es geeignetere Lösungen gibt. Deshalb sei es wichtig, flexibel zu bleiben.