Transformation des digitalen Arbeitsplatzes Horizon

VMware setzt auf Digital Workspace aus der Cloud

16.02.2017
Von 
Bernhard Haluschak war bis Anfang 2019 Redakteur bei der IDG Business Media GmbH. Der Dipl. Ing. FH der Elektrotechnik / Informationsverarbeitung blickt auf langjährige Erfahrungen im Server-, Storage- und Netzwerk-Umfeld und im Bereich neuer Technologien zurück. Vor seiner Fachredakteurslaufbahn arbeitete er in Entwicklungslabors, in der Qualitätssicherung sowie als Laboringenieur in namhaften Unternehmen.
Nach einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2016 baut VMware sein Angebot rund um den digitalen Arbeitsplatz weiter aus. Mit Erweiterungen des bestehenden Horizon-Produktportfolios inklusiver neuer Anwendungen wie NSX-T will der Virtualisierungsspezialist seine strategische Marktpräsenz weiter ausbauen beziehungsweise seine Produkte für die Cloud und das Software Defined Datacenter attraktiver machen.

VMware kann auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2016 zurückblicken. So meldete der Virtualisierungspezialist Ende Januar 2017 einen Umsatz von 7,09 Milliarden US-Dollar. Das ist ein Plus von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Den Gewinn konnte der Konzern um 19 Prozent auf 1,19 Milliarden US-Dollar steigern.

Noch vor einem Jahr stand das Unternehmen gewaltig unter Druck. Sinkende Gewinnzahlen zwangen das Unternehmen Mitarbeiter abzubauen und auf gewinnbringende Geschäftszweige zu fokussieren. Mit einer strategischen Neuausrichtung, die ein umfassendes Hybrid-Cloud-Angebot beinhaltete, schafft VMware schließlich die Kehrtwende.

VMware-Historie in Schwerpunkten.
VMware-Historie in Schwerpunkten.
Foto: VMware

Die Basis bildet das Paket "VMware Cloud Foundation". Damit lassen sich Clouds auf Basis hyperkonvergenter Infrastrukturen aufbauen. Dabei kommt VMware-Software wie vSphere, Virtual SAN und NSX zum Einsatz sowie der VMware SDDC Manager. Letzterer ermöglicht Administratoren einen kompletten Cloud Software Stack zu erstellen und zu verwalten. Laut VMware lassen sich Cloud-Umgebungen so mühelos in wenigen Stunden aufbauen.

Ein weiterer wichtiger Baustein des Strategiewandels war die Bildung neuer Partnerschaften. So sind Cloud-Umgebungen nicht nur auf die eigene vCloud Air Cloud beschränkt, sondern lassen sich auch aktuell auf VMware-Umgebungen in IBMs Softlayer-Rechenzentren sowie in AWS-RZs betreiben.

VMware hat offensichtlich gut daran getan, den Kunden die Wahl zu überlassen, in welcher Cloud-Umgebung er seine Workloads betreiben will. So kann mit diesem Cross-Cloud-Ansatz der Nutzer selber entscheiden, welcher Hypervisor und welche Infrastruktur beziehungsweise Cloud-Umgebungen zum Einsatz kommen.

Mit vollem Tempo in die Cloud

Diesen Cloud-zentrischen Ansatz baut VMware konsequent aus. So offeriert das Unternehmen in seiner jüngsten Ankündigung: "VMware Horizon Cloud" jetzt einen Service, der es erlaubt, virtuelle Desktop- und Anwendungen bereitzustellen und zu verwalten, die in der IBM Cloud und On-Premise (Dell/EMC, QCT oder HDS) mit einer zertifizierten Infrastruktur gehostet werden. So lassen sich zum Beispiel grafiklastige virtualisierte Desktopanwendungen, wie die Computergestützte Konstruktion (CAD) und Computergestützte Fertigung (CAM) inklusive AutoCAD aus einer IBM-Cloud betreiben. Die Lösung erlaubt es Kunden, aus mehreren Bereitstellungsmodellen auszuwählen, einschließlich einer hyperkonvergenten On-Premise-Infrastruktur, einer Cloud-Infrastruktur oder beiden. Das soll Flexibilität und Kostentransparenz bei der Nutzung dieser Dienste schaffen. Ob dieser Service in naher Zukunft auch auf die AWS-Cloud ausgeweitet wird, wollt VMware nicht kommentieren.

Details der neuen VMware Horizon Cloud.
Details der neuen VMware Horizon Cloud.
Foto: VMware

"Eine Strategie für den digitalen Arbeitsplatz ist ein Muss für die heutige IT, um unterschiedliche Benutzer-Typen, Geräte und Anwendungen intelligent verwalten zu können", so Shankar Iyer, Senior Vice President und General Manager, Desktop-Products, End-User Computing bei VMware.

Nutzung und Management virtueller Desktops vereinfachen

Mit einem Update seiner Desktop-Virtualisierungs-Plattform Horizon 7 will VMware den Digital Workspace stärker in den Focus eines digital agierenden Unternehmens rücken. Deshalb hat VMware seine Just-in-Time-Bereitstellungs-Technologieüberarbeitet und in eine Just in Time Management-Plattform (JMP) gebündelt, so dass es zukünftig für gesamte Horizon-Familie verfügbar sein wird. Die Plattform unterstütz VMware App Volumes für die Bereitstellung von Anwendungen in quasi Echtzeit, Instant Clone für die Desktop-Bereitstellung (Desktop Provisioning) und User Environment Manager, der für das kontextbezogene Policy-Management verantwortlich ist. Diese Module vereinfachen die Verwaltung von Endnutzerprofilen und beschleunigen sowohl Time-to-Desktop als auch Time-to-Application. Im Ergebnis soll es die Managementkosten sowohl in virtuellen als auch in physischen (On Premise) und Cloud-basierten Windows-Desktopumgebung reduzieren.

VMware JMP-Technologie im Detail.
VMware JMP-Technologie im Detail.
Foto: VMware

Was aber nützt eine gute Managementplattform, wenn der Zugriff auf virtuelle Desktops beziehungsweise digitale Arbeitsplätze ständig "hackt" oder gar zum Stillstand kommt? Um solche Defizite zu minimieren, hat VMware das Remote-Übertragungsprotokoll Blast / Blast Extreme, das integraler Bestandteil von Horizon 7 ist, überarbeitet. Blast ist ein optimiertes Anzeigenprotokoll im mobilen Cloud-Umfeld mit H.264- und HTML-Client-Support. Es ermöglicht Nutzern über mobile Geräte per Web-Browser auf virtualisierten Desktops beziehungsweise Applikationen zu arbeiten und ist eine Alternative zu den Protokollen PCoIP (PC-over-IP) von Teradici oder RDP (Remote Desktop Protocol) von Microsoft.

Mit der neue implementierten Blast Explosion Adaptive Transport-Technologie (BEAT) sollen Anwendungen mit 6 Mal schnellerer Geschwindigkeit und 50 Prozent geringerer Bandbreitenauslastung die mobilen Nutzer erreichen als zuvor.

Für eine ganzheitliche anwendungsorientierte Strategie bietet VMware neu Horizon Apps an. Dabei handelt es sich um eine Erweiterung des Horizon-7-Angebotes um eine eigenständige Lösung für das App Publishing, statt virtuelle Desktop-Technologie zu nutzen. Diese Lösung positioniert VMware auch als Alternative zu Citrix XenApp und preist gleich entsprechende Migrationstools an.

Horizon Apps unterstützt sowohl die Bereitstellung von RDSH-Apps (Remote Desktop Session Host) als auch sitzungsbasierten Desktops und wird als Standard- und Advanced-Edition ab 125 US-Dollar angeboten.

NSX-T öffnet seine Pforten für alternative Hypervisoren

NSX ist ein Basisbaustein der Netzwerkvirtualisierung unter VMware vSphere für das Software-Defined Datacenter. Es bildet die komplette Netzwerkinfrastruktur in Hypervisor-Software unabhängig von der darunterliegenden Hardware ab. Mit NSX for vSphere 6.3 unterstützt NSX nun das aktuelle vSphere-6.5-Framework. Doch viel interessanter ist die Neuvorstellung von NSX-T 1.1, einer agilen Software definierte Infrastruktur, die Entwicklern helfen soll, Cloud-native Anwendungsumgebungen auf Basis alternativer Hypervisor-Lösungen aufzubauen. So unterstützt NSX-T aktuell KVM-Distributionen von Canonical und Red Hat. Zusätzlich bietet der Neuling Support für die VMware Photon-Plattform. Dabei handelt es sich um eine Enterprise Cloud Infrastructure Plattform, die es IT-Verantwortlichen ermöglicht, Container, On-Demand-Tools und Services bereitzustellen, die Entwickler benötigen, um Cloud-native Applikationen zu entwickeln und zu betreiben. Darüber hinaus integrierte VMware in seine NSX-T-Plattform den Support für die Open-Source-Software für Cloud-Infrastrukturen OpenStack Newton und Mitaka.

Die Vision einer umfassenden VMware-NSX-Infrastruktur.
Die Vision einer umfassenden VMware-NSX-Infrastruktur.
Foto: VMware

OpenStack ist mittlerweile für viele Unternehmen und Dienstleister zur Cloud-Plattform der Wahl geworden: Die quelloffene Integrations-Engine ermöglicht die Verwaltung von Bare Metal, virtuellen Maschinen und Container-Orchestrierung Frameworks mit einem einzigen Satz von APIs. So bietet auch VMware mit VMware Integrated OpenStack (VMware VIO) seine eigene Open Stack Plattform an, um entsprechende Schnittstellen für alternative OpenStack-Entwicklungen zur Verfügung zu stellen.

Neben OpenStack sind zurzeit auch Container-Technologien im DataCenter gefragt. Um auch für diese Klientel attraktiv zu sein, hat VMware ein Beta-Programm ins Leben gerufen, das Interessenten das CNI-Projekt (Container Network Interface) schmackhaft machen soll. CNI ist ein standardisiertes Interface, bestehend aus Spezifikationen und Bibliotheken, zwischen Netzwerk-PlugIns und Anwendungen in einer Containerinfrastruktur.