Auch wenn die Updates von ESXi, Hyper-V oder XenServer immer noch Verbesserungen bei Skalierbarkeit und Leistungsfähigkeit bringen, findet der wesentliche Wettbewerb zwischen den Virtualisierungsplattformen nicht mehr auf der Ebene der Hypervisor statt. Vielmehr hat sich die entscheidende Weiterentwicklung der x86-Virtualisierung auf die Management-Werkzeuge verlagert, wie auch die europäische VMworld in Barcelona zeigte. Die Tools sollen eine weitgehende Automatisierung der dynamischen Infrastrukturen erlauben. Dabei reicht es längst nicht mehr aus, nur die Virtualisierungsschicht zu verwalten. Wenn etwa bestimmte Anwendungen unter Performance-Problemen leiden, dann muss eine Analyse der Ursachen den ganzen Stack von Server-Hardware, Storage und Netz über den Hypervisor bis zu den Betriebssystemen und Anwendungen überwachen können.
Während Microsoft seine Tools zur Verwaltung physikalischer Systeme, die unter der Marke System Center zusammengefasst sind, für den Einsatz in virtuellen Umgebungen erweiterte, kommt VMware aufgrund seiner Historie aus dem Management der eigenen Virtualisierungsplattform. Der Hersteller strebt seit einiger Zeit danach, diesen begrenzten Fokus zu erweitern und dem umfassenden Anspruch an das System-Management gerecht zu werden. Die rasche Erweiterung seines Portfolios erreichte VMware primär über Akquisitionen, wobei es die zugekauften Produkte schrittweise integriert, ausbaut und in verschiedenen Bundles vermarktet.
Massiver Zukauf von Technologie
Die Meilensteine beim Zukauf von Management-Werkzeugen waren die Übernahme der Ionix-Produkte von der Mutter EMC, die unter anderem eine CMDB und ein Tool für das Change- und Service-Management enthielten. Im Rahmen der Springsource-Akquisition kam mit "Hyperic" eine Software für das Monitoring und die Kapazitätsplanung von Java-Anwendungen hinzu. Mit dem Kauf von Integrien gelangte VMware an die selbstlernenden Analysefunktionen von "Alive", die nun im vCenter Operations Manager ihren Dienst tun. Erst im Juli 2012 erfolgte die Übernahme von DynamicOps, deren Software der automatischen Bereitstellung von Anwendungen auf verschiedenen Virtualisierungsplattformen dient.
Im August gab das Unternehmen auf der VMworld in San Francisco die Verfügbarkeit seiner Management-Tools in Form der vCloud Suite bekannt, die zusätzlich vSphere Enterprise Plus enthält. Nur wenige Wochen nach ihrer Ankündigung erweitert und aktualisiert VMware nun die vCloud Suite. Die komplette Produktpalette für Service-Provisioning und Operations-Management ist allerdings nur in der Enterprise Edition enthalten. Sie umfasst:
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vCloud Automation Center,
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vFabric Application Director,
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vCloud Director mit vCloud Connector,
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vCloud Networking and Security (ehemals vShield),
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vCenter Site Recovery Manager (für Desaster Recovery) und die
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vCenter Operations Suite für das Monitoring, Performance- und Kapazitäts-Management.
Tools zur Ressourcenstellung
Neu hinzu kommt der vFabric Application Director in der Version 5.0, der bisher nur als separate Anwendung verfügbar war. Die Software dient dazu, die VMs für mehrstufige Anwendungen (vApps) über eine Drag-and-Drop-Oberfläche zusammenzustellen. Benutzer können damit alle erforderlichen Komponenten wie Betriebssystem, Middleware oder Datenbanken kombinieren. Solche Konfigurationen lassen sich als Blueprint speichern, so dass Anwender auf dieser Basis weitere Instanzen der Applikation erzeugen können. Neu an App Director 5.0 ist die Fähigkeit, nun auch Windows inklusive Programmen wie Exchange, Sharepoint oder SQL Server zu konfigurieren. Bisher war das Tool auf Linux-Anwendungen beschränkt.
vFabric App Director ist ein Beispiel für die allmähliche Öffnung von VMware gegenüber Systemen anderer Anbieter, nachdem bisher fast ausschließlich die eigene Plattform im Fokus stand. Das Tool erstellt Modelle für Anwendungen, die sich auch für den Einsatz auf anderen Infrastrukturen eignen, darunter die Amazon Web Services.
Provisioning automatisieren
Eine weitere neue Komponente der vCloud Suite ist vCloud Automation Center 5.1, wohinter sich die von DynamicOps erworbene Software verbirgt. Sie dient der Beantragung und Bereitstellung von IT-Ressourcen, wobei ein Self-Service-Portal den autorisierten Benutzern die Möglichkeit bietet, Dienste und Leistungen in Eigenregie zu bestellen.
Das Tool ist zu weit mehr in der Lage, als angeforderte virtuelle Maschinen anzulegen und zu starten. Vielmehr steuert es bereitgestellte Services während ihrer Laufzeit und kann Workloads bei steigenden Anforderungen über vorhandene Systeme gleichmäßig verteilen. Umgekehrt kann Automation Center nicht mehr benötigte Ressourcen entdecken und für eine anderweitige Verwendung zurückfordern.
Die Übernahme von DynamicOps durch VMware wurde von vielen Beobachtern als strategischer Richtungswechsel zur Unterstützung heterogener Umgebungen gewertet. Tatsächlich kann die Software nicht nur Ressourcen auf Basis von vSphere oder auf logischen Partitionen der virtuellen Infrastruktur bereitstellen, die mit vCloud Director eingerichtet wurden. Vielmehr unterstützt sie auch Hypervisor anderer Anbieter (Hyper-V, XenServer, KVM), Cloud-Dienste wie Amazon Web Services und sogar die Integration physikalischer Server.
Suite in der Suite
Während die zwei oben genannten Produkte für das Provisioning von Diensten erst jetzt zur vCloud Suite stoßen und damit ihr Anwendungsspektrum erweitern, enthielt sie bereits von Anfang an als wesentlichen Baustein die vCenter Operations Suite. Wie der Name nahelegt, handelt es sich hier um ein eigenes Tool-Paket, das separat erworben werden kann und in mehreren Editionen vorliegt. Es enthält Produkte, die zum Betrieb virtueller Infrastrukturen dienen, das heißt, sie decken die nächste Phase nach dem Provisioning ab, für die der App Director und vCloud Automation Center zuständig sind. Zu ihren wichtigsten Aufgaben gehören das Monitoring und das Kapazitäts-Management, die Einhaltung von Richtlinien und vorgegebenen Konfigurationen sicherzustellen, sowie das Aufspüren von Performance-Engpässen.
Die auf der VMworld Europe angekün-digte und neu zusammengesetzte vCloud Suite enthält eine aktualisierte Fassung der vCenter Operations Suite. Diese Version 5.6 bringt neben einigen technischen Neuerungen vor allem die Integration von vFabric Hyperic für die Überwachung der Performance auf Anwendungsebene. Das Tool findet sich mit jeweils verschiedenem Funktionsumfang nur in den Editionen Advanced und Enterprise. In ihrem vollen Umfang enthält die "vCenter Operations Suite" nun folgende Produkte:
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vCenter Operations Manager: Monitoring, Reporting, Analysefunktionen,
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vCenter Configuration Manager: die über den Kauf der Ionix-Produkte an VMware gelangte CMDB,
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vCenter Infrastructure Navigator: Application Discovery mit grafischer Darstellung der Beziehungen zur virtuellen Infrastruktur,
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vCenter Chargeback Manager: verbrauchsabhängige Abrechnung der Ressourcennutzung,
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vFabric Hyperic: Performance-Monitoring für Anwendungen.
Das Hinzufügen von Hyperic ist indes nur eine Maßnahme in einer weitgehenden Reorganisation der vCenter Operations Suite. Dabei reicht VMware nach einem Wasserfallmodell fortgeschrittene Features von den höheren an die unteren Editionen durch. Dies führt dazu, dass am oberen Ende die Ausführung "Enterprise Plus" entfällt, die neue Enterprise Edition nun aber der ehemaligen Plus-Variante entspricht. Diese Verschiebung setzt sich nach unten fort, so dass aus dem bisherigen "Enterprise"-Paket "Advanced" wird, das vormalige "Advanced" entspricht jetzt "Standard".
Ganz unten wandelt sich die bisherige Standard Edition zur "vCenter Operations Foundation", die für Anwender aller vSphere-Editionen kostenlos zum Download bereitsteht, die einen aktiven Support-Vertrag haben. Diese freie Edition enthält wie die Standard-Ausführung nur vCenter Operations Manager. In der Foundation wird sie im Wesentlichen auf Monitoring, Log-Analyse und Alerts reduziert.
Neben der Bereitstellung von IT-Ressourcen und dem Betrieb virtualisierter Rechenzentren bietet VMware noch Tools für einen dritten Bereich an, den die Firma IT Business Management nennt. Die gleichnamige Suite erschien jetzt in der Version 7.5 und dient dazu, Qualität und Kosten einer Private Cloud zu messen. Sie enthält ein Modul namens IT Benchmarking, das CIOs erlaubt, die Performance ihrer Abteilung anhand zahlreicher Kennzahlen mit jener der IT-Organisationen in ihrer Branche zu vergleichen.
Fazit
Das Portfolio der VMware-Produkte für das IT-Management nimmt sich mittlerweile imposant aus und deckt ein großes Funktionsspektrum ab. Dieses reicht weit über die Administration virtualisierter Ressourcen hinaus und erschließt allmählich Plattformen anderer Anbieter. Keiner der Mitbewerber, auch nicht von den "Big Four" (BMC, HP, IBM, CA), kann mehr für das Management dynamischer Infrastrukturen bieten. Allerdings resultiert daraus eine enorme Komplexität, so dass dem Vernehmen nach viele Partner des Herstellers Probleme haben, den Zweck und die Positionierung der einzelnen Tools zu verstehen.
Problematisch ist das Bundling der Tools in diverse Pakete und Editionen, was zu einer erheblichen Unübersichtlichkeit führt. Hinzu kommt, dass für die vCloud Suite nur eine Lizenzierung pro CPU vorgesehen ist, aber der Anbieter die vCenter Operations Suite bloß nach virtuellen Maschinen oder physikalischen Hosts abrechnet, wenn man sie separat kauft. Nimmt man die Vielfalt an vSphere-Editionen hinzu, dann kann der Erwerb von VMware-Produkten zu einer kniffligen Aufgabe werden.
Schließlich führte die Akquisition von zahlreichen Produkten innerhalb kurzer Zeit aus verschiedenen Quellen zwangsläufig dazu, dass die einzelnen Tools noch nicht komplett aufeinander abgestimmt sind. Angesichts der vielen Werkzeuge, die für unterschiedliche Aufgaben in diversen Kombinationen zusammenarbeiten sollen, wird sich für Anwender oft erst in der Praxis zeigen, wo der Hersteller sein Portfolio noch vereinheitlichen muss. (hi)