Bei der Virtualisierung der RZ-Infrastruktur gab es in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte. Folglich ist es nur konsequent, wenn die IT-Chefs jetzt auch über eine Virtualisierung der „letzten Meile“ im RZ nachdenken: der Desktop-Virtualisierung. Doch so einfach, wie die Einführung einer Server-Virtualisierung ist es in diesem Fall nicht. Größtes Problem sind die Kosten. Doch viele Softfacts und der Stromverbrauch sprechen eine deutliche Sprache zu Gunsten von virtuellen Desktop-Strukturen. Auch Gartner und IDC raten den IT-Chefs dringend, sich mit diesem Thema zu befassen und entsprechende Projekte anzuschieben.
„Es gibt heute nicht nur eine einzige Lösung für die bestmögliche Endpunkt-Infrastruktur. Für viele ist das immer noch der Desktop-PC, für andere ist es die wechselnde Nutzung von verschiedenen PCs, beziehungsweise Laptops oder Tablets. Doch immer häufiger sind gehostete Infrastrukturen, wie VDI oder Cloud-Clients, die bestmögliche Lösung“, sagt Steve Lalla, Vice President für Dells Client-Computing. Dabei beruft er sich auf viele Kundengespräche, bei denen es um die Evaluierung der verschiedenen Infrastruktur-Ansätze ging. „Dell ist bei diesen Fragestellungen in einer besonders vorteilhaften Situation, weil wir vom Stand-Alone-PC bis hin zum HTML5-fähigen Cloud-Client alles aus einer Hand anbieten können“, ergänzt Jeff McNaught, Vice President für Dells Cloud Client Computing. Folglich verhehlt er auch nicht, dass er den zentralen Lösungen den Vorzug gibt. „Jede gehostete Infrastruktur bietet dem IT-Verantwortlichen erhebliche Vorteile beim Datenmanagement, bei der Datensicherheit, der Kollaboration und der Administration“, gibt er als Grund für seine Präferenzen an.
Dieser Trend zeigt sich auch an dem ansteigenden Interesse an solchen Lösungen. Laut IDC wird allein der EMEA-Markt für Virtual Client Computing (VCC) von 805 Millionen Dollar im Jahre 2013 bis 2018 auf 1,2 Milliarden Dollar anwachsen. Und deren Analysten raten allen IT-Chefs sich schnellstens mit den Vorzügen – aber auch Problemen – solcher Infrastruktur-Lösungen zu befassen. Auch Gartner sieht VCC als einen der aktuellen Top-Ten-Trends.
- Gartner: Wie Technik die Welt verändert
Auf der diesjährigen Symposium/ITxpo wagte Gartner-Analyst Daryl Plummer zehn Vorhersagen, die er aus den Research-Ergebnissen des gesamten Marktforschungs- und Beratungsunternehmens zusammengetragen hat - einschließlich Handlungsempfehlungen für CIOs und andere Führungskräfte. Klicken Sie sich durch... - Digitalisierung
In vier Jahren wird es nur noch halb so viele Mitarbeiter in den gewohnten Business-Prozessen geben, aber fünfmal so viele Schlüsselaufgaben im digitalen Business. Wie die Gesamtbilanz aussehen wird, sagte Plummer nicht, aber Beschäftigungspolitik war auch nicht sein Thema. Ihm ging es mehr darum, zu vermitteln, dass sich die Technik immens auf die Verbesserung der Lebensqualität auswirken werde: "Wir bewegen uns aus einer Welt, wo sich Menschen verhalten, wie die Computer es wollen, in eine Welt, wo die Computer sich verhalten wie wir." Für die CIOs bedeutete das: Sie müssen neue, nicht-traditionelle IT-Rollen entwickeln und besetzen. - Transformation der Geschäftsmodelle
Spätestens 2017 wird ein "disruptives" digitales Geschäftsmodell den Markt erschüttern, das von einem Computer-Algorithmus entworfen wurde. IT-Verantwortliche sollten jetzt schon beginnen, technisch getriebene Transformationsmöglichkeiten für das Geschäft ihrer Arbeitgeber zu evaluieren. - Alles vollautomatisiert
Im Jahr 2018 werden Smart Machines und industrialisierte Services dafür sorgen, dass die Total Cost of Ownership für den Geschäftsbetrieb um 30 Prozent niedriger liegt als heute. Mit den Vorläufern solcher Maschinen und Services sollten sich vor allem CIOs aus dem Fertigungsbereich schleunigst auseinandersetzen. - Demografischer Wandel
Die weltweite Lebenserwartung wird bis 2020 um ein halbes Jahr ansteigen - dank der massenhaften Verbreitung von drahtlosen Gesundheitsmonitoren, die als Implantate oder Armbänder getragen werden können. Das wirft für die Geschäftsführer eine Reihe von Fragen auf: Wie schlägt sich diese Entwicklung in der Versicherungswirtschaft nieder? Wie lassen sich solche Devices für die Verbesserung der Mitarbeitergesundheit nutzen? Wie kann man das Risiko verringern, dass Gesundheitsdaten oder beispielsweise Herzschrittmacher gehackt werden? - Mobiles Einkaufen
Mobile digitale Einkaufsberater nehmen zu: 2016 werden 2,5 Milliarden Dollar im Online-Shopping mit Hilfe solcher Beratungssoftware ausgeführt. Für Marketing-Leiter heißt das: Sie müssen Techniken entwickeln, mit denen sie die Aufmerksamkeit nicht nur von Menschen, sondern auch von digitalen Assistenten wecken. - Neue Werbeformen
Zumindest in den USA wird schon 2017 die Hälfte des "Digitalen Kommerz" mobil vonstatten gehen. Dabei werden die Mobile-Marketing-Teams versuchen, die "mobilen Brieftaschen" wie Apple Passbook und Google Wallet direkt abzufragen - unterstützt durch das wachsende Interesse der Kunden an mobilen Bezahlsystemen. - Agile Prozesse
Digitalisierung destabilisiert Prozesse, so Plummer. 2016 werden 70 Prozent der erfolgreichen Business-Modelle freiwillig auf instabile Prozesse setzen, die sich schnell an die Kundenbedürfnisse anpassen lassen. Darauf müssen CIOs mit agilen Teams und Entwicklungsmethoden reagieren. - Kunden für Kunden
Eine bessere Kundenerfahrung wird zum A und O des wirtschaftlichen Erfolgs. 2017 wird sich mindestens die Hälfte des Forschungsaufwands für neue Consumer-Produkte mit diesem Thema beschäftigen. Dabei wird die Empfehlung von Kunde zu Kunde, wie sie heute schon über soziale Medien passiert, eine immer größere Rolle spielen. - 3D-Druck
In drei Jahren, also 2017, wird jeder fünfte Verkäufer von "soliden" Produkten im Internet 3D-Druck anbieten, um seine Angebote zu individualisieren. Die CIOs müssen sich darauf vorbereiten und ihre Prozesse, Skills sowie Techniken daraufhin überprüfen, ob sie dem gewachsen sind. - Zielgerichtet
Targeted Messaging in Kombination mit Internal-Positioning-Systemen werden 2018 den Händeln dabei helfen, 20 Prozent mehr Kunden in ihre Läden zu ziehen - nach dem Motto: Sie haben sich dieses Produkt jetzt schon sechsmal angeschaut, warum kommen Sie nicht mal rein und probieren es an? Dass dazu fleißig Kundendaten gesammelt werden müssen, versteht sich von selbst. Außerdem müssen die CIOs die Technik und die Prozesse für solche Echtzeitangebote bereitstellen.
Thin-Client ist nicht billiger
Doch eine solche Evaluierung ist nicht so einfach. Allzu oft haben die Anbieter bei solchen Vergleichs-Diskussionen die Zahlen so lange verschönt, bis am Ende die virtuelle Lösung am günstigsten erschien. Die Ernüchterung folgte dann später im Laufe des Projektfortschrittes. Inzwischen gibt es viele Muster-Rechnungen, wonach eine VDI-Lösung zwischen 550 und 1200 Dollar pro Arbeitsplatz kostet. Gartner-Analyst Gunnar Berger kennt sogar Fälle, bei denen allein der Anteil an Storage-Kosten bei mehr als 1000 Dollar liegt. Auch McNaught bestätigt mit seiner Argumentation, dass Kostenvorteile nur ganz selten eine virtuelle Desktop-Struktur rechtfertigen. Diese Erkenntnis hat sich auch bei den IT-Chefs durchgesetzt. In einer Gartner-Umfrage haben die CIOs die Investitionen als größtes Problem einer VDI-Einführung genannt. Auf dem vierten Platz befindet sich der damit verbundene Punkt einer unklaren ROI-Situation. Aber auch die Plätze zwei und drei hängen indirekt mit Kosten zusammen. Hier nannten die IT-Chefs die Komplexität und die mangelnde Bandbreite als VDI-Problemfaktoren.
Die Bandbreite lässt sich schnell verbessern – man muss nur tief genug in die Tasche greifen. Und eine große Komplexität stört nicht, solange man genügend hochbezahlte Spezialisten zur Hand hat, die die Infrastruktur managen – aber auch das scheitert häufig am Geld.
Softfacts und Stromverbrauch ausschlaggebend
Folglich sind es immer häufiger die Softfacts, die den Ausschlag für eine VDI-Einführung geben. Laut McNaught sind das vor allem die Datenkontrolle sowie die Kollaboration über weite Entfernungen hinweg, beziehungsweise mit externen Partnern. „Denken wir nur an die komplexen Produkt-Entwicklungsarbeiten, die heute in globalen Teams stattfinden. Hier ist es wichtig, dass alle Daten zentral gehalten werden, ohne dass darunter die Produktivität des Teams zu leiden hat“, so McNaught weiter.
- Kostenlose VDI-Lösungen im Vergleich
Nach wie vor werden virtualisierte Desktops als lohnende Alternative zum PC gehandelt. Doch was leisten die Virtual-Desktop-Infrastructure-Lösungen (VDI) der führenden Anbieter Citrix XenDesktop 7, Microsoft VDI und VMware Horizon View 5.3 in der Praxis? - Microsoft VDI
Der Deployment-Overview-Bildschirm bietet eine Systemübersicht und ermöglicht die Konfiguration von Rollen und Servern. - Microsoft VDI
Im RDMS werden personal und pooled Desktops in verschiedenen Collections zusammengefasst. - Microsoft VDI
Bei der Installation von Terminaldiensten sowie virtuellen Desktops unterstützt jetzt ein einheitlicher Wizard. - Microsoft VDI
Die Remote Desktop App bringt virtuelle Desktops auf Mobilgeräte, hier ein Android-Tablet. - VMware Horizon View
Die VMware-Horizon-View-VDI-Lösung ist auf der vSphere-Virtualisierungsplattform aufgebaut. - VMware Horizon View
VMware View bietet Desktops die Möglichkeit, direkt auf Nvidia-Grafikkarten zuzugreifen. - VMware Horizon View
Der View-Client ermöglicht den Zugriff von unterschiedlichen Endgeräten auf virtuelle Desktops. - Citrix XenDesktop
XenDesktop 7 verschmilzt XenApp mit dem VDI-Produkt. - Citrix XenDesktop
Auf Basis der FlexCast Management Architecture werden VDI- mit XenApp-Diensten kombiniert. - Citrix XenDesktop
Mit Flexcast bündelt Citrix mehrere Technologien, mit denen Windows-Anwendungen je nach Anforderungen auf verschiedene Weise zur Verfügung gestellt werden. - Citrix XenDesktop
Die Personal vDisk von XenClient unterstützt die Personalisierung lokaler virtueller Desktops, ohne dass diese durch Administratoren erstellt und verwaltet werden müssen. - Citrix XenDesktop
StoreFront bietet einen Self-Service für Benutzer.
Andere Anbieter nutzen bei ihrer Pro-VDI-Argumentation auch die Einsparungen am Stromverbrauch. Thin-Clients benötigen nur 5 bis 14 Watt, wogegen PCs zwischen 65 und 250 Watt verschlingen. Hier muss natürlich auch der typische Server-Verbrauch mit 450 bis 650 Watt hinzu addiert werden, doch damit lassen sich bis zu 100 Clients versorgen.
Browser-basierte Thin-Clients von Dell
VDI-Lösungen basieren Hardware-seitig auf Thin-, beziehungsweise Zero-Clients, deren Technologie Dell durch die Wyse-Akquisition vor zwei Jahren erworben hat. Bei den Software-Plattformen gibt es Kooperationen mit Citrix, VMware und Microsoft. Hinzu kommen eigene Software-Komponenten, wie beispielsweise vWorkspace. Hierbei handelt es sich um eine Plattform mit der sich im Microsoft- und VMware-Umfeld integrierte End-zu-End-Lösungen betreiben lassen. Von vWorkspace hat das Unternehmen soeben die Version 8.5 vorgestellt. Eines der herausragenden Merkmale der neuen Version ist der HTML5-Connector. Damit lässt sich jedes beliebige Endgerät per Webbrowser als virtueller Desktop nutzen – ohne dass dafür eine separate Client-Software installiert werden muss. Das ist besonders für die Dell-Partner interessant, die Desktop-as-a-Service (DaaS) anbieten.
Bislang vorwiegend einfache PC-Anwendungen
Die gegenwärtigen Hauptanwender von VDI sind laut McNaught einfache Anwendungen in Call-Centern, Schulen und Hochschulen sowie Krankhäusern und Behörden. So meldete die US-Army vor kurzem, dass sie ihre 50.000 PCs im Pentagon komplett auf VDI umstellt, und dass inzwischen bereits 18.000 PCs durch Thin-Clients ersetzt wurden. Deren IT-Chef Thomas Sasala nennt als Grund für dieses Megaprojekt ebenfalls keine direkten Kostenvorteile, sondern beruft sich auf eine schnellere Administration. Seiner Meinung nach lassen sich Sicherheits-Patches bei allen 18.000 Clients über Nacht installieren – was sonst einige Wochen in Anspruch genommen hat.
Dell zielt neuerdings aber auch auf die Power-User, also CAD/CAM, Film-Editing und Big-Data-Visualisierung. Hierzu gibt es ein leistungsfähigeres Protokoll, Highend-Thin-Clients der Serie 7000 und die Rack-Workstation R7610, die mit Nvidias GRID-Karten bestückt ist. High Performance Solutions heißt dieser Bereich bei Dell, für den es bereits zertifizierte CAD/CAM-Software von Siemens, PTC, Autodesk und Dassault Systems gibt. Auch für die Hollywood-Studios soll es bald entsprechende Referenz-Architekturen geben, an denen man bei Dell gemeinsam mit Adobe arbeitet. (sh)