Jobwechsel-Kompass

Vier-Tage-Woche wird zum Wechselgrund

03.07.2023
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Die Vier-Tage-Woche wird zu einem wichtigen Entscheidungsmerkmal – vor allem für junge Bewerber – wenn es um ihren künftigen Arbeitgeber geht, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.
Das Kommen und Gehen der Bewerber wird nicht weniger, und auch die Ansprüche nicht niedriger - zum Beispiel bezüglich der Forderung nach der Vier-Tage-Woche.
Das Kommen und Gehen der Bewerber wird nicht weniger, und auch die Ansprüche nicht niedriger - zum Beispiel bezüglich der Forderung nach der Vier-Tage-Woche.
Foto: Morakot Kawinchan - shutterstock.com

Fast die Hälfte der Bewerber suchen gezielt nach Arbeitgebern, die eine Vier-Tage-Woche anbieten. Und 81 Prozent der Wechselwilligen würden generell gerne in diesem derzeit viel diskutierten Arbeitszeitmodell arbeiten. Zum Vergleich: Die derzeit weniger wechselwilligen Beschäftigten sind zu einem Anteil von 68 Prozent daran interessiert. Das sind einige Ergebnisse des aktuellen Jobwechsel-Kompass, den die Königsteiner Gruppe quartalsweise mit der Online-Jobbörse stellenanzeigen.de erhebt.

Insgesamt ist die Wechselbereitschaft im zweiten Quartal um vier Prozent auf aktuell 32 Prozent gegenüber dem Vorquartal angestiegen. Besonders stark auf Jobsuche sind junge Menschen mit geringer Berufserfahrung. Bei ihnen stieg das Interesse im Vergleich zum Beginn des Jahres um fünf auf 47 Prozent. Für die aktuelle Ausgabe des Jobwechsel-Kompass befragte das Marktforschungsunternehmen bilendi bundesweit 1.075 Beschäftigte.

Kein Gehaltsverzicht

Mehr als drei Viertel der wechselwilligen Kandidaten finden Arbeitgeber, die in ihren Stellenanzeigen oder auf ihren Karrierewebseiten auf eine Vier-Tage-Woche verweisen, attraktiver als andere Unternehmen, die offene Stellen besetzen möchten. Weiterhin aufschlussreich: Nur 38 Prozent der potenziellen Jobwechsler würden bei dieser Arbeitszeitverkürzung auf Gehalt verzichten. Insgesamt würden auch nur 35 Prozent aller an einer Vier-Tage-Woche interessierten Befragten akzeptieren, in diesem Fall auch nur für vier Tage bezahlt zu werden. Aktuell arbeiten 15 Prozent aller Befragten tatsächlich in einer Vier-Tage-Woche. Insgesamt gehen 60 Prozent der Umfrageteilnehmer davon aus, dass diese irgendwann die heutige Fünf-Tage-Woche ersetzen wird.

"Derartige Ansprüche an die Arbeitswelt durch wechselwillige Arbeitnehmer sind allerdings nur deshalb möglich, weil wir mehr freie Stellen als Kandidaten haben", kommentiert Nils Wagener, Geschäftsführer der Königsteiner Gruppe, das Ergebnis. Dieses Problem könne sich durch Arbeitszeitmodelle wie die Vier-Tage-Woche aber noch einmal verschärfen, da so noch mehr Mitarbeiter für die gleiche Menge Arbeit benötigt würden. Eine mögliche Folge seien steigende unternehmerische Kosten, die das Wachstum hemmen, die Preise für die Konsumenten erhöhen und den Spielraum für sonstige Mitarbeiter-Benefits einengen.Lesen Sie

Vor allem Akademiker wollen wechseln

Neben jungen Menschen zeigen sich vor allem Beschäftigte mit akademischer Ausbildung zunehmend offen für eine neue berufliche Herausforderung bei einem neuen Arbeitgeber. Waren zu Beginn des Jahres noch 29 Prozent der Akademiker in Deutschland grundsätzlich wechselbereit, sind es nun schon 38 Prozent. Diese ansteigende Bereitschaft zur beruflichen Veränderung geht einher mit einer gleichbleibend hohen Zufriedenheit mit dem aktuellen Arbeitgeber. So sind nach wie vor mehr als zwei Drittel aller Befragten glücklich in ihrem derzeitigen Arbeitsverhältnis. Bei den Arbeitnehmern mit ausgeprägtem Wechselwunsch sind dagegen weniger als die Hälfte der Kandidaten zufrieden im aktuellem Job.

"Wir beobachten, dass viele Beschäftigte ihren Wert auf dem Arbeitsmarkt erkennen und das für sich nutzen wollen", so Peter Langbauer, Geschäftsführer der Online-Jobbörse stellenanzeigen.de. Für Arbeitgeber bedeute dies, dass die Mitarbeiterbindung für sie mindestens genauso wichtig werde wie die Mitarbeitersuche. Der weit überwiegende Anteil der Beschäftigten ist überzeugt, dass ihr Marktwert auch zukünftig weiter steigen werde. So gingen 82 Prozent der Befragten davon aus, dass sich ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt in einem Jahr besser oder zumindest genauso gut darstellen werden wie derzeit.

Lesen Sie auch: 10 Tipps, um Kündigungen zu verhindern