Ratgeber

Viele Wege führen in die Cloud

09.12.2014
Von 
Steffen Rieger schreibt als Experte zu den Themen IT-Servicemanagement, Systemmanagement, Cloud und Storage. Seit über 15 Jahren im Infrastruktur- und Servicemanagementbereich tätig leitet er momentan den Bereich Infrastructure & Operations beim Beratungshaus it-novum und betreut dort die IT-Lösungen von Konzerngruppen und Mittelständlern. Steffen Rieger engagiert sich stark für offene IT-Lösungen und hat aus der Erfahrung mit proprietären Produkten die beiden Projekte openITCOCKPIT (System-Monitoring) und openATTIC (Storage Management) gegründet.
Der Umstieg auf ein Cloud-Betriebsmodell ist in vielen Punkten nicht mit anderen IT-Projekten vergleichbar. Man muss sich deshalb bereits in einer sehr frühen Phase mit den organisatorischen Aspekten auseinander setzen. Um diese Aspekte und was dabei zu beachten ist, geht es in diesem Beitrag.
Der Umzug einzelner Prozesse in die Cloud muss gut geplant sein.
Der Umzug einzelner Prozesse in die Cloud muss gut geplant sein.
Foto: Sergey Nivens - Fotolia.com

Der große Mehrwert einer Cloud-Umgebung ist die Flexibilität, die man dadurch gewinnt. Umsetzbar ist das aber nur, wenn die Prozesse des Unternehmens diese neue Flexibilität zulassen. Der Rahmen dafür muss meistens erst geschaffen werden. Gleichzeitig muss er aber auch ausschließen können, dass der Ressourcenbedarf plötzlich explodiert. Es ist daher ratsam, die folgenden Prozesse genauer zu prüfen:

  • Beschaffungsprozesse: Die Beschaffung neuer Ressourcen muss pragmatisch, aber trotzdem kostenoptimiert vor sich gehen können.

  • Freigabeprozesse: Die Freigabe von Ressourcen innerhalb der Cloud sollte an einer zentralen Stelle passieren, welche die Relevanz der Anfragen und die daraus entstehenden Kosten objektiv beurteilen kann. Das ist nicht in jedem Fall die IT-Abteilung. Auch Berechnungsmodelle (z.B. abteilungsübergreifende Leistungsverrechnung) können für ausreichende Selbstregulierung sorgen.

  • Ressourcenrückgabe: Nichts ist teurer als reservierte, aber ungenutzte Ressourcen. Deshalb ist auch die Rückgabe von Kapazitäten sehr wichtig. Umsetzen lässt sich das durch definierte Ablaufzeitpunkte bei Anfragen oder eine zentrale Stelle. Auch hiermacht eine interne Leistungsverrechnung Sinn.

Gezielte Standardisierung

Eine Cloud lebt von Automatisierung und Automatisierung setzt Standardisierung voraus. Das bedeutet: Sonderwünsche sind teuer. Sie erhöhen den Aufwand bereits bei den Anfrage- und Freigabeprozessen, sind umfangreicher bei der Ausführung, müssen anders gewartet werden und machen Desaster-Recovery-Pläne und Backup-Konzepte aufwändiger. Deshalb ist es oft günstiger, eine Software-Lizenz auf einen Server auszurollen, (auch wenn diese nicht benötigt wird), als dafür eine Ausnahme zu definieren. Es lohnt sich deshalb, Anforderungsgruppen und Standards durchgängig zu definieren. Zu beachten sind dabei:

  • Server-Installationen (Betriebssystemdistributionen, Versionen, Installationsumfänge etc.)

  • Benutzerrollen und -berechtigungen

  • Client-Installationen/virtuelle Desktops

Von welchem Ressourcenbedarf und Wachstum ist auszugehen?

Cloud-Umgebungen sind flexibel. Trotzdem ist es unerlässlich, den Ressourcenbedarf möglichst genau abzuschätzen und Kapazitätenmanagement zu betreiben, um Engpässe auszuschließen. Die benötigte Größe der Umgebung findet man über folgende Fragen heraus:

  • Wie viele Ressourcen werden im Normalbetrieb benötigt?

  • Gibt es saisonale Anforderungsspitzen, die berücksichtigt werden müssen, wie zum Beisiel das Weihnachtsgeschäft?

  • Wie schnell muss ein neuer Ressourcenbedarf abgedeckt werden können?

  • Wie groß ist das normale Wachstum des Bedarfs?

Der Bedarf lässt sich insbesondere aus den zwei letzten Fragen ableiten. Die Faustregel lautet: Je schneller neue Anforderungen abgedeckt werden müssen, desto größer sollte die Reserve ausgelegt sein.

Nebenkriegsschauplätze der Cloud

Als ob die eigentliche Cloud-Bereitstellung nicht schon reichen würde, muss sich die IT-Abteilung daneben mit weiteren Anforderungen beschäftigen. Nicht nur die unternehmensweiten Prozesse müssen an das neue Arbeitskonzept angepasst werden, sondern auch die Prozesse innerhalb der IT. In der Planungsphase können deshalb die folgenden Fragen hilfreich sein:

  • Wie kann ich Integrität und Sicherheit der Systeme garantieren?

  • Welche Dienste muss ich bereitstellen?

  • Wie dokumentiere ich Abhängigkeiten und Zusammenhänge?

  • Wie überwache ich die Umgebung?

  • Wie kann ich alle Abhängigkeiten automatisieren?