Der große Mehrwert einer Cloud-Umgebung ist die Flexibilität, die man dadurch gewinnt. Umsetzbar ist das aber nur, wenn die Prozesse des Unternehmens diese neue Flexibilität zulassen. Der Rahmen dafür muss meistens erst geschaffen werden. Gleichzeitig muss er aber auch ausschließen können, dass der Ressourcenbedarf plötzlich explodiert. Es ist daher ratsam, die folgenden Prozesse genauer zu prüfen:
Beschaffungsprozesse: Die Beschaffung neuer Ressourcen muss pragmatisch, aber trotzdem kostenoptimiert vor sich gehen können.
Freigabeprozesse: Die Freigabe von Ressourcen innerhalb der Cloud sollte an einer zentralen Stelle passieren, welche die Relevanz der Anfragen und die daraus entstehenden Kosten objektiv beurteilen kann. Das ist nicht in jedem Fall die IT-Abteilung. Auch Berechnungsmodelle (z.B. abteilungsübergreifende Leistungsverrechnung) können für ausreichende Selbstregulierung sorgen.
Ressourcenrückgabe: Nichts ist teurer als reservierte, aber ungenutzte Ressourcen. Deshalb ist auch die Rückgabe von Kapazitäten sehr wichtig. Umsetzen lässt sich das durch definierte Ablaufzeitpunkte bei Anfragen oder eine zentrale Stelle. Auch hiermacht eine interne Leistungsverrechnung Sinn.
Gezielte Standardisierung
Eine Cloud lebt von Automatisierung und Automatisierung setzt Standardisierung voraus. Das bedeutet: Sonderwünsche sind teuer. Sie erhöhen den Aufwand bereits bei den Anfrage- und Freigabeprozessen, sind umfangreicher bei der Ausführung, müssen anders gewartet werden und machen Desaster-Recovery-Pläne und Backup-Konzepte aufwändiger. Deshalb ist es oft günstiger, eine Software-Lizenz auf einen Server auszurollen, (auch wenn diese nicht benötigt wird), als dafür eine Ausnahme zu definieren. Es lohnt sich deshalb, Anforderungsgruppen und Standards durchgängig zu definieren. Zu beachten sind dabei:
Server-Installationen (Betriebssystemdistributionen, Versionen, Installationsumfänge etc.)
Benutzerrollen und -berechtigungen
Client-Installationen/virtuelle Desktops
Von welchem Ressourcenbedarf und Wachstum ist auszugehen?
Cloud-Umgebungen sind flexibel. Trotzdem ist es unerlässlich, den Ressourcenbedarf möglichst genau abzuschätzen und Kapazitätenmanagement zu betreiben, um Engpässe auszuschließen. Die benötigte Größe der Umgebung findet man über folgende Fragen heraus:
Wie viele Ressourcen werden im Normalbetrieb benötigt?
Gibt es saisonale Anforderungsspitzen, die berücksichtigt werden müssen, wie zum Beisiel das Weihnachtsgeschäft?
Wie schnell muss ein neuer Ressourcenbedarf abgedeckt werden können?
Wie groß ist das normale Wachstum des Bedarfs?
Der Bedarf lässt sich insbesondere aus den zwei letzten Fragen ableiten. Die Faustregel lautet: Je schneller neue Anforderungen abgedeckt werden müssen, desto größer sollte die Reserve ausgelegt sein.
- 9 Basisanforderungen an einen Cloud-Vertrag
Die Entscheidung Cloud-Services zu nutzen, bedingt aus Sicht von IDC daher grundsätzlich, dass die Nutzung des jeweiligen Cloud-Service dem Unternehmen einen höheren Level in Bezug auf IT Sicherheit und Ausfallsicherheit bietet als vorher. Die folgenden Punkte zählt IDC zu Basisanforderungen in Vertragsverhandlungen. - 1. Zugangsrechte
Cloud-Services-Anbieter müssen in der Lage sein zu demonstrieren, dass die Kontrolle über Einstellungen, Aufsicht, Zugang des internen Personals jederzeit ausgeübt wird, damit Zuverlässigkeit und Integrität der internen Mitarbeiter sichergestellt ist. Ein Cloud-Anbieter sollte deshalb immer Identifikation und Zugriff mit geeigneten organisatorischen, personellen und technischen Maßnahmen absichern. - 2. Gesetzliche Compliance
Es bestehen nach wie vor große Unsicherheiten, welche Daten extern in welche Cloud-Variante verschoben werden dürfen. Deshalb sind "Datenspeicherung in Deutschland" (50 Prozent) sowie "Verträge nach deutschem Recht" (48 Prozent) aktuell die beiden wichtigsten Sicherheitsanforderungen der befragten IT-Entscheider an Hosted und Public Cloud-Anbieter. Obwohl schlussendlich immer der Kunde für die Einhaltung der gesetzlichen Compliance verantwortlich ist, sollte aber die Verantwortung für die Einhaltung der konsistenten Qualität der Arbeitsvorgänge seitens der Anbieter eingehalten werden. Die Verteilung der Haftung zwischen Cloud-Provider und Kunde muss eindeutig geklärt sein und in rechtlich-bindenden Verträgen festgehalten werden. Unabhängige Audits müssen beschrieben werden und die Lösung von widersprüchlichen Anforderungen muss definiert werden. Nur so erreicht man Transparenz. - 3. Anwendungszertifikate
Rechtsgültige Zertifikate sind ebenso eine Grundvoraussetzung für Cloud-Services, da diese bestätigen, dass das Unternehmen, welches für die Domain oder den Server verantwortlich ist, auch tatsächlich existiert. Nach Beobachtung von IDC steigt der Stellenwert von Standards und Zertifizierungen weiter stark an, denn sie schaffen Vertrauen und die Einhaltung von gesetzlichen Regularien lässt sich nachweisen. - 4. Datenursprung
Insbesondere in Deutschland sind die Datenschutzrechte stark ausgeprägt. Zudem werden die Cyberattacken nicht nur hartnäckiger sondern sie sind auch wesentlich raffinierter. Die Verträge müssen somit auch die Einhaltung der vielfältigen lokalen Datenschutzanforderungen sicherstellen, welchen außerdem einem konstanten Wandel unterliegen. - 5. Datentrennung
Da Public-Cloud-Services mandantenfähig sind und auf demselben Server oder Software-System mehrere Kunden bedienen, ist es essenziell, dass der Cloud-Hosting-Anbieter die Sicherheit zu jeder Zeit garantiert. Der Anbieter muss daher akzeptable Maßnahmen für das kontinuierliche Monitoring der Datenverarbeitung aufzeigen. - 6. Datenwiederherstellung (Recovery)
Für den Fall einer Störung oder Katastrophe muss der Anbieter in der Lage sein, die Daten wiederherstellen zu können. Auch dies sollte immer Vertragsbestandteil sein und sogar die maximale Ausfallzeit für verschiedene Vorfälle regeln. - 7. Transfer der Applikationen
Um Cloud-Services in die bestehende IT Landschaft zu integrieren und durchgängige Prozesse zu ermöglichen, sind in der Regel einige lokale Modifikationen notwendig. Dadurch können in der Regel Kosteneinsparungen erreicht werden. Gleichzeitig kann dies aber auch ein Hindernis für einen eventuellen Rücktransfer der Applikation darstellen. Es ist wichtig, vor allem auf die Interoperabilität der Lösungen auch vertraglich wert zu legen. Dies ist technisch gesehen ein anspruchsvoller Aspekt bei der Migration von Public-Cloud-Lösungen. Für die Befragten ist eine einfache Rückholung der Daten (35 Prozent) sowie die gesetzeskonforme und nachgewiesene Löschung aller Daten nach Anbieterwechsel (32 Prozent) besonders wichtig. - 8. Business Continuity
Unternehmen reorganisieren sich, schließen sich mit anderen zusammen und Rechenzentren werden konsolidiert. Cloud-Services Verträge sollten daher den Transfer der Daten zwischen verschiedenen Rechenzentren klar regeln, um den Betrieb auch bei großen Veränderungen jederzeit sicherzustellen. - 9. Monitoring und Reporting
ieser Aspekt kann insbesondere bei der Nutzung von Public-Cloud-Services komplex werden. Vor allem dann, wenn verschiedene Ansprechpartner die legale Verantwortung und die Kosten im Unternehmen dafür tragen. Die IT Abteilung sollte das Monitoring und Reporting idealerweise zentral übernehmen, um Synergien zu heben und Kosten zu senken.
Nebenkriegsschauplätze der Cloud
Als ob die eigentliche Cloud-Bereitstellung nicht schon reichen würde, muss sich die IT-Abteilung daneben mit weiteren Anforderungen beschäftigen. Nicht nur die unternehmensweiten Prozesse müssen an das neue Arbeitskonzept angepasst werden, sondern auch die Prozesse innerhalb der IT. In der Planungsphase können deshalb die folgenden Fragen hilfreich sein:
Wie kann ich Integrität und Sicherheit der Systeme garantieren?
Welche Dienste muss ich bereitstellen?
Wie dokumentiere ich Abhängigkeiten und Zusammenhänge?
Wie überwache ich die Umgebung?
Wie kann ich alle Abhängigkeiten automatisieren?