Ist die Blockchain die Lösung?
Mit Hilfe der Blockchain Technologie könnte hier ein alternatives Szenario geschaffen werden – vor allem aber mehr Transparenz für alle Beteiligten. Für die Vermarktung von Gebrauchtsoftware denken wir dabei an den folgenden Ablauf – und das nicht nur im Insolvenzfall.
Zunächst wird eine unabhängige Zertifizierungsstelle benötigt (in Deutschland kann diese Rolle von entsprechenden großen Wirtschaftprüfungsgesellschaften übernommen werden). Diese verifiziert die Gültigkeit der Softwarelizenz und legt ein Zertifikat in einem zentralen System ab. Die Validität des Systems wird über die Blockchain gewährleistet. Dort wird die Lizenz als Token abgelegt. Das Token ist somit die Repräsentanz eines Nutzungsrechts oder Nutzungsvertrags.
Sobald dieser Prozessschritt erledigt ist, kann jeder Insolvenzverwalter beziehungsweise jede Verwertungsgesellschaft (und später jedes Unternehmen) einfach Software kaufen und verkaufen. Der Prozess wird automatisch komplett transparent kann aber natürlich anonym bleiben.
Durch die Blockchain kann die Rechtekette jederzeit nachgewiesen werden. Somit ist auch ein erneuter Weiterverkauf der Software ohne großen Aufwand möglich, da die Lizenzen ja bereits im zentralen Sstem zertifiziert sind.
Revolution in der Softwarelizenzierung?
Der Knackpunkt ist die initiale Aufnahme der Lizenzen in die Blockchain - beziehungsweise in eine über die Blockchain validierte Datenbank. Sobald auf diese Weise die Lizenzen "digitalisiert" wurden, können diese sogar völlig automatisiert gehandelt werden. Durch die Abbildung der Lizenzierungsmechanismen in sogenannten "Smart Contracts" ist zudem ein automatisierter Ausgleich von Lizenzbilanzen denkbar. Dazu müsste das Blockchain-Lizenz-System nur mit dem jeweiligen SW-Asset Management System innerhalb des Unternehmens verknüpft werden um so Unter- beziehungsweise Oberlizenzierungen automatisiert ausgleichen zu können.
Von einer solchen bedarfsgerechten Lizensierung könnten sowohl die Nutzer als auch die Hersteller profitieren. Den Lizenzmanagern in den Unternehmen würde die Arbeit erleichtert und Softwarehersteller würden gleichzeitig von einer transparenten Übersicht über die Verwendung Ihrer Software profitieren. Hier handelt es sich also um ein klassisches Win-Win.
Denkt noch ein paar Schritte weiter, so könnte zusätzliche Sicherheit im Sinne der Nutzungsrechte erreicht werden, indem Hersteller einen Baustein (einen "License-Brick") in ihre Software einbauen, der das Nutzungsrecht auf der Blockchain prüft. Die Funktionsweise wäre vergleichbar mit einem zentralen Lizenzschlüssel. Das heisst, so könnte gesteuert werden welche Features freigeschaltet werden, abhängig davon über welches Nutzungsrecht man verfügt.
Wenn dies gelingt, dann würde gleichzeitig eine Möglichkeit geschaffen, die Vorteile von SaaS mit dezentraler Software in Einklang zu bringen. Hersteller dezentraler Software könnten somit direkt vom Trend der bedarfsgerechten Lizenzierung profitieren.
Gebrauchtsoftwarehandel als erster Schritt
Doch diese Szenarien sind heute noch Zukunftsmusik. Alleine der oben beschriebene Use-Case im Bereich Gebrauchtsoftware und im Speziellen bei Insolvenzen wäre ein großer.
Letztlich wäre mit einem solchen System das, was für uns alle für Autos selbstverständlich ist auch im Softwaremarkt angekommen – der Handel mit Gebrauchtem. Da sich Software als digitales Gut nicht abnützt umso besser. Hier könnte ein riesengroßer Markt schlummern, der aufgrund der technischen Hindernisse heute noch nicht geweckt ist. Heute haben in Deutschland nur knapp 24 Prozent der Unternehmenschon einmal gebrauchte Software erworben oder verkauft.
Denkt man, wie oben beschrieben weiter, so könnte damit in Zukunft ein allgemeingültiger, kompatibler und vor allem transparenter Software-Lizensierungsmechanismus geschaffen werden – also die Zukunft der Software-Lizensierung.