FAQ: Gigabit-Powerline bis 1200 Megabit

Vernetzung über die Stromleitung - Das müssen Sie wissen

17.12.2015
Von 
Dr. Harald Karcher ist freier Autor in München. Er testet mobile Geräte vom Handy bis zum Laptop und mobile Netze von WLAN bis zu LTE.
Hat Ihr WLAN Lücken in der Ausleuchtung? Sind keine Leer-Rohre für eine LAN-Verkabelung vorhanden? Dann könnte Powerline die perfekte Ergänzung für Ihre Hausvernetzung sein.

Wer Auto fahren will, braucht Straßen. Wer Zug fahren will, braucht Schienen. Wer digitale Daten, Sprache, Fotos, Videos, Telefonie und Webseiten übertragen will, braucht ebenfalls ein passendes Träger-Medium. Die bekanntesten Inhouse-Carrier sind: Ethernet-Kabel für das LAN, Luft für das WLAN sowie ganz normale 230-Volt-Stromleitungen für Powerline.

Powerline HPT
Powerline HPT
Foto: Devolo

Was spricht für eine Verkabelung per Gigabit-LAN?

Das klassische Ethernet-LAN-Kabel garantiert die sicherste, zuverlässigste und durchsatz-stärkste Heim- und Büro-Vernetzung. Leider kostet die komplette Vernetzung einer Wohnung, eines Büros oder eines ganzen Hauses per Ethernet-Kabel viel Zeit und Mühe. Wenn der Hausmann zwei linke Hände hat, muss ein Handwerker kommen, um Löcher durch Decken und Wände zu bohren oder Kabel-Kanäle in Boden und Wände zu fräßen. Da kommen schnell drei bis vierstellige Eurobeträge für Arbeitslöhne zusammen. Das reine Kabel-Material samt Router-Switch-Equipment ist im Vergleich dazu kaum nennenswert. Nur wenige Häuser wurden schon im Bau mit genügend Leerkanälen für die lückenlose Heim-Verkabelung ausgestattet. In modernen Büros sieht es besser aus: Dort sind Ethernet-Dosen in allen Räumen der Standard. Außerdem gibt es in Büros oft genug Leer-Rohre, Leer-Kanäle, doppelte Decken oder doppelte Böden, die ohne großen Aufwand nachträglich Kabel aufnehmen können.

Wie schnell ist ein Netzwerk mit Gigabit-LAN?

Mit einem 10/100/1000-Megabit-LAN-Equipment kann man 600 bis 900 MBit/s an echten Nutzdaten in einem Windows-Datei-Transfer übertragen. Konkrete Messung aus der Praxis: Wir verbinden zwei schnelle Laptops mit Gigabit-Ports per LAN-Kabel über den eingebauten 4-Port-Gigabit-Switch einer aktuellen AVM FRITZ!Box 7490: Beim Kopieren einer 1,0-GigaByte großen Test-Datei rasen die Daten mit bis zu 890 MBit/s netto von einem Rechner zum anderen. Auch mit anderen Switch-Marken landet man netto in der Regel 100 bis 200 Megabit unter den offiziellen 1.000 Megabit.

Was spricht für eine Vernetzung per Gigabit-WiFi?

WLAN alias Wi-Fi, also das drahtlose LAN, nutzt die Luft als Trägermedium für das Lokale Netzwerk. WLAN eignet sich besonders für die Vernetzung mobiler (!) Geräte wie Smartphones, Tablets und Notebooks. Fast alle Mobiles haben heutzutage WLAN ab Werk eingebaut. Doch auch stationäre Fernsehgeräte, PCs, Gaming-Konsolen, Blu-ray-Player und Lokale NAS-Speichersysteme haben immer häufiger WLAN-Module an Bord, oder sind mit einem WLAN-Stick nachrüstbar. Der große Vorteil von WLAN: Die Luft ist überall präsent, nicht nur an der Steckdose. Man kann sich daher in der gesamten WLAN-Funkzelle einer Wohnung oder eines Büros kabelfrei bewegen, und hat trotzdem (fast) immer eine Verbindung zum Netzwerk.

Wie schnell funkt Gigabit-WiFi?

Der aktuelle WLAN-Standard 802.11ac, alias Gigabit-WLAN, verspricht in der 3x3-MIMO-Variante mit jeweils drei WLAN-Antennen im Router und im Endgerät nominal 1.300 MBit/s Brutto. In der Praxis kommt natürlich weniger: Mit zwei aktuellen WLAN-Routern AVM Fritzbox 7490 konnten wir unter optimalen Bedingungen Peaks von 791 MBit/s netto auf kurze Distanz messen, sprich 61 Prozent vom Bruttowert. Als reproduzierbare Dauerleistung schafften die zwei AC-Fritzboxen AVM 7490 durch eine Stahlbetondecke hindurch einen Netto-Durchschnitt von 560 MBit/s, also 43% vom Bruttowert. Fazit: Das aktuelle Gigabit-WLAN ist netto (!) langsamer als Gigabit-LAN, egal welche Hersteller-Marke man verwendet.