Gesichtserkennung 2.0

Verifizierung mit einem Dreh

28.09.2022
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Als Reaktion auf die stark zunehmenden Fälle von Identitätsbetrug hat das britische Unternehmen Onfido mit Motion einen neuen Ansatz zur Identifizierung entwickelt: Es bittet die Nutzer, den Kopf zu drehen.
Um Identitätsbetrug zu verhindern, wertet Onfido Motion die Kopfbewegungen aus.
Um Identitätsbetrug zu verhindern, wertet Onfido Motion die Kopfbewegungen aus.
Foto: Onfido

Wie Onfido, eine Ausgründung der Universität Oxford, berichtet, sind die Fälle von Identitätsbetrug im Vergleich zum Vorjahr um 43 Prozent gestiegen. Die Anzahl der besonders raffinierten Betrügereien legte sogar um 57 Prozent zu, da die Kriminellen zunehmend ausgereiftere Taktiken anwenden. So verwendeten sie bei ihren Versuchen, Verifizierungssysteme zu täuschen, etwa realistische 2D/3D-Masken oder zeigten ein Bild der Person auf einem Bildschirm.

Die Strategie, den immer raffinierteren Methoden der Angreifer fortschrittlichere Erkennungsmethoden entgegenzusetzen, wird dabei durch die begrenzte Geduld der Anwender und Kunden ausgebremst. So sind "aktive" Erkennungsmethoden, bei denen die Benutzer eine Reihe von Gesten vor einer Kamera ausführen müssen, für ihre hohen Abbruchraten berüchtigt. "Passive" Ansätze, die keine spezifischen Aktionen der Nutzer erfordern, werden dagegen mittlerweile häufig auch von Kunden als unsicher bewertet, so Onfido.

Analyse durch Deep-Learning-Netzwerke

Die neu vorgestellte Technologie Motion soll dieses Problem über die Erfassung von Kopfbewegungen lösen. Dazu wird das Video der Drehung in mehrere Bilder aufgeteilt, die dann in verschiedene Teilkomponenten zerlegt werden. Anschließend analysiert eine Reihe von Deep-Learning-Netzwerken sowohl die einzelnen Teile als auch das Video in seiner Gesamtheit.

Die Netzwerke erkennen dabei Muster innerhalb des Bildes. Bei der Gesichtserkennung reichen diese Muster von der Form einer Nase bis hin zu den Farben der Augen. Im Falle der Spoofing-Erkennung könnten die Muster Reflexionen in einem aufgezeichneten Video, Einfassungen auf einem digitalen Gerät oder die scharfen Kanten einer Maske sein.

Motion wird als Teil von Onfidos Real Identity Platform angeboten. Die Lösung verifiziert automatisch und laut Anbieter Bias-frei die Identität eines Kunden durch eine Kombination aus Dokumenten- und biometrischer Überprüfung, vertrauenswürdigen Datenquellen und passiven Betrugssignalen. Onfido wirbt damit, dass die Falschrückweisungsraten und Falschakzeptantraten mit Motion bei unter 0,1 Prozent liegen und 95 Prozent der Nutzer mit Motion in zehn Sekunden oder weniger angemeldet werden können.

"In der heutigen schnelllebigen digitalen Welt wollen Konsumenten in Sekundenschnelle auf Produkte und Dienstleistungen zugreifen und gleichzeitig wissen, dass sie sicher sind", so Alex Valle, Chief Product Officer bei Onfido. "Motion hilft dabei, dies zu erreichen, mit einer biometrischen Liveness-Lösung, die einen einfachen, fairen und sicheren Zugang zu Online-Diensten von Banking und Gaming bis hin zu Krypto, Mietwagen und Motorrollern ermöglicht."