Innovationen sind der einzige Treibstoff der modernen Wachstumswirtschaft. In wohlhabenden Gesellschaften ist ein Anstieg der Güterproduktion nur sinnvoll, wenn neue Produkte auf den Markt kommen. Volkswirtschaften, die hungrige Mäuler stopfen müssen, brauchen keine neuen Produkte, sondern mehr und billigere.
Je satter die Menschen sind und je geringer mangels Kindern die Zahl der nachwachsenden Konsumenten wird, desto schneller und öfter müssen neuartige Produkte auf den Markt, wenn er insgesamt weiter wachsen soll. Wohlstandsgesellschaften sind zunehmend innovationsbedürftig - zumindest solange die Marktteilnehmer glauben, dass ihre Wirtschaft unbedingt wachsen muss, obwohl ihre Zahl schrumpft.
In so einer Gesellschaft haben aber diejenigen, die erfinden lassen wollen, das Übergewicht gegenüber denen, die selbst erfinden. Potentielle Erfinder und damit auch Unternehmensgründer werden knapp. Denn das sind üblicherweise junge, erfolgshungrige und sehr begabte Menschen. Das wachsende Heer der satten Erben ist kein fruchtbarer Humus für Erfinderpersönlichkeiten, sondern sorgt für ein Überangebot an Kapital. In innovativen Gesellschaften, wie zum Beispiel Deutschland vor 1914 oder nach 1945, ist es umgekehrt.
Business Schools produzieren nicht Wissen, sondern Moden
Ökonomen geben sich im Gegensatz zu anderen Sozialwissenschaftlern meist nicht damit zufrieden, Erkenntnisse über Vergangenheit und Gegenwart zu gewinnen. Schon gar nicht, wenn sie wie Christensen an einer Business School künftige Unternehmenslenker mit Handlungsanweisungen versorgen wollen.
Christensens These krankt wie so viele andere seines Faches an dem Anspruch, den ökonomischen Stein der Weisen gefunden zu haben. Nämlich aus historischen Erfahrungen ein zeitloses, quasi-naturwissenschaftliches Gesetz zu formulieren - inklusive eines Musters für die Praxis der Zukunft.