Huthi-Rebellen unter Verdacht

Unterseekabel im Roten Meer beschädigt

29.02.2024
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Mit der Beschädigung von Datenkabeln verschärft sich die Krise im Roten Meer. Verdächtigt werden die Huthi-Rebellen im Jemen. Beweise dafür gibt es allerdings nicht.
Mit der richtigen Ausrüstung lassen sich Unterseekabel aufspüren und beschädigen.
Mit der richtigen Ausrüstung lassen sich Unterseekabel aufspüren und beschädigen.
Foto: JesperG - shutterstock.com

Mehrere Unterseekabel sind offenbar in der Straße von Bab al-Mandab am südlichen Ende des Roten Meeres zwischen Dschibuti und dem Jemen beschädigt worden. Globes, ein israelisches Business-News-Portal, berichtete Ende Februar, vier Kabel seien nahe der teilweise nur gut 25 Kilometer breiten Meerenge beschädigt worden. Dabei handle es sich um Infrastruktur der Unternehmen AAE-1, Seacom, EIG und TGN. Durch das rote Meer laufen verschiedene Daten- und Kommunikationsleitungen, die Europa mit Afrika, dem Nahen Osten und vor allem Indien verbinden.

"Die Lage des Kabelbruchs stellt aufgrund der geopolitischen Sensibilität und der anhaltenden Spannungen eine Herausforderung für Wartungs- und Reparaturarbeiten dar", zitiert das News-Portal aus einer Stellungnahme von Seacom. Die Ausfälle seien signifikant, aber nicht kritisch, da man den Datenverkehr auf andere Kabel habe umleiten können. Man arbeite derzeit an Zeitplänen für die Wiederherstellung und werde diese Pläne mit den Kunden kommunizieren.

Schwierige Reparatur im Kriegsgebiet

Eine Reparatur dürfte angesichts der kritischen Sicherheitslage in der Region schwierig und vor allem auch teuer werden. Kapazitäten seien bei den entsprechenden Unternehmen meist viele Monate im Voraus ausgebucht. Außerdem dürften hohe Risikoaufschläge fällig werden.

Pacific Light Cable Network: Unterseekabel geht nur teilweise in Betrieb

Bereits seit Monaten attackieren vom Iran unterstützte jemenitische Huthi-Rebellen Handelsschiffe im Roten Meer. US-amerikanische, britische und seit kurzem auch deutsche Marine-Einheiten versuchen die Schifffahrtsrouten zu schützen. Die USA und Großbritannien fliegen darüber hinaus regelmäßig Einsätze gegen militärische Stützpunkte und Infrastruktur der Huthi.

Ob die Rebellen tatsächlich für die Schäden an den Kabeln verantwortlich zu machen sind, ist unklar. Offizielle Belege dafür gibt es bislang nicht, auch wenn die Huthi vor einigen Wochen bereits damit gedroht hatten, Infrastrukturen wie zum Beispiel Datenkabel zerstören zu wollen. Militärexperten bezweifeln indes, ob die Rebellenstreitkräfte mit ihrer militärischen Ausrüstung dazu in der Lage seien.

Angst vor Anschlägen im Meer

Seit den Anschlägen auf die Nord-Stream-Gaspipelines in der Ostsee 2022 sowie einem Vorfall im Finnischen Meerbusen zwischen Helsinki und Tallinn in Estland wächst die Angst, Unterseekabel könnten in Konflikten als Angriffsfläche dienen. Das Thema beschäftigt auch die politisch Verantwortlichen in Europa. Die EU-Kommission hat am 21. Februar 2024 ein Whitepaper veröffentlicht, in dem es um die Herausforderungen bezüglich der digitalen Infrastruktur geht.

Dabei spielt auch die Bedeutung von Unterseekabeln eine wichtige Rolle. Da ein Großteil des globalen Datenverkehrs durch diese Leitungen laufe, müssten die Kabelinfrastrukturen auch entsprechend geschützt werden. Wie das in der Praxis zu realisieren ist, ist unklar. Allerdings finden derzeit offenbar Gespräche mit der NATO statt, wie kritische Infrastrukturen am Meeresboden überwacht und gesichert werden könnten.