Rolle, Bedeutung und Relevanz des Arbeitsplatzes
Der Arbeitsplatz unterliegt in den letzten drei, fünf, zehn beziehungsweise eigentlich schon in den letzten 100 Jahren einem drastischen Wandel, ob gesellschaftlich, individuell oder technologieseitig. Im 19. Jahrhundert waren es zum Beispiel Telegrafie und Telefonie. Im 20. Jahrhundert waren es moderne Schreibmaschinen, die Gestaltung von Arbeitsplätzen oder das papierfreie Büro. Vor etwas mehr als einem Jahrzehnt waren die E-Mail oder "der Heimarbeitsplatz" das Leitbild der neuen Arbeitswelt. Im neuen Jahrtausend kamen die Themen Kollaboration und gemeinschaftliches Arbeiten (Social Business) hinzu - auch über Unternehmensgrenzen hinweg. Gegenwärtig sind es vernetzte Unternehmen - oder sogar Marketing-Phrasen wie das "Unternehmen als Netzwerk".
Einige Konzepte konnten sich nachhaltig durchsetzen, andere hatten eine kurze Hochzeit, und wieder andere Organisationsansätze konnten die Erwartungen nie erfüllen. Was jedoch bleibt, ist die Erkenntnis, dass der Fortschritt der Arbeitswelt permanent und andauernd stattfindet. Eine weitere zentrale Erfahrung ist, dass jeder Wandel, jede Entwicklung und jede Umstrukturierung offen in ihrer Grundkonzeption gestaltet werden muss. Das bedeutet unter anderem, dass technologische Offenheit und Agilität grundlegend für die Leistungsfähigkeit einer Strategie sind. Nur so können zukünftige Entwicklungen antizipiert und umgesetzt werden. Und nur so können operative Korrekturen an der Strategie vorgenommen werden.
So galten bis vor kurzem noch fest installierte Desktop-PCs als optimale Ausstattung von Büro- und Wissensarbeitern. Doch innerhalb von wenigen Jahren haben sich durch neue Endgeräte wie Smartphones und Tablets auf der einen Seite und neue Services auf der anderen Seite die Anforderungen an die IT-Ausstattung maßgeblich geändert. Die gesamte Arbeitswelt wurde quasi mit einem Wimpernschlag auf Mobilität und Flexibilität gedreht. Hieraus entstanden nicht nur Chancen für die Unternehmen. Vielmehr ergeben sich auch Herausforderungen für die Gestaltung der Arbeitsumwelt, die Einhaltung rechtlicher Rahmenparameter (zum Beispiel Datenschutz) und an die gesamte Ausrichtung der Organisation.
- Die 12 Typen des BYOD-Mitarbeiters
Viele Mitarbeiter nutzen BYOD schon. Dabei haben sich im Alltag einige Typen herauskristallisiert. Wer BYOD voran getrieben hat und wer BYOD ausnutzt, erfahren Sie hier. - 1. Die Millennials
Die Generation Y ist schuld daran, dass BYOD überhaupt gestartet ist. Immer mehr Millennials kommen von der Uni in der Arbeitswelt an. Sie fordern von IT und Management, dass sie ihre eigenen Geräte im Beruf nutzen dürfen - und nicht etwa einen zwei Jahre alten Blackberry. Das wäre nicht mal retro. Die Millennials arbeiten lieber flexibel und zu ungewöhnlichen Zeiten, auch mal am Wochenende. Dafür dürfen sie dann auch während der Arbeitszeit privat surfen. Dass Privates und Berufliches immer mehr miteinander verschmelzen, ist ihnen egal und vielleicht sogar recht. - 2. Die Techies
Techies sind begeistert von BYOD. Noch bevor es BYOD gab, hatten sie immer schon eigene Geräte im Unternehmen am Laufen - nur hatte sich niemand dafür interessiert. Der Techie hat, was BYOD angeht, klare Vorlieben: Android vor Apple. Die Marke mit dem Apfel, mitsamt den iPads und iPhones, ist ihnen zu simpel. Android dagegen bietet den Techies viel mehr Möglichkeiten und hat ein paar nette Apps, die Technikfans lieben, etwa Software, die eine Fernsteuerung ermöglichen und andere IT-Funktionen. - 3. Die CEOs
Die CEOs sind auch in Sachen BYOD die Chefs. Sie wollen ein bestimmtes Gerät nutzen, das die Firmensoftware eigentlich nicht unterstützt? Da sollte sich die IT besser ranhalten. Der Entscheider bestimmt auch bei diesen Geräten, wo es langgeht. Der Geburtsort von BYOD ist obersten Stockwerk des Unternehmens anzusiedeln. - 4. Die Generation X
Nicht jeder Mitarbeiter mag BYOD oder kommt damit zurecht. Trotzdem verdonnern einige Firmen ihre Mitarbeiter dazu. Eine Umfrage von Gartner unter CIOs hat ergeben, dass 2017 die Hälfte aller Arbeitgeber ihre Mitarbeiter dazu zwingen, ihre eigenen Geräte zu nutzen. Sie müssen das teure Smartphone und das kompatible Notebook selbst anschaffen. Wie gut die Generation X damit zurecht kommt, ist vielen Firmen egal. - 5. Die Sales-Mitarbeiter
"Darf ich Ihnen die neue Präsentation auf dem neuen iPad mit Retina-Display zeigen?" Ein Satz, den man von Sales-Mitarbeitern garantiert häufiger hört. Zwar wurden in den Anfangsjahren des Tablet-Hypes die Geräte noch von den Firmen gestellt. Inzwischen erwarten die Unternehmen, dass die Mitarbeiter sich selbst um die Geräteanschaffung kümmern. Die tun das auch prompt. Die Präsentation ist einfach zu schön mit einem Tablet. Der Trend: Sales-Mitarbeiter und BYOD ist bald Selbstverständlichkeit. - 6. Die Stundenarbeiter
In Deutschland das gängige Modell: Die 36-Stunden-Woche. Wer, anders als Führungskräfte, nicht nur nach Leistung, sondern auch auf Zeitbasis bezahlt wird, bekommt meistens kein Gerät von der Firma. Die Stundenarbeiter, die dem deutschen Durchschnittsarbeiter entsprechen, nutzen BYOD mit Begeisterung. Sie genießen damit deutlich mehr Freiheiten. Andererseits: So bekommen sie auf einmal E-Mails nach Feierabend, wenn sie sich schon längst ausgestempelt haben. - 7. Die chronischen Nörgler
"Das ist doch alles Mist, so kann das nicht funktionieren, ich mache da nicht mit." Kennen Sie diesen Satz? Dauernörgler gibt es in jedem Unternehmen. Sie sind mit nichts zufrieden - vor allem nicht mit BYOD. Dabei waren sie eine der treibenden Kräfte hinter dem Ganzen. Unbedingt wollten sie ihre eigenen Geräte nutzen, weil sie nicht ständig zwei Smartphones herum schleppen wollten. Jetzt beschweren sie sich, dass sie Sicherheitsbestimmungen einhalten müssen und auf den Geräten nicht jede Anwendung laufen lassen dürfen, die sie wollen. - 8. Die Sozialen Netzwerker
Wer ständig auf Facebook, Twitter und Co. unterwegs ist, liebt BYOD. Der Typus "Sozialer Netzwerker" ist für Firmen ein großes Problem: Sie fürchten, dass die Produktivität der Mitarbeiter sinkt. Einige Unternehmen verbieten daher die Facebook-App. - 9. Die schwarzen Schafe
In den falschen Händen kann BYOD katastrophal sein. Eines ist sicher: In jeder Firma gibt es Angestellte, die gern woanders arbeiten möchten. Verlassen sie die Firma, nehmen sie gern vertrauliche Daten mit. BYOD erleichtert es ihnen, Informationen zu stehlen, schließlich verschwimmen persönliche und berufliche Informationen auf den Geräten und die Nachverfolgung wird schwieriger. Diese Gefahr war zwar früher nicht kleiner, heute fällt der Informationsklau im Unternehmen aber leichter. - 10. Die Freelancer
Selten stellt den Freelancern die Firma ein Gerät zur Verfügung. Das war vielleicht mal - heute wird erwartet, dass der Freelancer schon alles hat. Die meisten arbeiten lieber mit ihren eigenen Geräten, als sich von anderen etwas aufdrücken zu lassen. Fremdbestimmt arbeiten mag der Freelancer überhaupt nicht. - 11. Die Home Office Mitarbeiter
Wer zum Teil oder ganz von zuhause aus arbeitet, für den ist BYOD ohnehin schon Alltag. Anstatt sich vor das kleine Firmen-Laptop zu quetschen, arbeitet man lieber bequem vorm großen Bildschirm aus. Wenn das Firmentelefon immer auf das Smartphone umgeleitet ist, nimmt man doch lieber gleich das Privathandy. - 12. Die CIOs
Er hat den Überblick über alle Geräte im Unternehmen: der CIO. Zumindest sollte er ihn haben, denn er ist dafür verantwortlich, dass BYOD funktioniert. Er muss sich zunächst um eine Policy kümmern, die eine Balance zwischen dem Sicherheitsbedürfnis der Firma und der Wahrung der Privatsphäre der Mitarbeiter darstellt. Zudem muss der CIO eine schöne neue Welt basteln aus mobiler Device-Management-Software, Sicherheits-Tools, Know-how unterschiedlichster Geräte, Enterprise-App-Stores und sozialen Support-Netzwerken statt der traditionellen Help Desks. Gleichzeitig muss er mit der Personal-, der Rechts- und der Finanzabteilung sowie den Fachbereichen zusammenarbeiten. Viel Glück!
Dabei darf nicht vergessen werden: Werte bedingen einander, brauchen einander und begrenzen einander. Entscheidet sich ein Unternehmen dafür, die Arbeitswelt und die Interaktion zwischen einzelnen Personen, Teams und Unternehmen flexibler und offener zu gestalten, entsteht auch der Bedarf an einer Diskussion über Werte. Ein solcher Wert ist Vertrauen. Grundlage für Vertrauen ist Transparenz. Organisationsform und IT-Technik können Transparenz schaffen. Es werden Freiräume benötigt. Es geht darum, die Möglichkeiten, die das einzelne Individuum oder das Team (oder der Kunde oder der Lieferant etc.) hat, in eine Idee zu gießen. Hierfür werden Freiräume benötigt. Das Fundament von Freiräumen ist Vertrauen. Die Blaupause von Vertrauen ist Transparenz.
Wird Transparenz gewollt, sind offene Räume notwendig. Und dies kommt dem Charakter von Menschen entgegen, da Menschen von Natur aus nicht dafür geschaffen sind, in geschlossenen Räumen zu leben. Dies betrifft auch die Arbeitswelt. "Geschlossene Räume" sind hier nicht im Sinne der Architektur zu verstehen, sondern vielmehr im Sinne von Denkmustern, Arbeitsweisen, Verhaltensmustern. Deshalb muss bei der "Architektur" der Arbeitswelt dafür Sorge getragen werden, dass der Einzelne am Tagesverlauf der Masse teilhaben kann - und umgekehrt. Jedoch ist hiermit nicht der gläserne Mensch gemeint und darf auch nicht als Ziel verstanden werden.
Was zu tun ist
Versetzen Sie sich zurück in das Jahr 2000. Eventuell in den März 2000. Also an den Zeitpunkt, wo die weltweite Spekulationsblase platzte, die auch unter dem Begriff "Dotcom-Blase" bekannt wurde. Einem Zeitpunkt also, ab dem nicht nur große Skepsis gegenüber Spekulanten herrschte, sondern auch neue Technologien und Geschäftsmodelle argwöhnisch betrachtet wurden. Hätte eben gerade zu diesem Zeitpunkt jemand behauptet, dass bereits zehn oder 12 Jahre später eine größere Zahl von Menschen mit einem handlichen Gerät per Messaging oder E-Mail von unterwegs bei Unternehmen verschiedenste Dienstleistungen nachfragt, sich mit Freunden und Bekannten jederzeit austauscht oder sich sogar über diese oder ähnliche Geräte mit dem eigenen Arbeitsplatz vernetzt, hätte man ihn wahrscheinlich ausgelacht. Heute sind wir schlauer: Mobile Geräte und die damit verbundenen Anwendungen und Datendienste haben die Art und Weise verändert, wie die Welt sich dreht. Aber auch die klassische stationäre Arbeit hat sich weiterentwickelt. Die Digitalisierung der Arbeitswelt führte - und führt - zu einer Neuordnung formaler und informeller Prozesse in Unternehmen. Der Arbeitsraum hat sich für viele Menschen ausgedehnt und ist nicht mehr durch Raum, Ort oder Zeit limitiert.
Hierdurch kann die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen und Männer in vielen Berufen tatsächlich erreicht werden. Familienfreundliche flexiblere Arbeitszeiten werden Voraussetzung und sind geeignete Rahmenparameter, die einerseits etablierte Werte erhalten, andererseits jedoch einen wettbewerbskonformen Fortschritt ermöglichen. Auch deshalb wird gefordert: Anstatt sich mit einer Frauenquote zu beschäftigen, müsste die EU-Kommission eine Diskussion darüber anstoßen, wie Europa im 21. Jahrhundert auf den globalen Märkten wettbewerbsfähig bleibt und welche Rahmenparameter notwendig sind. Statt sich über die sinkenden Geburtenraten auszulassen, sollte die Bundesregierung Gesetze schaffen, die für unterschiedliche Qualifikationsprofile und Lebenssituationen mobile, ortsungebundene und wettbewerbsfähige Arbeitsplätze ermöglichen.
- Klare Vereinbarungen treffen
Flexible Arbeitsmodelle erfordern klare Vereinbarungen. Nur wenn die Rahmenbedingungen transparent und Erwartungen eindeutig formuliert sind, kann daraus eine vertrauensvolle neue Arbeitskultur entstehen. - Nutzung freistellen
Nicht für jeden Mitarbeiter eignet sich Arbeiten im Home-Office: Jedem Mitarbeiter sollte freigestellt sein, diese Angebote im Unternehmen zu nutzen. - Mitarbeitern vertrauen
Als Arbeitgeber sollte man seinen Mitarbeitern vertrauen und "loslassen" können. - Mitarbeiterleistung messen
Die Leistung von Mitarbeitern muss objektiv definiert und gemessen werden. - Führung nicht vernachlässigen
Aus den Augen, aber nicht aus dem Sinn: Auch Mitarbeiter ohne permanente Anwesenheit brauchen Führung. - Fürsorgepflicht ernst nehmen
Arbeitgeber haben eine Fürsorgepflicht gegenüber den Mitarbeitern. Diese gelten auch und insbesondere für flexible Arbeitsplatzmodelle. - Neue Meetingkulturen schaffen
Bei aller Flexibilität: Neue Meetingkulturen erleichtern effiziente und effektive Arbeitsprozesse innerhalb der Teams. - Gemeinschaftsgefühl stärken
Den direkten Austausch fördern, sich gegenseitig schätzen - und so die Zusammenarbeit und das Gemeinschaftsgefühl stärken. - Mitarbeiter willkommen heißen
Mitarbeiter müssen sich im Unternehmen willkommen fühlen und haben ein Anrecht auf einen Arbeitsplatz. - Unternehmenskultur überprüfen
Neue Arbeitsstrukturen können nur erfolgreich sein, wenn sie mit der Unternehmenskultur, der Philosophie und den Unternehmenszielen vereinbar sind.
Das vernetzte Unternehmen - respektive das "Unternehmen als Netzwerk" - wird als Teil einer Organisationsform in Unternehmen, als Geschäftsmodell und in der Gesellschaft nur funktionieren, wenn die jeweils beteiligten Parteien ihre Interessen nicht optimieren. Mit anderen Worten: Es gilt, sich vom Modell des Homo oeconomicus - und der in den letzten Jahren gelebten Form der Marktwirtschaft und des Kapitalismus - zu trennen. Das Reduzieren einer komplexen Welt und unserer Vernunft auf nur zwei mathematische Funktionen - einer Nutzenfunktion und einer Wahrscheinlichkeitsfunktion - führt uns zu einer falschen Systemeinschätzung. Benötigt wird eine Anpassung der Rahmenparameter, die eine soziale Marktwirtschaft im 21. Jahrhundert ermöglichen, Wettbewerbsvorteile bieten und in globale Wertschöpfungssysteme passen.
Unternehmen müssen eine Strategie verfolgen, bei der immer mehr Mitarbeiter mit immer mehr - respektive immer besseren - Kommunikationsmitteln versorgt werden, die eigene Organisation zu vernetzen, um damit den Austausch von Informationen und Wissen zu forcieren. Sollen die Vorteile bei uns - in Deutschland - gehoben werden, so benötigen wir eine neue Wirtschaftspolitik und einen erweiterten Begriff der Wohlstandsproduktion. Ein solches Modell - eine solche Politik - muss für umfassende Verfügbarkeit von Technik, Prävention und Schadensvorsorge sorgen sowie eine demokratische Mitbestimmung ermöglichen.