Ein Ende des Wachstums im Freiberuflermarkt ist nicht in Sicht. Diesen Trend der vergangenen Jahre bestätigt die IT-Freiberuflerstudie von IDG Research erneut, die auf der Befragung von 331 Einsatzunternehmen und von 236 IT-Freiberufler beruht. In vielen IT-Abteilungen ist nur mehr die Hälfte der IT-Experten beim Unternehmen fest angestellt, die anderen Mitarbeiter kommen als Zeitarbeiter, von Outsourcing-Dienstleistern oder sind selbständige IT-Fachkräfte mit an Bord. Je kleiner ein Unternehmen, desto eher verzichtet es auf Freiberufler. Aber in den größeren Unternehmen zeichnet sich ab, dass die Bedeutung der Festangestellten in den IT-Abteilungen weiter schwinden wird.
Größter Bedarf an Security-Experten
Treiber dieser Entwicklung sind die Hype-Themen, die Unternehmen immer seltener mit Experten aus den eigenen Reihen umsetzen können: Allen voran Security, gefolgt von Cloud Computing, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz/ Machine Learning und Industrie 4.0. In diesen Feldern erwarten die Unternehmen für die kommenden zwei Jahren den größten Bedarf an externen IT-Fachkräften. Dagegen räumen sie Klassikern wie Enterprise-IT, ERP und CRM nur noch geringe Zuwachsraten ein, ebenso haben Internet-orientierte Architekturen und Mobile Payment als Felder, für die viele IT-Freiberufler benötigt werden, an Zugkraft verloren.
Ein Blick auf die gefragten Profile zeigt, dass Unternehmen in erster Linie freiberufliche Softwareentwickler (48,9 Prozent) suchen, gefolgt von Beratern (38,7). Insbesondere agile Entwickler und Data Science Experten gehören mit jeweils knapp 30 Prozent zu den Top 5 der gefragten Experten, wohingegen nur noch zehn Prozent an eine steigende Nachfrage im Bereich Engineering/ IT-nahe Ingenieursdienstleistungen glauben. Im Vorjahr waren es mit 20 Prozent noch doppelt so viele.
Jahresumsatz bei mehr als 120.000 Euro
Einer hohen Nachfrage seitens der Unternehmen stehen eine gute Auslastung und höhere Honorare auf Seiten der Freiberufler gegenüber. Im Durchschnitt kann ein Freiberufler 185 Tage pro Jahr dem Kunden in Rechnung stellen, hinzu kommen unbezahlte Tage für Akquise neuer Kunden, Weiterbildung, Urlaub und eigenem First-Level-Support. Bei einem Jahresumsatz von mehr als 120.000 Euro, den 41,6 Prozent der Befragten erreichen, stellen sie aber im Schnitt 215 Tage den Kunden in Rechnung. Jeder Fünfte kommt sogar auf einen Umsatz von mehr als 160.000 Euro im Jahr.
Vor einem Jahr gingen die Freiberufler davon aus, dass sie 2018 durchschnittlich 88,13 Euro brutto pro Stunde erzielen können, gelandet sind sie bei 88,41 Euro. Auch für die Zukunft rechnen sich damit, dass sich ihre Honorare weiter um jährlich fünf Prozent erhöhen werden, damit wäre man 2019 bei etwa 100 Euro pro Stunde angelangt.
- Über Status quo und Zukunft...
... der Freiberufler-Vermittler diskutierte die Runde um die Computerwoche-Redakteure Alexandra Mesmer und Hans Königes in der Münchner Allianz Arena. - Michael Girke, Q-Perior
„In den letzten Jahren sind große Budgets für Digitalisierungsinitiativen frei geschlagen und sehr viele Projekte gestartet worden. Ich rechne damit, dass es zu einer Konsolidierung, ja zu einem De-Hype kommen wird. Nicht jedes Digital-Projekt wird überleben. Aber die Anfragen nach Digitalisierungsskills – wie Web-Entwicklung - kommen derzeit immer noch in großer Zahl.“ - Thomas Riedel, Hays:
„Digitalisierungsprojekte haben das bisherige Geschäft nicht verdrängt, sondern kommen on top dazu, so dass der Projektmarkt weiter wächst. Da die Treiber der Digitalisierung nicht in den Rechenzentren, sondern in den Fachabteilungen, zum Beispiel in der Produktentwicklung sitzen, bekommen es wir als Personaldienstleister mit neuen Ansprechpartnern zu tun, die bisher noch nicht mit IT-Freiberuflern zusammengearbeitet haben. Hier müssen wir viel Überzeugungsarbeit leisten.“ - Thorsten Prüser, Neusta Consulting:
"Der Digitalisierungsbegriff ist für mich zu abgedroschen. Es geht darum, wie sich ein Unternehmen durch Anpassung der IT und der Produkte einen Wettbewerbsvorteil verschaffen kann. Der Markt ist für uns größer geworden, da nicht nur Großunternehmen, sondern auch kleinere und mittelständische Unternehmen auf Freiberufler zurückgreifen.“ - Florian Nix, Allgeier Experts:
"Aufgrund von steigender Komplexität, immer kürzeren Wirtschaftszyklen, dem anhaltenden Fachkräftemangel und der unsicheren rechtlichen Situation benötigen Kunden heute von einem Personaldienstleister mehr Beratungskompetenz. Diese reicht von der Beratung hinsichtlich des passenden Vertragsmodells bis hin zur strategischen Unterstützung bei der gesamten Planung und Betreuung der Professional Workforce aus internen und externen Mitarbeitern. " - Mohammed El-Khaledi, Questax:
„Die Kunden treten mit einer anderen Erwartungshaltung an uns Dienstleister heran: Sie wollen wissen, wie sie die benötigten Spezialisten rechtssicher einsetzen können. Darauf reagieren wir mit besser ausgebildeten Mitarbeitern, die mehr Expertise in den unterschiedlichen Vertragsformen mitbringen. Sie schaffen es, dass Know-How und die immensen Erfahrungswerte eines Dienstleisters in die Organisation der Kunden zu tragen. Die gesetzlich klar geregelte Arbeitnehmerüberlassung ist dabei eine Vertragsform, die nach meiner Einschätzung weiter an Bedeutung gewinnen wird.“ - Julian Schotten, Future Consulting:
„Aufgrund der bestehenden Gesetzeslage ist es erforderlich, dass wir Dienstleister nicht nur Dienst-, sondern auch Werk- und Arbeitnehmerüberlassungsverträge anbieten können. Die Kunden erwarten von uns, dass Sie die ganze Palette an vertraglichen Einsatzmöglichkeiten aus einer Hand erhalten.“ - Rene Troche, Westhouse Consulting:
"Viele Kunden wollten nach der Gesetzesänderung zur Scheinselbständigkeit am liebsten nur noch Freiberufler als Zeitarbeiter an Bord holen. Die Herausforderung ist aber, dass hochqualifizierte Freiberufler nicht bereit sind, sich auf das Modell der Arbeitnehmerüberlassung und damit auf eine deutlich geringere Entlohnung und Flexibilität einzulassen.“ - Hubert Staudt, top itservices:
„Freiberufler haben sich ihr Profil in der Regel in neun bis elf Datenbanken hinterlegt und arbeiten mit zwei bis drei Personaldienstleistern zusammen. Pünktliche Bezahlung, interessante Projekte, aber auch kontinuierliche Ansprechpartner auf Seiten des Dienstleiters helfen, dass sie bei der Stange bleiben. Unpassende Projektanfragen und ausbleibende Reaktionen auf die Bewerbung sind zwei große Ärgernisse für den Freiberufler. Auch komplizierte Verträge schrecken den Freiberufler ab, am besten sollte ein Vertrag so gestaltet sein, dass er gut auf dem Handy lesbar ist." - Cristina Aguilar Perez, Personality IT People Power
" Es ist immer eine Frage von Angebot und Nachfrage. Verfügt der Freiberufler über die Spezialisierung, die der Kunde dringend braucht und die zudem wenige Experten anbieten können, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er seine Forderungen auch durchsetzen kann."
Ein durchschnittliches Plus, von dem aber nicht alle Freiberufler gleichermaßen profitieren werden. In dem heterogenen Markt freuen sich beispielsweise junge Freiberufler über eine hohe Nachfrage in einem aufstrebenden Spezialbereich wie Data Science, während sich ältere Freiberufler mit stagnierenden Honoraren anfreunden müssen, wenn sie in einem Umfeld tätig sind, dessen Marktdynamik spürbar nachgelassen hat.
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