IT-Personalvermittler

Umsatzrückgang mit Aussicht auf mehr

23.09.2020
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Die zehn größten auf IT-Freiberufler spezialisierten Personaldienstleister mussten im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang von 1,9 Prozent hinnehmen. Für 2020 sieht es nicht besser aus.
IT-Personalvermittler mussten 2019 erstmals einen Umsatzrückgang verbuchen - und auch für 2020 sieht es nicht gut aus.
IT-Personalvermittler mussten 2019 erstmals einen Umsatzrückgang verbuchen - und auch für 2020 sieht es nicht gut aus.
Foto: igorstevanovic - shutterstock.com

Fast zehn Jahre lang zeigte die Geschäftsentwicklung der Freiberufler-Vermittler nur nach oben. Zweistellige Umsatzgewinne konnten die führenden IT-Personaldienstleister für sich verbuchen, das Rekrutieren und Vermitteln von IT-Freelancer an Unternehmen, die dringend externe Unterstützung in ihren IT-Projekten brauchten, war ein erträgliches Geschäft, das scheinbar keine Wachstumsgrenzen kannten.

Die Marktforscher der Lünendonk & Hossenfelder GmbH haben wie jedes Jahr die Zahlen der Branche für das vergangene Jahr analysiert und festgestellt, dass die Erlöse der Unternehmen erstmals rückläufig waren (-1,9 Prozent). Die Prognose für 2019 lag bei einem Umsatzplus von durchschnittlich 12,2 Prozent, doch sie wurde deutlich verfehlt. Neben offenbar verunsichernden gesetzlichen Vorgaben machte sich die Eintrübung der Konjunktur in wichtigen Branchen wie der Automobilindustrie im zweiten Halbjahr 2019 bemerkbar. Das zeigen erste Ergebnisse der aktuellen Lünendonk-Marktsegmentstudie 2020.

Auch im laufenden Jahr rechnen die führenden zehn Personaldienstleister mit rückläufigen Umsätzen. Bedingt durch die Coronakrise sollen die Einnahmen um rund drei Prozent schrumpfen. "Verglichen mit anderen B2B-Dienstleistungsmärkten ist das eine recht optimistische Prognose", beschreibt Jonas Lünendonk, Geschäftsführer der Lünendonk & Hossenfelder GmbH Mindelheim, die aktuelle Marktsituation.

Fachkräftemangel kommt nach Corona wieder

"Teilweise berichten Anbieterunternehmen von einem mehr als 30-prozentigen Umsatzrückgang im zweiten Quartal 2020", sagt Lünendonk. Bestimmte Qualifikationen seien aber auch jetzt noch händeringend gesucht. Wie bereits in den Vorjahren liegt die Software­entwicklung bei den nachgefragten Kompetenzen ganz vorne. Außerdem sind Experten für Cloud-Technologien stark gefragt, auch wenn sie den allgemeinen Nachfragerückgang nicht kompensieren können. Digitalisierung, IT-Modernisierung sowie Cloud- und IT-Transformationsprojekte wie die SAP-S/4-HANA-Umstellung stimmen die IT-Freelancer und deren Vermittler aber optimistisch für die Zeit nach der Coronakrise.

Diese positiven Wachstums­aussichten decken sich auch mit der Einschätzung der führenden IT-Beratungsunternehmen, die Lünendonk vor kurzem befragt hat. So rechnen die IT-Berater ebenfalls mit einer Erholung des Marktes im Jahr 2021. Vor der Coronakrise litten viele Kundenunternehmen unter einem Fachkräftemangel, besonders bei IT-Fachkräften. Dieser Mangel ist aktuell zwar geringer, wird sich aber bei einer Rückkehr der Volkswirtschaft auf den Wachstumspfad wieder bemerkbar machen.

Spätestens im Jahr 2021 rechnen die führenden Personaldienstleister für die Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern wieder mit deutlich steigenden Umsätzen und mehr Aufträgen für IT-Freiberufler. Sollte sich die Konjunktur gut entwickeln, können die IT-Freelancer-Unternehmen sogar auf einen Nachholeffekt und damit eine Sonderkonjunktur im kommenden Jahr hoffen, ähnlich wie dies im Jahr 2010 nach der Finanz- und Wirtschaftskrise der Fall war.

Hays führt Lünendonk-Ranking an

Mit über einer Milliarde Euro Umsatz und einem deutlichen Abstand ist Hays in Deutschland der Marktführer unter den IT-Personaldienstleistern. Auf dem zweiten Platz folgt Gulp, ein Tochterunternehmen des niederländischen Personaldienstleisters Randstad, mit Erlösen von rund 400 Millionen Euro. Sowohl Hays (-1,1 Prozent) als auch Gulp (-6,3 Prozent) verzeichneten Umsatzrückgänge im IT-Freelancer-Geschäft. Neu auf Platz drei liegt erstmals der englische Personaldienstleister SThree mit einem IT-Freelancer-Umsatz von rund 180 Millionen Euro. Dahinter folgt auf dem vierten Platz Allgeier Experts (136 Millionen Euro), das Tochterunternehmen des Systemhauses Allgeier SE. Komplettiert werden die Top fünf in diesem Jahr wieder von Etengo aus Mannheim mit über 130 Millionen Euro Umsatz.

Neu unter den Top Zwölf ist in diesem Jahr erstmals die Ferchau GmbH als Tochterunternehmen der Able Group. Damit ist die Able Group mit zwei Unternehmen vertreten, da der Neuntplatzierte Top itservices ebenfalls zum Unternehmensverbund aus Gummersbach gehört. Darüber hinaus haben sich 2020 Westhouse Group und Future Consulting zusammengeschlossen und werden nun gemeinsam unter der Marke Westhouse tätig sein. Zusammen erzielten die Unternehmen 2019 einen Umsatz von 147 Millionen Euro. Darin sind signifikante Umsatzanteile mit Managed Service Providing enthalten. Der Zusammenschluss wird dann in der Lünendonk-Liste 2021 Berücksichtigung finden.

New-Work-Vorboten

Nicht nur die hohe Nachfrage der IT-Freiberufler, auch ihre flexible Arbeitsweise macht sie besonders beliebt. Schon vor der Coronakrise war es bei über 30 Prozent der Projekte von IT-Freiberuflern möglich, mindestens zwei Tage pro Woche remote zu arbeiten. Im Zuge der coronabedingten Einschränkungen ist sowohl die Häufigkeit der Projekte mit Remote-Arbeitsmöglichkeit gestiegen als auch die durchschnittliche Zahl der Tage im Homeoffice.

"Hoch qualifizierte IT-Freiberufler sind seit vielen Jahren Vorreiter, wenn es darum geht, Services für den Kunden flexibel und standortunabhängig zu erbringen. In gewisser Weise waren sie damit Vorboten der neuen Arbeitswelt, die nun in zahlreichen Bereichen des Dienstleistungssektors Realität ist", so Jonas Lünendonk.

Die vollständige Lünendonk-Studie "Führende Anbieter für Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern in Deutschland" ist seit dem 9. September online und kann kostenpflichtig bestellt werden. Sie enthält Informationen zu Trends und Entwicklungen im Markt, zum Stand der internen Digitalisierung der Anbieter sowie weitere Kennzahlen.