Deutsche Unternehmen schweben nicht auf Wolke Sieben, sondern gleich auf mehreren Wolken. Sie tragen englische Namen, heißen Amazon Web Services, Microsoft Azure oder Google Cloud Platform und werden immer beliebter.
Laut einer Bitkom-Studie haben im vergangenen Jahr 65 Prozent der deutschen Unternehmen Cloud Computing eingesetzt, Tendenz steigend. Der Begriff Cloud ist - wie es sich für eine ordentliche Wolke gehört - schwer zu fassen.
Er steht für Servicemodelle wie Infrastructure as a Service (IaaS), Platform as a Service (PaaS) und Software as a Service (SaaS), aber auch für Liefermodelle wie Private- oder Public-Cloud. Unternehmen müssen sich beim Umzug in die Cloud nicht nur für ein Service- und Liefermodell entscheiden, sondern auch den Zugriff auf die Cloud berücksichtigen.
Kosten
Der Cloud-Zugriff über das öffentliche Internet ist vergleichsweise preiswert. Die exakten Kosten hängen von dem gewählten Provider und der benötigten Bandbreite ab. Bei einer einfachen E-Mail-Nutzung über die Cloud rechnen Experten mit etwa ein bis zwei Mbit/s pro Nutzer. Wer zusätzlich Video-Streaming oder Voice-over-IP nutzen will, sollte zwei bis vier Mbit/s pro Nutzer einkalkulieren.
Interaktive Web-Konferenzen, spezielle Cloud-Lösungen oder Desktop-Replizierung benötigen vier bis acht Mbit/s pro Nutzer oder sogar noch mehr. Für ein Unternehmen mit zwanzig Mitarbeitern, von denen die Hälfte E-Mails nutzt und im Internet surft, während die andere Hälfte regelmäßig Web-Konferenzen und Desktop-Replizierung benötigt, sollte eine Upload- und Download-Geschwindigkeit von 80 Mbit/s reichen. Dabei gilt es zu beachten, dass bei vielen Angeboten die Upload-Geschwindigkeit oft deutlich geringer ist als die Download-Geschwindikeit.
Bei dedizierten Leitungen sind Up- und Download-Geschwindigkeit in der Regel identisch. Wer sich für eine dedizierte Leitung entscheidet, zahlt entweder günstige Monatsgebühren und nutzungsbasierte Trafficgebühren oder höhere Monats- ohne Trafficgebühren. Unternehmen mit Lastspitzen profitieren dabei von neuen Techniken wie Software Defined Networking (SDN). Dank SDN zahlen Kunden statt fester Monatsgebühren für eine bestimmte Bandbreite nur für die Zeit, in der sie diese Bandbreite tatsächlich benötigen.
Geschwindigkeit
Beim Cloud-Zugriff über das öffentliche Internet teilen sich Unternehmen die verfügbare Bandbreite mit anderen Internetnutzern. Wichtige Geschäftsdaten werden mit der gleichen Geschwindigkeit durch das Netz transportiert wie Katzenvideos oder Facebook-Beiträge.
Ist der Zugriff auf der Cloud nicht geschäftskritisch, ist das kein Problem. Wer jedoch auf einen schnellen und zuverlässigen Cloud-Zugriff angewiesen ist, sollte auf eine dedizierte Leitung setzen. Diese stehen einem Unternehmen exklusiv zur Verfügung und die Anbieter garantieren bestimmte Bandbreiten - teilweise bis zu 100 Gbit/s.
Wichtig ist, darauf zu achten, dass der Anbieter mit Cloud-Dienstleistern wie Amazon Web Services (AWS) oder Microsoft Azure zusammenarbeitet. Microsoft bietet beispielsweise einen speziellen Zugang in seine Cloud an. Er heißt ExpressRoute und eignet sich für regelmäßige Datenmigration, Replikation für Geschäftskontinuität und Notfallwiederherstellung.
Zuverlässigkeit
Unabhängig davon, ob der Zugriff über das öffentliche Internet oder eine dedizierte Leitung erfolgt, sollten Unternehmen von ihrem Anbieter ein Service Level Agreement (SLA) erhalten. Das Dokument gibt Hinweise darauf, welche Servicequalität Unternehmen erwarten können. Je mehr Zahlen in dem Dokument, desto transparenter versucht der Anbieter bezüglich Netzwerk und Performance zu sein.
Besonders wichtig sind folgende Informationen:
Gibt es zur Service-Verfügbarkeit klare Ziele?
Gibt es zu Problembehebungszeiten eindeutige Aussagen?
Erwähnt der Anbieter wichtige technische Parameter wie Jitter, Umlaufzeitverzögerung und Paketverlust?
Aus technischer Sicht gibt es keine hundertprozentige Verfügbarkeit und eine solche Zahl in einem SLA-Dokument hat keinerlei Aussagekraft. Unternehmen sollten daher darauf achten, dass der Anbieter Verfügbarkeits- und Reparaturziele garantiert und nicht auf Basis der "besten Bemühungen" agiert.
Zuverlässige Provider garantieren Verfügbarkeiten zwischen 99,90 und 99,99 Prozent. Der Unterschied mag gering erscheinen, doch er muss auf Jahresbasis betrachten werden. So kann ein Service mit einer Verfügbarkeit von 99,90 Prozent pro Jahr fast neun Stunden nicht verfügbar sein. Bei einem Service mit einer Verfügbarkeit von 99,99 Prozent beträgt diese Zeit lediglich 50 Minuten.