Selbst zehn Jahre Industrie 4.0 brachten die Digitalisierung der Fertigung nicht so recht voran. In einer aktuellen Statista-Umfrage unter 100 Führungskräften aus deutschen Industrieunternehmen zu Industrie 4.0 erklärten 35 Prozent, dass sie keine entsprechenden Techniken im Einsatz hätten.
Die Gründe für die langsame Entwicklung sind vielfältig. Oft fehlt es an Investitionsbereitschaft, Change-Management und Fachkräften. Außerdem stehen, so die UniversalAutomation.Org, proprietäre Steuerungssysteme einer durchgängigen Vernetzung, Interoperabilität und Nachhaltigkeit im Weg. So arbeiteten speicherprogrammierbare Steuerungs-Lösungen (SPS) verschiedener Hersteller in der Regel gar nicht oder erst nach erheblichen Anpassungen zusammen.
Silos der Herstellerumgebungen aufbrechen
Die Non-Profit-Organisation hat es sich deshalb zum Ziel gesetzt, die Silos der einzelnen Herstellerumgebungen aufzubrechen. Hierzu verfolgt sie einen offenen Automatisierungsansatz, der IT-Logiken folgt. Mittel zum Zweck ist eine von UAO entwickelte, herstellerunabhängige Runtime Execution Engine.
Sie basiert auf der bereits 2005 für solche Szenarien geschaffenen Norm IEC 61499 für verteilte Steuerungen. Vereinfacht ausgedrückt soll die Engine für Interoperabilität zwischen der Hardware verschiedener Hersteller sowie eine Portabilität von Softwareanwendungen sorgen.
Solche portablen Anwendungen könnten dann der Organisation zufolge wie aus einem App Store heruntergeladen und sofort genutzt werden - ähnlich, wie man es im IT-Umfeld kennt. Auf diese Weise würden flexible Industrie-4.0-Automatisierungsarchitekturen ermöglicht. Gleichzeitig verbessere sich der Return on Investment (ROI) durch einfache Wiederverwendbarkeit und Portabilität stark.
Bereits 36 Mitglieder geworben
Etwa anderthalb Jahre nach ihrer Gründung, zählt die UniversalAutomation.Org aktuell 36 Mitglieder. Darunter sind namhafte Unternehmen aus Industrie, Anlagen- und Maschinenbau und Start-Ups sowie Universitäten. Mit dabei sind unter anderem R. Stahl, Wilo, Schneider Electric, Yokogawa, Intel, ExxonMobil und die HTW Berlin.
Viele davon haben die von der UniversalAutomation.Org entwickelte, herstellerunabhängige Runtime Execution Engine bereits in ihre Komponenten implementiert. Beispiele hierfür sind Advantech, Flexbridge, Schneider Electric und Kongsberg. Auch das deutsche Familienunternehmen R. Stahl hat sein Remote I/O-System IS1+ mit der Runtime ausgestattet.
Diese Anfangserfolge können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der UAO noch weitere große Player als Mitglieder fehlen. Nicht mit von der Partie sind etwa die wichtigen Steuerungshersteller Siemens und Codesys. Ob es gelingt, diese beiden Platzhirsche mit ins Boot zu holen, steht noch in den Sternen.