Die Schmierenkomödie um die (Nicht-)Übernahme von Twitter durch Elon Musk nimmt immer neue Wendungen an: So twitterte der reichste Mensch der Welt am frühen Dienstag Morgen, dass "dieses Geschäft nicht voranschreiten kann", bis er mehr Details über das Volumen von Spam und gefälschten Konten auf der Plattform erhält. Wenige Stunden später reichte das Twitter-Management daraufhin eine Erklärung bei der Börsenaufsichtsbehörde SEC ein.
Tweets fressen Unternehmenswert
"Twitter ist entschlossen, die Transaktion zum vereinbarten Preis und unter den vereinbarten Bedingungen so schnell wie möglich abzuschließen", erklärte das Unternehmen in dem Filing. Das Unternehmen forderte seine Aktionäre auf, das Angebot von Musk zu unterstützen, der anscheinend eine öffentliche Verhandlung über jeden einzelnen Tweet führte, obwohl er im letzten Monat das große Geschäft zum Kauf von Twitter abgeschlossen hatte.
Der Tesla- und SpaceX-Chef hatte sich am 25. April bereit erklärt, 54,20 Dollar pro Aktie für die Website zu zahlen. Aber anstatt zunächst die 44 Milliarden Dollar schwere Übernahme in Ruhe über die Bühne zu bringen, diskutiert Musk eifrig via Twitter über die Missstände auf der Social-Media-Plattform und seine geplanten Maßnahmen dagegen. Mit dem Resultat, dass der Kurs der Twitter-Aktie trotz des Angebots zwischenzeitlich um 30 Prozent gefallen ist und am Montag bei 37,15 Dollar schloss.
20% fake/spam accounts, while 4 times what Twitter claims, could be *much* higher.
— Elon Musk (@elonmusk) May 17, 2022
My offer was based on Twitter’s SEC filings being accurate.
Yesterday, Twitter’s CEO publicly refused to show proof of <5%.
This deal cannot move forward until he does.
Musks jüngste Äußerungen zum Twitter-Deal drehen sich um das Problem der Fake-Accounts und Bots auf der Plattform. Twitter behauptet seit langem, dass weniger als fünf Prozent seiner Konten gefälscht sind - eine Zahl, die laut Musk schwer zu glauben ist. Er geht vielmehr von einem Wert von weit über 20 Prozent aus - ohne Informationen zur Untermauerung seiner Behauptung zu liefern. Stattdessen solle Twitter-CEO Parag Agrawal beweisen, dass sein Wert stimmt, so der Multimilliardär.
Ein Grund dafür, dass das Problem der gefälschten Konten jetzt in den Vordergrund gerückt ist, liegt darin, dass Musk keine Due-Diligence-Prüfung von Twitter durchgeführt hat, bevor er dem Kauf des Unternehmens zustimmte. Potenzielle Käufer machen sich in der Regel die Mühe, das Geschäft, die Kunden, das Wachstumspotenzial und den Aktienkurs eines Unternehmens zu untersuchen, bevor sie ein Angebot machen. Laut dem am Dienstag eingereichten Bericht des Unternehmens hat Musk Twitter jedoch mitgeteilt, dass eine Due-Diligence-Prüfung des Social-Media-Unternehmens vor der Unterzeichnung einer Vereinbarung nicht erforderlich sei.
Keine Exit-Strategie in Sicht
Musks Chancen, unbeschadet aus dem Deal herauszukommen, sind nicht hoch. Laut Vereinbarung muss der Tesla-Chef mit einer Ablösesumme in Höhe von einer Milliarde Dollar rechnen. Außerdem drohen hohe Anwaltskosten aufgrund einer Klage wegen Vertragsbruchs, wenn er das Geschäft nicht zustande bringt.
Nach Meinung von Rechtsexperten dürfte Musk auch der Verweis auf den von Twitter vermeintlich zu niedrig ausgewiesene Anteil an Fake Accounts und Bots auf der Plattform nicht dabei helfen, den Deal zu annullieren. So enthält die Übernahmevereinbarung zwischen Musk und dem Twitter-Board zwar eine Reihe von "Zusicherungen", was den Zustand des Unternehmens zum Zeitpunkt der Fusion anbelangt. Keine davon bezieht sich jedoch direkt auf die Anzahl der Bots.
Außerdem weist Twitter in seinen behördlichen Unterlagen regelmäßig die geschätzte Anzahl an Fake-Accounts und Bots aus. Das Unternehmen legt aber dar, dass der Bot-Anteil "höher" sein könnte als die geschätzten fünf Prozent.