Erste Verhandlungen

Twitter-Übernahme durch Musk immer wahrscheinlicher

25.04.2022
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Nach anfänglichem Widerstand verhandelt das Twitter-Board nun wohl doch mit Elon Musk über das Übernahmeangebot des Großaktionärs.
Die Chancen, dass Elon Musk Twitter aufkauft, steigen.
Die Chancen, dass Elon Musk Twitter aufkauft, steigen.
Foto: mundissima - shutterstock.com

Der Verwaltungsrat von Twitter habe sich am Sonntagmorgen getroffen , um das Kaufangebot von Elon Musk in Höhe von 46,5 Milliarden Dollar zu diskutieren, berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf informierte Kreise. Für später am Tag habe man außerdem ein Treffen mit dem Tesla-Chef angesetzt, um Details eines möglichen Deals wie Zeitplan oder Strafzahlungen bei Scheitern der Vereinbarung zu besprechen, so die Informanten. Damit deutet sich jetzt ein Sinneswandel im Twitter-Board an, nachdem dieses Musk's Angebot zunächst eher negativ bewertet hatte und sogar eine "Giftpille" beschlossen hatte, um eine feindliche Übernahme zu sabotieren.

Finanzierung gesichert

Ausschlaggebend dafür, dass der Verwaltungsrat die Offerte in Höhe von 54,20 Dollar pro Aktie nun doch ernsthaft in Betracht zu ziehen scheint, sind wahrscheinlich Finanzierungszusagen, die Musk in den vergangenen Tagen vorgelegt hat. In einem Wertpapierantrag, der am Donnerstag veröffentlicht wurde, erklärt Musk, dass die Investmentbank Morgan Stanley und eine Gruppe anderer Kreditgeber 13 Milliarden Dollar an Fremdkapital anbieten. Weitere 12,5 Milliarden Dollar erhält er in Form eines Kredits für den er mit seinen Tesla-Aktien bürgt. Außerdem geht man davon aus, dass der vermutlich reichste Mensch der Welt etwa 21 Milliarden Dollar an Eigenkapital zu dem Deal beisteuert.

Zudem hat Musk mit den X Holdings drei Holding-Gesellschaften gegründet, die es ihm ermöglichen würden, die Auswirkungen einer "poison pill" zu umgehen. So sieht der Plan des Twitter-Boards - vereinfacht ausgedrückt - vor, dass andere Aktionäre vergünstigt neue Twitter-Aktien kaufen können, wenn der Anteil von Musk oder eines anderen Investors 14,9 Prozent übersteigt, ohne dass der Verwaltungsrat zugestimmt hat. Zusammen mit den drei Holdings könnte Musk jedoch bis zu 59,6 Prozent der Anteile erwerben, ohne dass die Giftpille zum Einsatz kommt.

Scheitern des Deals weiter möglich

Trotz all diese Entwicklungen ist es noch nicht ganz sicher, dass der zunächst als höchst unwahrscheinlich bewertete Deal tatsächlich zustande kommt. So wird Twitter am Donnerstag seine Zahlen für das erste Quartal 2022 vorlegen, was sich wiederum auf den Kurs der Aktie auswirken könnte. Am Freitag schloss die Aktie mit knapp 49 Dollar, Musk wiederum betonte mehrmals, dass er nicht mehr als 54,20 Dollar pro Anteil ausgeben wird.

Musk, der mehr als 83 Millionen Follower auf Twitter hat und die Social-Media-Plattform als persönliches Sprachrohr nutzt, will Twitter privatisieren und - unter anderem - die Meinungsfreiheit verbessern. Generell ist aber alles Mögliche an Veränderungen denkbar, unter anderem kündigte Musk in einem Tweet an, er werde die Direktorengehälter bei erfolgreicher Übernahme auf null senken und so etwa drei Millionen Dollar pro Jahr einsparen.