Meta Threads ist da

Twitter-Klon startet - aber nicht in der EU

06.07.2023
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Meta Platforms hat den Twitter-Rivalen Threads gestartet – allerdings noch nicht in der EU. CEO Mark Zuckerberg hofft, die Unruhe unter den Twitter-Usern nach dessen Übernahme durch Elon Musk nutzen zu können.
Metas Twitter-Klon steht in 100 Ländern zum Download zur Verfügung - aber noch nicht in der EU. Angesichts strenger Datenschutzbestimmungen traut sich der Konzern noch nicht.
Metas Twitter-Klon steht in 100 Ländern zum Download zur Verfügung - aber noch nicht in der EU. Angesichts strenger Datenschutzbestimmungen traut sich der Konzern noch nicht.
Foto: Ascannio - shutterstock.com

Threads verwendet einen Teil der technischen Infrastruktur von Instagram und ermöglicht es Anwendern zudem, sich mit ihrem Instagram-Login anzumelden. Viele Beobachter halten das für einen cleveren Move, der die App schnell an Popularität gewinnen lassen dürfte. Instagram zählt mehr als zwei Milliarden vorwiegend junge Nutzer. Zuckerberg behauptet, die App habe bereits in den ersten zwei Stunden nach ihrer Veröffentlichung zwei Millionen Anmeldungen erhalten.

Meta hatte Threads in den letzten Wochen aggressiv vorangetrieben und den Zeitplan mehrmals verkürzt. Zuckerberg will aktuell den Unmut der Twitter-Community nutzen, nachdem Musk Ende letzter Woche die Zahl der von Anwendern einsehbaren Tweets pro Tag eingeschränkt hatte (siehe auch: Zuckerberg ärgert Musk mit Twitter-Klon Threads).

Meta Threads bietet (noch) keine Hashtags und Suche

Es ist wohl der Eile geschuldet, dass Threads noch nicht die Möglichkeit bietet, Hashtags zu verwenden und nach bestimmten Beiträgen zu suchen. Connor Hayes, Vice President of Product bei Instagram, kündigt diese Funktionen mit zukünftigen Updates an.

Threads ist ab sofort in mehr als 100 Ländern im App Store von Apple und im Google Play Store erhältlich und auch über das Internet zugänglich. Allerdings bleibt die Europäische Union (EU) erst einmal außen vor, da man sich bei Meta noch nicht sicher ist, ob dort alle technischen und datenschutzrechtlichen Bestimmungen eingehalten werden können. Man brauche noch ein wenig Zeit, bevor Threads in der EU eingeführt werde, so das Unternehmen.

Der Dienst startet vorerst ohne Werbung. Zuckerberg bleibt damit seiner Linie treu, erst einmal eine kritische Masse an Nutzern zu erreichen, bevor Umsatz und Ertrag in den Vordergrund rücken. Zum Start seines neuen Twitter-Konkurrenten erlaubte sich der Meta-CEO zudem einen kleinen Seitenhieb in Richtung Elon Musk - und setzte nach elfjähriger Abstinenz von der Plattform erstmals wieder einen Tweet ab:

Bei Threads werde es keine Begrenzung geben, wie viele Beiträge die Nutzer sehen können, sagen die Verantwortlichen mit einem Seitenhieb auf Musks jüngste Twitter-Ankündigungen. Während sich die Apps in diesem Punkt unterscheiden, gibt es ansonsten vor allem Ähnlichkeiten. In Threads können User-Beiträge in einer Länge von bis zu 500 Zeichen verfassen sowie Links, Fotos und Videos mit einer Länge von bis zu fünf Minuten posten. Die Feeds der User enthalten Beiträge von Personen, denen sie folgen sowie empfohlene Inhalte von anderen. Anwender haben auch die Möglichkeit, bestimmte Nutzer zu benachrichtigen - so wie bei Twitter.

Offenbar nimmt Meta den Schutz der Verbraucher - zumindest in Threads - ernst.
Offenbar nimmt Meta den Schutz der Verbraucher - zumindest in Threads - ernst.
Foto: Meta Platforms

Mit der Ankündigung bleibt Meta seiner Strategie treu, die große Verbreitung von Instagram und Facebook zu nutzen, um aufstrebende oder unliebsame Rivalen zu attackieren. Im Jahr 2016 führte der Konzern Instagram Stories ein, um der damals neuen Herausforderung durch Snapchat gerecht zu werden. 2020 folgte dann Instagram Reels, ein Kurzvideo-Dienst, der mit TikTok konkurriert. Und nun folgt mit Threads ein Microblogging-Dienst, der die enorme Reichweite von Instagram nutzt, um Twitter herauszufordern.

Twitter hat eine harte Zeit hinter sich

Seit der Übernahme durch Musk ist Twitter mit zahlreichen technischen Problemen konfrontiert. Das Unternehmen hat Tausende von Mitarbeitern entlassen, Nutzer und Werbekunden verprellt und sich jede Menge Kritik dafür eingehandelt, wie es Inhalte moderiert. Viele Kunden haben sich inzwischen nach einer Alternative umgesehen.

Wie das Wall Street Journal berichtet, unterscheiden sich Threads und Twitter darin, dass Metas App in Kürze mit anderen Diensten interoperabel sein soll, die das ActivityPub-Protokoll für soziale Netzwerke verwenden. Mastodon und WordPress wären Beispiele dafür. Beiträge von Threads-Usern mit einem öffentlichen Profil wären damit für Benutzer anderer Anwendungen mit ActivityPub-Unterstützung sichtbar. Meta hat aber noch nicht mitgeteilt, wann genau Threads mit ActivityPub verbunden sein wird.

Threads wird laut Meta auf die bestehenden Sicherheits- und Benutzerkontrollen von Instagram zurückgreifen. Bei Nutzern unter 16 Jahren wird das Profil standardmäßig auf "privat" voreingestellt. Benutzer können kontrollieren, wer sie erwähnen oder ihnen antworten darf und die App so einstellen, dass unangemessene Inhalte gefiltert werden. Die App wird es den Nutzern ermöglichen, anderen zu folgen, denen sie bereits auf Instagram folgen.