Asiatischer Chiphersteller investiert in den USA

TSMC: Die Globalisierung ist tot

09.12.2022
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Der taiwanische Chipfertiger TSMC investiert in den USA rund 40 Milliarden Dollar. Dies ist unter anderem eine Reaktion auf die Exportbeschränkungen der USA gegenüber China.
Chip-Auftragsfertiger TSMC investiert rund 40 Milliarden Dollar in den USA.
Chip-Auftragsfertiger TSMC investiert rund 40 Milliarden Dollar in den USA.
Foto: Vidpen - shutterstock.com

Mit rund 40 Milliarden Dollar tätigt der taiwanische Chip-Auftragsfertiger TSMC eine der größten Auslandsinvestitionen in den USA. 2024 will TSMC in Arizona eine 4nm-Fabrik in Betrieb nehmen. Zwei Jahre später soll dann eine 3nm-Fabrik ihre Produktion aufnehmen. Das ist das erste Mal seit rund 20 Jahren, dass das Unternehmen in den USA expandiert.

Das Ende der Globalisierung?

Anlässlich der Einweihung des neuen Standorts erklärte TSMC-Gründer Morris Chang, dass die Globalisierung und der Freihandel fast tot seien. Vor dem Hintergrund des eskalierenden Handelskriegs zwischen den USA und China wertet The Register die Äußerungen Changs als "nüchterne Reflexion des Zustands der Branche, da die Chipsanktionen der USA gegen China zu einer Zweiteilung der Lieferketten führten".

TSMC in der Zwickmühle

Aufgrund der US-Sanktionen befindet sich TSMC in einer Zwickmühle. So benötigte der Auftragsfertiger von den USA eine einjährige Sondergenehmigung, um weiterhin für sein chinesisches Werk in Nanjing US-Chipherstellungsanlagen kaufen zu dürfen. Allerdings werden dort weniger fortschrittliche Chips hergestellt. Auf der anderen Seite zwangen die US-Sanktionen TSMC-Kunden wie die chinesischen Chipdesigner Alibaba und Biren Technology, die Produktion neuer Grafikprozessoren zu stoppen, um ihre Verarbeitungsgeschwindigkeit zu verringern und so die US-Sanktionen zu umgehen.

Gleichzeitig befürchten TSMC und andere taiwanische Hersteller, dass die US-Sanktionen Chinas Invasionspläne bezüglich Taiwan weiter befeuern könnten. Denn China ist bislang nicht in der Lage, mit einheimischem Equipment Chips in modernen 3nm- oder 4nm-Strukturen zu fertigen. Vor diesem Hintergrund warnte der TSMC-Vorsitzende Mark Liu schon im August, dass "niemand TSMC mit Gewalt kontrollieren kann" und dass eine Invasion die Fabriken des Unternehmens in Taiwan "funktionsunfähig" machen würde. Das liegt laut Liu daran, dass die in Taiwan ansässigen TSMC-Produktionsanlagen "von der Echtzeitverbindung mit der Außenwelt abhängen: mit Europa, mit Japan, mit den USA".

Allerdings scheint auch das Vertrauen gegenüber den USA nicht grenzenlos zu sein. Gerüchten zufolge verfolgt TSMC die Strategie, dass die taiwanesischen Fabriken in Bezug auf fortschrittliche Chipfertigungskapazitäten den amerikanischen Werken immer einen Schritt voraus sein sollen.Um Zugriff auf modernste Prozesstechnologien für die Chipherstellung zu erhalten, müssten die USA als auf ihre eigenen Hersteller wie etwa Intel setzen.