Wie zuletzt auch Elon Musk und Tesla erfahren mussten, spielt das Thema ESG (Environment, Social, Governance) für Unternehmen eine zunehmend wichtige Rolle. Der Druck von Anlegern und Regulierungsbehörden, bestimmte Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, steigt stetig und betrifft neben der Produktion auch den IT-Betrieb. Um hier mehr Energieeffizienz zu erreichen, haben viele CIOs inzwischen besonders stromfressende Anwendungen in die Cloud verlagert. Das Problem dabei: Gerade bei Hybrid- und Multi-Cloud-Nutzung fehlen ihnen die Informationen, um den Energieverbrauch in der Cloud auszuweisen und gegebenenfalls zu optimieren.
Bislang zumindest: Die Cloud-Management-Plattform Cirrus Nexus hat mit TrueCarbon nun ein Tool vorgestellt, das Unternehmen bei der Messung und Reduzierung der Kohlenstoffemissionen ihres Cloud-Betriebs unterstützt. Die KI-gestützte Lösung analysiert laut Anbieter öffentlich zugängliche Informationen über den Energieverbrauch von Rechenzentren und andere Daten Dritter, um Kunden bei der Messung ihrer Kohlenstoffemissionen zu unterstützen. Damit soll es den Unternehmen möglich sein, einen ganzheitlichen Überblick über die mit ihrem Cloud-Betrieb verbundenen CO2-Emissionen zu erhalten, ihnen greifbare Kosten zuzuordnen und Änderungen in Echtzeit innerhalb der Plattform durchzuführen.
"Die KI-Technologie verfeinert ständig die Empfehlungen, die auf den Nutzungsmustern der Kunden und den Energieverbrauchstrends der Rechenzentren basieren", erklärt Chris Noble, Geschäftsführer des Unternehmens. "Sie ist auch in der Lage, Kunden dabei zu helfen, IT-Operationen und -Prozesse spontan in andere Rechenzentren zu verlagern, um den CO2-Fußabdruck der Aktivitäten zu minimieren."
Tatsächliche Cloud-Kosten ermitteln
Bislang würden bei der Cloud-Steuerung lediglich die direkten Kosten betrachtet, so Noble. Wenn eine Cloud-Ressource in einer Region einen Dollar pro Stunde kostet, aber mehr CO2 produziert, könnte das Buchhaltungssystem dies intern mit 1,50 Dollar pro Stunde abrechnen. Das wiederum würde das Unternehmen dazu ermutigen, die Workload in eine andere Region mit saubererem Strom zu verlagern, wo die Ressource 1,30 Dollar kostet. "Plötzlich ändert sich dieser Wert - und das Unternehmen hat nun einen Anreiz, sie in eine weniger kohlenstofferzeugende Region oder ein weniger kohlenstofferzeugendes Rechenzentrum zu verlegen", erklärt der Firmenchef.
Auch große Cloud-Anbieter bieten Tools zur Verfolgung von Kohlenstoffemissionen an. Im März führte Amazon ein Tool zur Verfolgung der Kohlenstoffemissionen für AWS-Nutzer ein, das die Emissionen eines Kunden auf der Grundlage seines Standorts und des Anteils an Ökostrom, der die von ihm genutzten Rechenzentren versorgt, schätzt. Google Cloud Platform und Microsoft Azure bieten ihren Kunden seit Oktober 2021 beziehungsweise Januar 2020 Tools zur Verfolgung der Emissionen an. Kompliziert wird es indes, wenn man Anwendungen in verschiedenen Clouds betreibt und/oder häufig wechselt.