Auf bis zu zehn Seiten verteilen sich manche standardisierte Bewerbungen. Konnte man sich früher noch unregistriert bewerben, ist nun die Eingabe der persönlichen Daten über ein Login der normale Weg. Hat er diese Hürde geschafft, muss der Bewerber verstehen, welche Angaben die Unternehmen von ihm haben möchten. Nicht überall ist es möglich, einen Überblick über alle Formular-Bestandteile zu bekommen. Manche Unternehmen schalten Bewerber erst dann für den Weiterklick frei, wenn sie alle Felder ausgefüllt haben. Nicht wenige Kandidaten dürften davon abgeschreckt werden.
Weiter geht es mit allerlei Fragen. Wo etwa soll man seinen Bachelor-Abschluss eingeben, wenn die Software nur Diplom und Master kennt? Was mache ich, wenn meine Hochschulzugangsberechtigung nicht das Abitur ist, die Software aber keine alternativen Wege kennt?
Einige Formulare häufen Ärgernisse an. Da werden die gesamte Schulzeit, einschließlich der im normalen Lebenslauf überflüssigen Grundschule, jede einzelne Studiennote und sogar Gehaltsvorstellungen mit Pflichtfeld abgefragt. Und was bitte macht man, wenn bei Englischkenntnissen nur zwischen "verhandlungssicher", "gut" und "Grundkenntnissen" zu wählen ist? 30 bis 45 Minuten verbringt ein unerfahrener Bewerber da schnell mit einer einzigen Bewerbung, etwa bei den sehr komplexen Formularen von Bosch oder Audi. Individualität bleibt gerade bei Bosch auf der Strecke. Das Freitextfeld am Ende lässt nur Raum für 200 Zeichen - maximal ausreichend für eine kurze Bemerkung.
Wo bleibt das einfache Formular?
Immer mehr Unternehmen scheinen erkannt zu haben, dass es so nicht weitergeht, da gerade qualifizierte Bewerber von den umfangreichen Abfragen abgeschreckt werden. So zeichnen sich auch positive Entwicklungen ab - oft bei Unternehmen aus den USA, wo Bewerbungssoftware immer schon einfacher war. Das Formular von Coca-Cola füllt sich in fünf Minuten aus. Es müssen lediglich Angaben zur Person, zum Eintrittsdatum und zum Schulabschluss gemacht werden - der Rest ist dem Upload und einem Freitextfeld überlassen. Dem Trend zur Vereinfachung der Formulare folgen aber auch deutsche Firmen, etwa Lidl.
Die Bewerbungshilfe
Wer sich nicht nur im Netz informieren will, dem sei die "Praxismappe für die perfekte Internet-Bewerbung" empfohlen, ein kompaktes, sehr anschaulich gestaltetes Buch aus dem Eichborn-Verlag, in dem die Autorin Svenja Hofert die aktuellsten Anforderungen der Firmen berücksichtigt (ISBN 978-3-8218-5986-6, 16,95 Euro).
Die Resonanz der Personalabteilungen auf Online-Bewerbungen ist schleppend. So geschieht nach der standardisierten Eingangsbestätigung oft wochenlang nichts. Kommt es zu einer Meldung, so handelt es sich gerade bei Initiativbewerbungen oft um eine Absage, die leider fast immer in einem Standardtext verpackt ist.
- 1. Wie findet man eine offene Stelle?
<b>Gabriele Eilers, IhrPersonal</b>: "Optimieren Sie Ihre Bewerbungsunterlagen. Identifizieren Sie die für Sie relevanten Stellenmärkte in den Medien und nutzen Sie deren vielfältige Möglichkeiten. Finden Sie die Firmen, für die Sie gerne arbeiten wollen und starten Sie individuell zugeschnittene Initiativbewerbungen." - 2. Es gibt mehr als einen Weg zum Job
<b>Cornelia Riechers, Quality Outplacement</b>: "Der erfolgreiche Bewerber kennt mehr als einen Weg zum neuen Job. Er reagiert auf <b>Angebote in Printmedien</b> und durchforstet dazu sowohl regionale und überregionale Tageszeitungen als auch relevante Fachzeitschriften. In den <b>Internet-Jobbörsen und entsprechenden Suchmaschinen</b> kennt er sich aus. Er schaltet auch ein eigenes Stellengesuch und trägt sein Profil in solche <b>Internet-Portale</b> ein, wo potenzielle Arbeitgeber es finden. Die Möglichkeiten der Agentur für Arbeit schöpft er aus, einschließlich der angeschlossenen Institutionen wie ZAV. Er geht von selbst auf Firmen zu, nicht nur per Telefon, Brief und E-Mail, sondern auch persönlich. Außerdem wendet er sich an die <b>Personalberater</b> und Vermittler in seinem Fachbereich. Sein berufliches und privates Kontakt-Netzwerk nutzt er, um seinen Aktionsradius zu erweitern. Und er optimiert seinen Auftritt mit der Unterstützung eines Outplacement- oder Karriereberaters." - 3. Und noch ein Tipp zur Jobsuche:
<b>Susanne G. Rausch, act value</b>: "Neben dem offenen Stellenmarkt, sollten Bewerber auch den verdeckten Stellenmarkt ins Visier nehmen. Der "verdeckte Stellenmarkt" zeichnet sich dadurch aus, dass es einen potenziellen Bedarf an qualifizierten Kandidaten gibt, die diesbezüglichen Stellen jedoch zu einem bestimmten Zeitpunkt aus bestimmten Gründen noch nicht beschrieben, geschaffen oder ausgeschrieben wurden." - 4. Wie sollte eine Bewerbung aussehen, damit sie Erfolg hat?
<b>Matthias Busold, Kienbaum</b>: "Während in Boomzeiten mangels adäquater Personalangebote Positionen oftmals mit Kandidaten besetzt werden, die nur anteilig das geforderte Profil mitbringen, kann in Krisenzeiten der hundertprozentig passende Kandidat gefunden werden. Um Absagen und damit Frust zu vermeiden, sollten sich Aspiranten auf Positionen bewerben, die ihrem Profil nahezu in Gänze entsprechen, statt wild Bewerbungen auf alle möglichen Positionen zu versenden." - 5. Worüber sollten sich Bewerber im Vorfeld informieren?
<b>Gerhard Humbert, HSC Personalmanagement</b>: "Vor allem darüber, ob Firma und Position zu ihm passen und umgekehrt. Dann die Stellenbeschreibung, die Anforderungen und welche Kommunikationsform vorgesehen ist (E-Mail, Online, normale Post, Telefon). Bei der Stellenbeschreibung und den Anforderungen sollte der Bewerber versuchen, sich ein möglichst gutes Bild von der Person zu machen, die das Unternehmen sucht. Nicht nur, um es mit dem Selbstbild zu vergleichen, sondern auch um einzuschätzen, welche der aufgeführten Tätigkeitsmerkmale, Erfahrungen, Kenntnisse und anderen Kriterien die wichtigsten sind, die ein Kandidat unbedingt mitbringen muss." - 6. Was muss man im Vorstellungsgespräch beachten?
<b>Thomas Leibfried, Computacenter:</b> "Grundsätzlich sollten Bewerber sich nicht anders verhalten als sonst auch. Empfehlen würde ich jedoch, zusätzliche Fragen zu stellen, die die wirtschaftliche Situation des Unternehmens und die mittelfristigen Aussichten betreffen, um die Gefahren bei einem Arbeitsplatzwechsel besser einschätzen zu können." - 7. Und noch ein Tipp zum Vorstellungsgespräch:
<b>Nicole Mamier, Realtech:</b> "In Krisenzeiten ist es wichtig, dass der Bewerber im Vorstellungsgespräch die Ernsthaftigkeit seines Interesses an einem Arbeitgeberwechsel vermittelt. Natürlich muss der Bewerber auch das Unternehmen besonders auf Herz und Nieren prüfen. Wen sucht das Unternehmen und warum, was wird in der Position erwartet und geboten und bin ich tatsächlich bereit, für den beschriebenen Job zu wechseln? Also, eigentlich wie immer - aber auf beiden Seiten aktuell sicher mit einer Extraportion Skepsis gewürzt." - 8. Und noch einer:
<b>Daniela Kudell, IhrPersonal:</b> "Bereiten Sie sich auf das Unternehmen, die Gesprächsinhalte, die Rahmenbedingungen und die Gesprächspartner vor. Seien Sie professionell, verstellen Sie sich aber nicht. Nutzen Sie die Gelegenheit zu prüfen, ob Sie, die Aufgabe und das Unternehmen langfristig zueinander passen."