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Tipps für die Cloud Migration

05.04.2018
Von  und
Bernd Wachter ist Managing Enterprise Architect im bereich Cloud Infrastructure Services bei Capgemini
  Rolf Kleinwächter ist Solution Director im Bereich Cloud Infrastructure Services bei Capgemini
Die Entscheidung, Anwendungen in die Cloud zu verlagern, sollte gut geplant werden. Schließlich ändert sich mit dem neuen Betreibsmodell eine Menge - das reicht von der Technik bis tief hinein in die Organisation.

Die Cloud wird häufig als Allheilmittel gegen alle Probleme gepriesen, die Unternehmen heute mit ihrer IT-Infrastruktur und ihren Anwendungen haben. Darunter fallen neue Anforderungen im Rahmen der Digitalisierung und hoher Innovationsdruck, aber auch steigende Ansprüche hinsichtlich einer schnelleren Anwendungsentwicklung und mehr geschäftlicher Flexibilität. Aber ist die Cloud wirklich die Lösung? Die Antwort lautet wie so oft im Leben: manchmal ja und manchmal nein. Worauf sollten Unternehmen bei der Transformation ihrer IT in Richtung Cloud achten? Wann lohnt sich die Adaption und wann sollten sie andere Wege gehen? Ist die Cloud tatsächlich immer die günstigere Variante? Und wie geht man bei der Migration am besten vor?

Deutsche Unternehmen haben ihre Zurückhaltung gegenüber Cloud Computing aufgegeben.
Deutsche Unternehmen haben ihre Zurückhaltung gegenüber Cloud Computing aufgegeben.
Foto: bluebay - shutterstock.com

Im internationalen Vergleich waren CIOs im deutschsprachigen Raum bislang relativ zurückhaltend bei der Nutzung von Cloud-Services, vor allem, wenn es um private oder öffentliche Anbieter-Clouds ging. Laut der IT-Trends-Studie 2018 von Capgemini kommen derzeit durchschnittlich 47,3 Prozent aller IT-Leistungen aus der Wolke, der Löwenanteil davon aus unternehmenseigenen Infrastrukturen. Doch die Scheu vor der Cloud nimmt allmählich ab. Das liegt auch daran, dass einige Provider auf die Bedenken der Nutzer reagiert und europäische und deutsche Sicherheits- und Compliance-Vorgaben umgesetzt haben. Viele amerikanische Anbieter beispielsweise haben Rechenzentren auf deutschem Boden eröffnet.

Gründe für eine Cloud-Migration

Weil sich die Rahmenbedingungen ändern, beschäftigen sich auch immer mehr Unternehmen mit der Cloud. Die häufigsten Gründe für eine Cloud-Migration sind:

  • Kostensenkung;

  • Hohe Flexibilität und Geschwindigkeit;

  • Zugang zu Innovationen wie Spracherkennung, Machine Learning oder künstlicher Intelligenz;

  • Handlungsdruck, da Hersteller ihre Anwendungen nur noch als Cloud-Variante anbieten.

Eins vorweg: Durch den Betrieb in der Cloud kann man in den meisten Fällen nichts sparen. Es gibt Kosten, die mit oder ohne Cloud entstehen. Da sie häufig hoch sind und die Skalierbarkeit der Cloud zu wenig genutzt wird, wäre es unrealistisch, hohe Einsparungen zu erwarten. Demgegenüber können Unternehmen mit Cloud Services schnell und einfach moderne Technologien wie Sprachassistenten und künstliche Intelligenz nutzen und das mit geringem Eigenaufwand. Wenn Hersteller ihre Systeme nicht mehr für den Betrieb im eigenen Rechenzentrum anbieten, bleibt dem Unternehmen zudem keine andere Wahl, als sich mit der Cloud auseinanderzusetzen - vorausgesetzt, man will die gewohnte Lösung weiter nutzen.

Auswirkungen einer Entscheidung für die Cloud

Die Entscheidung für die Nutzung einer Cloud hat allerdings Folgen, die Unternehmen bei der Evaluierung beachten sollten. So bedeutet dieser Schritt keinen einfachen Wechsel der Infrastruktur, man kann ihn vielmehr mit dem Wandel von der Mainframe- zur Open-Systems-Welt vor circa 20 oder 30 Jahren vergleichen.

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Mit der Entscheidung für die Cloud verändert sich vieles - die Software-Entwicklung inklusive der Architektur, des Projekt-Managements und der Entwicklungsmethoden. Der IT-Betrieb muss sich ebenfalls umstellen und die IT-Organisation angepasst werden. Die Leistungstiefe sinkt, dafür steigt der Aufwand für die technologische Integration aller Cloud- und traditionellen Services sowie für die Provider-Steuerung. All das gilt es zu beachten, wenn man eine Migration evaluiert oder plant.

Auswahl der richtigen Anwendungen

Grundsätzlich eignen sich manche Anwendungen besser als andere für eine Verlagerung Richtung Cloud. Eine grobe Daumenregel lautet: Je älter eine Anwendung ist, desto schwieriger wird die Migration. Deshalb muss eine sehr alte Applikation meistens neu entwickelt werden. Alternativ bleibt sie, wie sie ist, und liefert nur noch Daten für eine neue Cloud-Lösung über entsprechende Application Programming Interfaces (APIs). Das Beispiel zeigt, dass es verschiedene Optionen für die Migration gibt: Am unteren Ende der Skala steht die reine Portierung, ohne dass die Funktionalitäten und die Architektur der Anwendung verändert werden. Sie bietet sich beispielsweise an, wenn die die Anwendungslandschaft unterstützende Infrastruktur (Server, Storage und Netzwerk) technologisch ohnehin erneuert werden müsste. Sie bietet unterm Strich aber wenig funktionalen Mehrwert bei vergleichsweise hohem Aufwand. In so einem Fall sollte man immer die Gelegenheit nutzen und neue, moderne Funktionalitäten in Form innovativer Cloud-Technologien einbauen.

Am oberen Ende der Skala steht die Neuentwicklung von Anwendungen speziell für die Cloud. Sie bietet sich an, wenn es diese Funktionalitäten so noch nicht gibt, sie eine oder mehrere veraltete Anwendungen ablösen soll oder sich das Unternehmen generell für die Cloud als Plattform entschieden hat. Zwischen diesen beiden Extremen gibt es viele Varianten, angefangen von der Verknüpfung von Altem und Neuem über eine Cloud-Plattform oder der Migrationen von Teilen einer Anwendung in die Cloud und der Nutzung der On-premise-Anwendungen als Datenlieferanten.

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Den Ausschlag bei der Entscheidung für eine dieser Varianten sollte immer das Verhältnis von Kosten und Nutzen geben. Um dieses zu ermitteln, muss jede infrage kommende Anwendung im Bezug auf die folgenden Punkte überprüft werden:

  • welche Anforderungen die Fachseite an die Funktionalität stellt und wie man ihnen am besten gerecht wird;

  • wie hoch der Innovationsdruck und damit der Handlungsbedarf ist;

  • welche Sicherheitsaspekte und gesetzlichen Anforderungen im Bezug auf die Datenspeicherung und -verarbeitung beachtet werden müssen;

  • wie hoch das Risiko im Bezug auf die Abhängigkeit von einem Anbieter ist, denn bei einer Kernanwendung braucht man in der Regel mehr Spielraum als bei einer Hilfsapplikation;

  • Kosten und Folgekosten der Migration;

  • organisatorische Auswirkungen wie beispielsweise auf die Weiterbildung und Mitbestimmung der Mitarbeiter und deren Anforderungsprofile und eventuell damit verbundene Vor- und Nachteile;

  • ob sie auch in Zukunft in der Cloud lauffähig sein wird, wenn sich der zugrunde liegende Technologie-Stack ändert;

Ist diese Überprüfung abgeschlossen, müssen die Kriterien gewichtet werden. Das Ergebnis ist eine Matrix, die zeigt, welche Anwendungen zwingend und möglichst sofort in die Cloud migriert werden sollten, welche neu entwickelt werden müssen und welche Applikationen erst einmal so bleiben können, wie sie sind. Außerdem sollten sich die IT-Verantwortlichen auch überlegen, wie sie die Gesamtlandschaft miteinander verzahnt und welche Schnittstellen bereitstehen müssen, damit der Betrieb auch während und nach der Migration reibungslos weiterläuft.

Den richtigen Anbieter finden

Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Cloud-Anbietern, so dass sich das Auswahlverfahren durchaus aufwendig gestalten kann. Beim Ausschluss der ungeeigneten Anbieter hilft eine Liste individueller K.O.-Kriterien. Die Vergleichbarkeit der übrigen ist manchmal nicht ganz einfach, weil sie unterschiedliche Preismodelle, Laufzeiten, Schnittstellen und Services bieten. Deshalb bietet es sich auch in diesem Fall an, Listen mit Kriterien zu erstellen, die zwingend erfüllt werden müssen und solchen, die in die Kategorie "Sahnehäubchen" fallen.

Es lohnt sich auf jeden Fall, die benötigten Ressourcen wie beispielsweise Transaktionsvolumen, Speicherplatz und Rechenleistung vorauszuberechnen und Angebote für verschiedene Vertragslaufzeiten und Szenarien einzuholen. Viele Anbieter unterscheiden bei ihren Preisen beispielsweise die Nutzung reservierter Ressourcen und solcher auf Abruf. Darüber hinaus können Leistungen im Paket günstig sein, Überschreitungen der vereinbarten Volumina aber sehr teuer. Manchmal lohnt sich der Umstieg in die Cloud auch nur für Anwendungen, die lediglich punktuell benötigt werden. Wer beispielsweise nur zweimal im Jahr Ressourcen benötigt, um Feedback von seinen Kunden einzuholen, eine spezielle Testumgebung bereit zu stellen oder etwas ähnliches durchzuführen, der ist mit einem nutzungsabhängigen Abrechnungsmodell gut beraten. Es befreit das Unternehmen von hohen Kosten, die ohne Cloud-Service für die Vorhaltung der entsprechenden Ressourcen anfallen würden.

Hier finden Sie weitere Hintergrundinformationen zu verschiedenen Cloud-Anbietern:

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Wer einen Anbieter für innovative Technologien wie Sprachdienste, Machine Learning und künstliche Intelligenz sucht, für den schränkt sich die Suche von vornherein ein. In diesem Fall spielen die Kosten natürlich auch eine Rolle, die Leistungsfähigkeit und Vielfalt des Angebotes haben in der Regel aber höheres Gewicht. Außerdem sollte man bei der Auswahl des Anbieters dessen finanzielle Stärke und Innovationskraft berücksichtigen sowie darauf achten, dass die Services in allen Ländern verfügbar sind, in denen sie gebraucht werden, und die Cloud-Rechenzentren performant miteinander vernetzt sind.

Wenn die Evaluierung auf dem Papier zu komplex wird, empfiehlt es sich, verschiedene Anbieter in kleinem Maßstab zu testen. Denn es gibt viele Details, die erst bei der Nutzung ans Tageslicht kommen. Außerdem gibt so ein Test dem Unternehmen die Möglichkeit, die Qualität des Supports auszuprobieren und das Anforderungsprofil zu verfeinern.