Managed Public Cloud Provider (MPCP)

The New Rockstars in Town

02.11.2015
Von 


René Büst ist Research Director in Gartners Managed Business and Technology Services Team mit Hauptfokus auf Infrastructure Services & Digital Operations. Er analysiert Entwicklungen im Bereich Cloud Computing (Anbieter von Managed Cloud-Services und Public Cloud sowie Cloud-Strategien wie IaaS, PaaS und Multicloud), digitale Infrastrukturen und Managed Services sowie den Einfluss der digitalen Transformation auf die IT. Seit Mitte der 90er Jahre konzentriert sich Herr Büst auf den strategischen Einsatz der IT in Unternehmen und setzt sich mit deren Einfluss auf unsere Gesellschaft sowie disruptiven Technologien auseinander.

Managed Public Cloud Provider: Kritisch für eine breite Public Cloud Adaption

Die Komplexität der Public Cloud, das Shared-Responsibility-Prinzip und das fehlende Cloud-Wissen hat zu einer neuen Klasse von Dienstleistern, den sogenannten "Managed Public Cloud Provider" (MPCP), geführt. Ein MPCP entwickelt und betreibt die Systeme, Applikationen und virtuellen Umgebungen seiner Kunden auf den Public Cloud-Infrastrukturen der Amazon Web Services, Microsoft Azure, VMware vCloud Air, IBM Softlayer, ProfitBricks und so weiter.

Die DNA eines MPCP ist zum Großteil deckungsgleich mit der eines Managed Services Provider (MSP). Die beiden Dienstleister-Typen unterscheiden sich nur in kleinen, aber immens wichtigen, Details. Hierzu gehören unter anderem:

  • Ein MPCP ist ein Public Cloud-Profi

  • Er hat verstanden, wie Public Cloud-Infrastrukturen funktionieren und ist im besten Fall von Public Cloud-Anbietern zertifiziert

  • Er sieht Chancen in der Public Cloud und keine Risiken

  • Ein MPCP ist ein Wegbereiter und kein Verhinderer. Anstatt den Weg seiner Kunden in die Cloud zu verhindern, arbeitet ein MPCP proaktiv mit ihnen zusammen und zeigt Mittel und Wege auf, um von der Public Cloud zu profitieren

  • Er ist kein "Server Hugger", dass bedeutet sein Geschäft hängt nicht (mehr nur) vom Verkauf von Hardware- und Softwarelizenzen ab

Zu der Klasse eines MPCP zählen bereits typische IT-Dienstleister und Beratungshäuser wie:

Auch die Strategien bekannter Managed Hosting und MSPs ändern sich radikal. Zum einen sind sie unter Druck, ihren Kunden geringere Kosten auf der Infrastrukturseite zu bieten. Zum anderen sind sie gefordert, Innovationen in der digitalen Evolution zu ermöglichen. Die Gefahr ist real, dass Kunden sich anderweitig umschauen. Angebote existieren genug. Hierzu gehen sie gezielt Partnerschaften ein und bauen das notwendige Wissen für den Aufbau und Betrieb von Public Cloud-Infrastrukturen auf, um neben Beratung ebenfalls den Betrieb der Infrastruktur sicherzustellen.

Das bisher prominenteste Beispiel für eine Managed Hosting / MSP-Transformation ist Rackspace. Der ehemalige Web-Hosting-Primus bietet seinen Fanatical Support mittlerweile auch für VMware vCloud Air und Microsoft Azure an und wird diesen in naher Zukunft auch auf die Amazon Web Services ausweiten. Zu weiteren Kandidaten von denen eine Änderung der Strategie zu erwarten ist oder die sich bereits aktiv in der Transformation befinden gehören unter anderem:

Hierbei profitieren alle Beteiligten zudem von neuen Funktionen, die von den Public Cloud-Anbietern in regelmäßigen Abständen veröffentlicht werden als auch von der globalen Reichweite. Ein Anbieter, mit einem Rechenzentrum in einem lokalen Markt, kann exakt nur diesen einen Markt effizient bedienen. Kunden haben jedoch die Ansprüche kurzfristig und ohne große Aufwände in andere Zielmärkte zu expandieren.
Public Cloud-Anbieter sind in vielen Regionen weltweit mit Rechenzentren vertreten und eröffnen genau diese Möglichkeit. Ihre lokalen Rechenzentren werden Managed Hoster und MSPs daher weiterhin behalten, um Kunden Angebote nach lokalen Bedingungen, zum Beispiel rechtliche Themen, zu bieten. Hybride Szenarien spielen hierbei eine weitere Rolle, wodurch die Multi-Cloud weiter in den Vordergrund rückt.

Cloud-Verhinderer: Weg mit den alten Zöpfen!

Eine große Mehrheit von Systemintegratoren, Managed Hostern und MSPs genießt weiterhin ihr Pre-Cloud-Stadium. Manche haben mit der Transformation begonnen oder befinden sich inmitten des Veränderungsprozesses. Die "Cloud-Natives", IT-Dienstleister die nur wegen der Cloud entstanden sind, haben mit einem unternehmerischen Weitblick rechtzeitig das Pozential der Cloud erkannt und konnten bereits erfolgreich Kunden in die Cloud überführen.

Hingegen sehen sich noch zu viele Systemintegratoren, Managed Hoster und MSPs nachhaltigen Veränderungen im Cloud- Transformationsprozess ausgesetzt. Diese müssen das Grundverständnis aufbringen, dass der Feind umarmt werden muss, wenn er nicht zu besiegen ist. Die Zukunft von modernen IT-Umgebungen ist die Multi-Cloud. Managed Hoster und MSPs sind im Moment nur ein kleiner Teil dieser progressiven Entwicklung. Wenn sie den Anforderungen ihrer Kunden zukünftig noch gerecht werden wollen, müssen sie ihr eindimensionales Denken ablegen und die Public Cloud als einen wesentlichen Teil dieser Entwicklung begreifen.

Sowohl Managed Hoster als auch MSPs müssen den Transformationsprozess des Cloud-Zeitalters als ernsthafte Bedrohung ihres zukünftigen Geschäftserfolgs verstehen. Neben der Veränderung des Preis- und Vertriebsmodells besteht die größte Herausforderung im Aufbau des notwendigen Verständnisses für das Design, die Entwicklung und den Betrieb von Cloud-Infrastrukturen und -Applikationen. Hierfür sind neue IT-Skills notwendig.

Public Cloud-Anbieter sollten mit den Transformationsbemühungen der "Alten IT-Horde" aufhören. Das ist vergebene Liebesmüh. Stattdessen muss der Fokus den jungen Wilden und Cloud-Willigen gelten und sämtliche Initiativen diesen Zielgruppen gewidmet werden. Diejenigen IT-Berater, Systemintegratoren und Systemhäuser, die bis heute die Bedeutung der Public Cloud nicht verstanden haben, werden auch in Zukunft ihre Kunden von Innovationen fernhalten und haben es nicht verdient, noch Teil des modernen IT-Marktes zu sein. (bw)