Gigabit-Powerline

Test: AVM FRITZ!Powerline 1000E versus Devolo dLAN1200+

04.07.2015
Von 
Dr. Harald Karcher ist freier Autor in München. Er testet mobile Geräte vom Handy bis zum Laptop und mobile Netze von WLAN bis zu LTE.

Sony-Laptop mit SSD als Daten-Zuspieler f?r das PLC-Netz

Wie testet man einen PLC-Adapter der Gigabit-Klasse? Das steht in keinem Lehrbuch. Am Anfang eines jeden Netzwerk-Durchsatztests stellt sich erst mal die Frage: Wie k?nnen wir dem schnellen Powerline-to-Ethernet-Adapter ?berhaupt GigaByte-gro?e Datenpakete derart schnell zuspielen, dass die Leistungs-Unterschiede des Netzes in den verschiedenen R?umen klar messbar werden? Dazu gab es mehrere ?berlegungen:

  1. Nehmen wir des Autors VDSL-50-Anschluss von der Deutschen Telekom, unweit der M?nchener Messeautobahn A94, als Daten-Zuspieler f?r die PLC-Strecke? Dann w?re die schwankende Download-Leistung von 40 bis 48 MBit/s aber ein potenzieller Engpass in den Messungen. Das doppelt so schnelle VDSL-Vectoring bis 100 MBit/s hat der Autor noch nicht. Aber auch das w?re zu langsam, weil PLC-2x2-MIMO-Strecken rein theoretisch bis zu 1.200 MBit/s brutto und rein praktisch knapp 500 MBit/s netto leisten k?nnen. Selbst ein Vectoring-Anschluss h?tte die Power von Gigabit-PLC nur zu einem F?nftel ausreizen k?nnen.

  2. Nehmen wir des Autors Kabel-100-Anschluss von Kabel Deutschland alias Vodafone? Dann w?re auch damit die stark schwankende Download-Leistung von 30 bis 95 MBit/s ein potenzieller Engpass in den PLC-Messungen gewesen.

  3. Deponieren wir eine Testdatei im internen NAS-Speicher der AVM 7490? Diese h?tte dann aber maximal 400 MB gro? sein d?rfen. Eine so "kleine" Datei flutscht jedoch derart schnell ?ber gute PLC-Strecken, dass man kaum die Stoppuhr z?cken kann, bevor der Transfer zu Ende geht. Der Autor nutzt bei PLC-Messungen n?mlich Test-Dateien ab 1,0 GigaByte pro Messung. Sonst w?re die PLC-Messung schon vorbei, bevor man das Netzwerk-Verhalten ?berhaupt richtig studieren kann.

  4. H?ngen wir ein lokales NAS-Speicher-System mit 4 oder 8 TeraByte ?ber den Gigabit-LAN-Port an den zuspielenden PLC-Adapter? Das w?re sicher ein praxisnahes Beispiel daf?r, wie man eine ganze Wohnung per Powerline mit gro?en Datenbest?nden kosteng?nstig versorgen k?nnte: Etwa mit hochaufl?senden 2K- oder 4K-Filmen. Viele preiswerte NAS-Systeme spucken ihre Daten aber so langsam aus, dass sie die knapp 500 MBit/s netto einer sehr guten PLC-Strecke gar nicht voll auslasten k?nnen.

  5. Am Ende haben wir einen Laptop Sony Vaio S13A mit Intel Core i7-CPU und Raid-0-SSD ?ber den Gigabit-Switch einer AVM Fritzbox 7490 an die zu messenden PLC-Strecken angeschlossen. Auf dessen pfeilschneller SSD lagern 10x 1GB Testdateien, die wir bei Bedarf einzeln oder im Zehnerpack ?ber die zu messenden Strecken jagen k?nnen. Die verbaute Raid-0-SSD von Samsung bringt dem Sony interne Leseraten von knapp 1.000 MegaByte, also knapp 8000 Megabit. Am Gigabit-LAN-Port des Laptops wird dieser brachiale Speed allerdings gleich mal auf knapp 1.000 Megabit herunter gebremst.

Dell-Laptop mit SSD als Daten-Empf?nger f?r das Test-Netz

Am "anderen Ende" der Teststrecke nutzen wir einen Business-Laptop Dell Latitude E6520 mit einer neuen SanDisk Extreme PRO SSD 480GB. Sie nutzt zwar kein Raid-0 wie im Sony, schafft aber trotzdem mehr als 500 MegaByte pro Sekunde, also ?ber 4.000 Megabit pro Sekunde, Schreibend und Lesend. Damit k?nnte sie unsere Test-Daten um ein Mehrfaches schneller aufnehmen, als die beste Gigabit-PLC-Strecke den Datenfluss derzeit ?berhaupt zuliefern kann. Will sagen: Auch diese SSD wirkt nicht als Bremsklotz in der zu messenden Kommunikations-Kette. Allerdings haut auch der Gigabit-LAN-Port des Dell die Bremse bei knapp 1.000 Megabit rein.