Elon Musk führt Abo-Modell ein

Tesla: Navi nur noch im Abo

28.07.2022
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Mit Tesla führt ein weiterer Autobauer ein Abo-Modell für essenzielle Fahrzeugfunktionen ein. Nach einer All-inclusive-Phase muss der Kunde künftig zahlen, wenn er die Features weiternutzen will.
Tesla will sein Navi künftig im Abo-Modell vermarkten.
Tesla will sein Navi künftig im Abo-Modell vermarkten.
Foto: Aleksandra Suzi - shutterstock.com

Als BMW kürzlich ankündigte, die Sitzheizung künftig im Abo-Modell für 17 Euro im Monat freizuschalten - oder unbegrenzt für 390 Euro, folgte im Internet ein Entrüstungssturm der BWM-Fans. Von daher dürfte es spannend sein, zu beobachten, wie die Tesla-Jünger darauf reagieren, dass Elon Musk, ihr selbst ernannter Messias der E-Mobilität, jetzt grundlegende Funktionen wie Navigation oder Sprachsteuerung nur noch im Abo anbieten will. Eine Entscheidung, die für alle Tesla-Neufahrzeuge gilt, die ab dem 20. Juli 2022 bestellt wurden bzw. werden.

Trend zum Abo-Modell

Mit der Abo-Idee befindet sich Tesla in guter Gesellschaft. So offeriert etwa BMW im ConnectedDrive Store Features wie Fernlichtassistent etc. im Abo-Modell an, oder Mercedes in seinem me Store Funktionen wie In-Car Office in Verbindung mit Microsoft 365, eine Hinterachslenkung etc. Der Versuch, per Abo-Modell über das gesamte Autoleben Umsätze zu generieren, ist ein Trend, dem derzeit viele Autobauer folgen.

Die deutsche Konkurrenz kann es besser

Im Gegensatz zu Tesla sind die Abo-Shops der deutschen Hersteller (im Bild der Mercedes me Store) bereits gut gefüllt.
Im Gegensatz zu Tesla sind die Abo-Shops der deutschen Hersteller (im Bild der Mercedes me Store) bereits gut gefüllt.
Foto: Mercedes-Benz

Im Gegensatz zu den deutschen Konkurrenten weist das Abo-Modell von Tesla eine Besonderheit aus. Hat der Anwender bei den deutschen Herstellern die Wahl zwischen den unterschiedlichsten digitalen Produkten, um sein Fahrzeug individuell anzupassen - der Mercedes me Store listet etwa 21 Produkte -, so kann der Tesla-Käufer laut deutscher Tesla-Support-Seite nur zwischen zwei Paketen wählen: Einem Standard- und einem Premium-Konnektivitätspaket.

Zudem unterscheidet sich das Abo-Modell der Amerikaner noch in einem anderen Punkt. Während die deutschen Hersteller viele ihrer Dienste ab Kauf lediglich für ein bis drei Jahre freischalten, offeriert Tesla sein Standardpaket für eine Laufzeit von acht Jahren kostenlos. Darüber, wieviel der Kunde nach diesen acht Jahren bezahlen muss, um Services wie Navigation oder Spracherkennung weiter zu nutzen, schweigt sich die Tesla-Seite leider aus. Lediglich zum Premium-Konnektivitätspaket macht Tesla eine Preisangabe: Hierfür kostet das Abo 9,99 Euro pro Monat. Für ältere Fahrzeuge, die vor dem 20.Juli bestellt/gekauft wurden, gelten abweichende Regelungen, über die die Tesla-Seite informiert.

Features der Tesla-Pakete

Zum Umfang der Standard-Konnektivität gehören Navigation, die Möglichkeit des WLAN-Zugriffs (etwa in WLAN-Hotspots), Sprachsteuerung sowie Musik-Streaming über Bluetooth. Sprich, verlängert ein Tesla-Besitzer nach acht Jahren den Service nicht, dann funktioniert sein Navi nicht mehr. Noch ärgerlicher dürfte aber für den Fahrer eines Elektroautos sein, dass er dann keine Informationen mehr über die Supercharger-Ladeplatzverfügbarkeit erhält. Das Premium-Paket enthält darüber hinaus gehende Features wie Live-Verkehrsvisualisierung, Wächter-Modus, Satellitenbildkarten, Video-Streaming, Karaoke, Musik-Streaming sowie Web-Browser. Allerdings benötigt der User für das Streaming zusätzlich noch ein Abo des jeweiligen Streaming-Anbieters.