Geburt eines Hosting-Riesen

Telekom verkauft Strato an United Internet

16.12.2016
Die Deutsche Telekom verkauft ihre Tochter Strato für 600 Millionen Euro an United Internet. Damit entsteht einer der größten deutschen Internet- und Hosting-Anbieter.
Mit der Übernahme von Strato wird die United Internet AG zu einem der größten Hosting-Anbieter in Deutschland.
Mit der Übernahme von Strato wird die United Internet AG zu einem der größten Hosting-Anbieter in Deutschland.
Foto: United Internet AG

Die Anbieter auf dem Webhosting-Markt rücken zusammen. Nach dem Verkauf von Strato durch die Telekom an United Internet sind künftig die beiden größten deutschen Marken 1&1 und Strato unter einem Dach. United-Internet-Vorstandschef Ralph Dommermuth will so der Konkurrenz aus den USA Paroli bieten. So hatte erst kürzlich GoDaddy, einer der weltweit größten Hosting- und und Domain-Anbieter in einer Presseerklärung angekündigt, dass er die Host Europe Group (HEG) für 1,69 Milliarden Euro kaufen wolle. Host Europe gilt als einer der größten Web-Service-Provider in Europa, der sich in Privatbesitz befindet. Das Unternehmen ist besonders in Deutschland und England mit Marken wie Host Europe, DomainFactory, Plusserver, 123Reg, Heart Internet und server4you stark positioniert.

Vor diesem Hintergrund macht die Entscheidung von United Internet durchaus Sinn. Zum Dommermuth betont, "wir sind dabei, unsere Position als führender europäischer Webhosting-Anbieter auszubauen und auf dem Weltmarkt eine sichtbare Rolle zu spielen." Allerdings benötigt United Internet noch die Zustimmung des Bundeskartellamts zu der Übernahme, denn das Unternehmen mit 1&1 und Strato unter einem Dach dürfte eine marktbeherrschende Stellung haben. So führt 1&1 rund sechs Millionen Kundenverträge, die vom Service für eine private Homepage bis zu Cloud-Diensten für Unternehmen reichen. Mit Strato kämen nun rund zwei Millionen Kunden dazu.

Kommt der Deal zwischen United Internet und Deutscher Telekom zustande, hat er einen Umfang von rund 600 Millionen Euro. Bei United Internet ist man optimistisch und erwartet den Abschluss des Geschäfts im ersten Halbjahr 2017. Dann fließen 566 Millionen Euro an die Telekom. Weitere 34 Millionen Euro könnten später fällig werden, abhängig vom künftigen Erfolg bei Strato. An dem Deal ist auch der Finanzinvestor Warburg Pincus beteiligt, der seit kurzem mit 33 Prozent am United-Internet-Geschäftsbereich für Geschäftsanwendungen beteiligt ist.

Das Berliner Unternehmen Strato hat rund 500 Mitarbeiter und rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatz von 127 Millionen Euro und einem Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von 48,5 Millionen Euro. Strato werde als Unternehmen separat geführt und bleibe als Marke erhalten, kündigte Dommermuth an. Synergien mit 1&1 gebe es etwa beim gemeinsamen Einkauf und bei der Anbindung der Rechenzentren.

Die Deutsche Telekom hatte Strato im Jahr 2009 für 275 Millionen Euro von der Freenet AG übernommen. Mit dem Produkt "Magenta Cloud" bleibt die Telekom weiter Strato-Kunde. Die Veräußerung von Strato stehe in Einklang mit der Strategie, sich zum führenden europäischen Telekommunikationsanbieter weiterzuentwickeln, erklärte die Deutsche Telekom. Dazu gehöre auch die Trennung von Geschäftsfelder, "die im Konzern der Deutschen Telekom nicht angemessen weiterentwickelt werden können". (dpa/hi)