"Wir haben den jungen Talenten die Zukunftsperspektive genommen", sagt Melanie Vogel, Wirtschaftsphilosophin und Gründerin der Frauenmesse Women & Work. Denn erst kam die Pandemie, dann der Krieg in der Ukraine - und das ist nicht spurlos an der jungen Generation vorbeigegangen.
Die "social battery" ist leer
Vogel, die eine große Umfrage unter den Studierenden durchgeführt hat, berichtet in unserem Podcast Tech Talk von COMPUTERWOCHE und CIO-Magazin von psychischen, physischen und sozialen Auswirkungen. Viele junge Menschen hätten nicht nur monatelang im Home-Office ihre Universitätskurse absolviert ohne Kontakte zu anderen Studierenden, sondern viele seien auch lange Zeit von ihren Familien physisch getrennt gewesen, waren teils im Ausland und konnten nicht zurückkommen. Das habe bei einigen große Traumata oder depressive Phasen ausgelöst. Der mangelnde physische Kontakt habe unter anderem dazu geführt, dass die jungen Menschen nicht mehr an größere Gruppen gewöhnt sind, sich dort unwohl fühlen, schnell ermüden. "Wir haben uns de-sozialisiert", sagt Vogel und fügt hinzu: "Die social battery ist leer."
Diese Erfahrungen haben die Werte und Erwartungen der Studierenden an künftige Arbeitgeber verändert. War das Thema Home-Office früher vor allem den Frauen wichtig, so ist es inzwischen genauso relevant für die Männer. Auch das Thema Work-Life-Balance sei viel stärker im Fokus. Besonders deutlich sei jedoch, dass die fehlende Perspektivlosigkeit im Außen bewirke, dass die jungen Menschen viel mehr nach innen schauen und sich vom Arbeitgeber mehr Sinnhaftigkeit und Fürsorge erwarten. Stichwort "Caring company". Hier komme gerade der Personalabteilung eine neue Rolle zu.
"Viele Unternehmen rekrutieren leider immer noch nach Vor-Corona-Maßnahmen und können gar nicht erkennen, wie belastet die Kandidatinnen und Kandidaten sind", bedauert Vogel. Im Podcast gibt sie nicht nur hilfreiche Tipps, wie man die jungen Talente abholen, auffangen und für sich gewinnen kann, sondern hat nebenbei auch noch eine Lösung für den IT-Fachkräftemangel parat.