Das aktuelle Notebook oder gar Ultrabook ist chic, klein, edel und leicht? Alles Vorzüge, die sich unterwegs schnell als Nachteile entpuppen, wenn einmal eine größerer Excel-Tabelle zu bearbeiten ist oder zwei bis drei Windows-Anwendungen gleichzeitig geöffnet werden sollen. Schnell kommt hier der Wunsch nach einem zweiten Windows-Monitor auf.
Teure portable Monitore
Den Wunsch nach dem neudeutsch "second screen" für Windows haben mittlerweile zahlreiche Hersteller erkannt. Sie haben mit den Mobilen oder Portable Monitoren eine eigene Produktgattung für die digitalen Nomaden geschaffen. Doch warum 400 Euro und mehr für einen solches Display bezahlen und bis zu einem halben Kilogramm zusätzlich mit sich schleppen, wenn auf der Reise das Tablet eh im Gepäck ist?
Nutzen Sie doch Ihr Tablet einfach als Windows-Bildschirm, egal ob iPad oder Android-Modell. Zumal das Ganze einfacher ist als Sie denken und mit keinerlei Kosten verbunden ist. Sie brauchen lediglich das passende Tool dazu.
Tablet als Monitor
Die entsprechende Software gibt es beispielsweise von den Herstellern - etwa Apple oder Samsung. Allerdings mit dem Nachteil, dass diese dann nur mit dedizierten Modellen dieser Marken funktioniert.
Aber es ist kein Beinbruch, wenn Sie ein Tablet eines Herstellers besitzen, der ein solches Tools nicht offeriert. Mittlerweile offerieren auch zahlreiche Drittanbieter entsprechende Tools, um ein Tablet zum zweiten Windows-Monitor umzufunktionieren. Unter der Vielzahl an Multimonitor-Lösungen ist unser Favorit die Software Spacedesk der Augsburger Datronicsoft.
Kostenloses Spacedesk
Für Spacedesk sprich unter anderem, dass die Lösung kostenlos ist. Zudem ist sie sowohl für Apple, Android, Windows als auch als HTML5-Viewer erhältlich, so dass eine Vielzahl an Geräten als second screen genutzt werden können.
Ein weiterer Vorteil ist, dass Spacedesk im Gegensatz zu vielen anderen Lösungen eine Vielzahl an Verbindungen unterstützt und nicht explizit eine Verbindungsart wie etwa Wi-FiDirect erfordert. So kann etwa jede IPv4-Netzverbindung genutzt werden, egal ob LAN oder Ethernet.
Multitalent
Unterwegs kein Netzwerk vorhanden? Kein Problem, dann kann sowohl bei iOS- als auch Android-Devices USB Tethering genutzt werden, um den Windows-Rechner mit den Geräten zu verbinden. Das Device fungiert dabei quasi als Personal Hotspot. Darüber hinaus ist bei Android-Geräten eine direkte Kopplung via USB-Kabel möglich.
Spacedesk installieren
Doch bevor es losgehen kann, benötigt der Anwender zwei kleine Software-Apps. Zum einen eine Driver-Software für den Windows-Rechner, dessen Bildschirm erweitert werden soll, zum anderen eine Viewer-Software für das Device, das als zweiter Monitor dienen soll.
Die entsprechende Software kann hier heruntergeladen werden. Beim Download ist darauf zu achten, die richtige Version zu wählen, denn Spacedesk unterscheidet zwischen Windows 10/11 sowie Windows 8.1/7 und zwischen 64- und 32-Bit-Versionen.
Lassen Sie sich von dem Hinweis darauf, dass es sich um Beta-Versionen handelt, nicht abschrecken. Der Autor nutzt die Software unter Windows 10 und Android bereits seit über einem Jahr. Und sie funktionierte bislang zuverlässig.
Auf Firewall achten
Im ersten Schritt wird auf dem PC die Windows-Viewer-Software installiert. Hierbei ist es wichtig darauf zu achten, dass in der PC-Firewall eine Ausnahme für Spacedesk erstellt wird. Bei der Windows-Firewall macht dies der Installer automatisch. Wird jedoch eine andere Firewall, etwa die von Norton Antivirus verwendet, sollte diese zur Sicherheit noch kontrolliert werden, um spätere Probleme zu vermeiden.
Ansonsten verläuft die Installation auf dem PC ohne weitere Besonderheiten. Nach der Installation erscheint dann in der System-Tray-Anzeige ein kleines Symbol für den Spacedesk Driver. Ein Klick darauf ruft die Spacedesk Driver Console auf. Hier kann der User ein Fein-Tuning vornehmen und die Verbindungen etc. kontrollieren.
Driver- und Viewer-Software
Läuft die Software auf dem PC, kann die Installation auf dem Tablet erfolgen. In unserem Fall, einem Android-Tablet, ist es die App "spacedesk - Display Bildschirm" aus dem Google Play Store. Nach der Installation erscheint auf dem Tablet ein entsprechendes Icon und ein Klick darauf startet die Viewer-Software.
Wurde alles erfolgreich installiert, findet die Viewer-Software den PC automatisch. Doch vor lauter Begeisterung sollten Sie nicht sofort auf Verbindung klicken, sondern sich den Einstellungen des Viewers widmen. Diese finden Sie in einem grauen Kästchen mit drei schwarzen Streifen.
Richtige Auflösung finden
Die wichtigste Einstellung ist hier die Wahl der Auflösung. Schließlich macht es wenig Sinn auf einem Tablet mit 12,4 Zoll und einer Auflösung von 2.800 x 1.752 sich einen Windows-Desktop in 4K mit 3840 x 2160 Punkten anzeigen zu lassen. Das geht zwar, aber um noch etwas lesen zu können, benötigt man eine Lupe. In unseren Versuchen hat sich eine Auflösung von 1920 x 1080 - also das FullHD-Format - bewährt.
Diese stellt einen guten Kompromiss zwischen der Zahl der darstellbaren Elemente auf dem second screen und ihrer Lesbarkeit dar. Aber versuchen Sie es selbst und finden eine für Sie angenehme Auflösung.
Web-Browser nutzen
Für Anwender, die mit den Bildschirmeinstellungen auf ihrem PC und Tablet auf Kriegsfuß stehen, gibt es von Spacedesk ein gutes Online-Handbuch. Hier wird auch erklärt, wie man Spacedesk nur in Verbindung mit einem HTML5-Web-Browser nutzt.
Was uns zudem bei der Arbeit Spacedesk gefiel, war, dass die Tastatur und der Pen des Tablets ganz normal als zusätzliche Eingabe-Devices für den gesamten Windows-PC genutzt werden konnten. Bei aller Begeisterung gibt es jedoch auch eine Kröte zu schlucken: Auf der Webseite von Spacedesk werden für 2023 noch finale Software-Versionen angekündigt. Anschließend sollen einige Funktionen nur noch als per In-App-Kauf erhältlich sein.
Samsung Second Screen
So mächtig Spacedesk auch von seinen Funktionen her ist, einfacher geht es teilweise mit herstellerspezifischen Lösungen. Im Falle unseres Samsung Tab S8+ 5G ist das beispielsweise die Samsung-App "Second Screen", die Tablets der Reihen 7 und 8 unterstützt.
Im Gegensatz zu Spacedesk muss Second Screen auf dem Tablet nicht erst installiert werden. Es ist von Haus aus an Bord und oben rechts über die Schnellstartleiste zu erreichen. Auf dem PC genügt das Drücken der Windows-Taste + K, um die Funktion "Mit drahtlosem Bildschirm verbinden" zu aktivieren. Rechts erscheint dann eine Liste der Anzeigegeräte, die Windows gefunden hat.
Spartanische Lösung
Hier kann dann das Tablet verbunden werden. Unter den Windows-Anzeigeeinstellungen kann dann die Bildschirmauflösung für das Tablet als Windows-Monitor ausgewählt werden.
Grundsätzlich funktioniert diese Vorgehensweise. Optisch schöner gelöst ist es aber mit der Samsung-PC-App "Second Screen", die im Microsoft Store zu finden ist. Einen funktionalen Mehrwert gegenüber der drahtlosen Bildschirm-Funktion bietet die App aber nicht.
iPad als zweiter Monitor
Mac-Userkönnen mit der integrierten Sidecar-Funktion ein iPad als zweiten Bildschirm verwenden. Die Funktion wird über das Kontrollzentrum aktiviert. Hierzu ist auf die Schaltfläche "Anzeige" zu klicken und dann das iPad auszuwählen. Alternativ können Sie mit dem Mauszeiger auf die grüne Schaltfläche "Vollbild" in einem beliebigen Fenster zeigen und dann die Option "Auf das iPad verschieben" wählen.
Als Betriebssystem muss hierzu Catalina auf dem Mac installiert sein. Und das Tablet benötigt iPadOS 13 oder neuer.