"Für drei Viertel der freiberuflichen Experten ist in diesem Jahr die Inflation der häufigste Grund, höhere Honorare durchzusetzen", kommentiert Thomas Maas, Herausgeber der repräsentativen Marktstudie, das Ergebnis. Das Nettoeinkommen freiberuflicher Experten steigt auf 6.300 Euro im Monat, womit Freelancer durchschnittlich 122 Euro mehr Geld pro Monat zur Verfügung haben als im Vorjahr. Der Grund: Freelancer müssen - im Unterschied zu Angestellten - nicht auf die nächste Gehaltsverhandlungen warten und können Preissteigerungen schneller an ihre Kunden weiterreichen.
Skepsis in der Beurteilung der Wirtschaftslage
In der Studie, mit der die Projektplattform freelancermap zum achten Mal in Folge die neuesten Trends und Entwicklungen auf dem freien Projektmarkt auswertet, geben 44 Prozent der Befragten an, ihre Preise für jedes Projekt neu zu kalkulieren; ein weiteres Drittel passt den eigenen Stundensatz pro Kunde an.
Ein voller Inflationsausgleich ist allerdings auch im freien Projektgeschäft nicht möglich. Nur sofern die wirtschaftliche Lage es erlaubt, können Freelancer ihren Stundensatz erhöhen. Während jeder Siebte den Markt im Vorjahr als gut oder sehr gut bewertet hat, kommt 2023 nur noch jeder Sechste zu dieser Einschätzung. Im Ländervergleich mit Schweiz und Österreich setzen 2023 Freelancer in Deutschland häufiger höhere Honorare als im Vorjahr durch.
SAP-Freelancer zufriedener als Kreative
Dabei sinkt im deutschsprachigen Raum die Einkommenszufriedenheit, wobei sich je Fachbereich große Unterschiede zeigen. Während weniger als ein Drittel der Freelancer aus dem Kreativbereich mit ihrem Honorar zufrieden sind, sind es in den Fachgebieten IT-Infrastruktur, Beratung und Entwicklung jeweils mehr als zwei Drittel. Sogar 83 Prozent der freien SAP-Expert finden ihr Einkommen völlig ausreichend. Grund dafür ist der Fachkräftemangel in der IT- und Softwarebranche, der die Nachfrage nach Freiberuflern erhöht, und sich durch den demografischen Wandel noch verstärkt.
Der Fortschritt bei der künstlichen Intelligenz - wenn auch auf Platz eins der IT-Zukunftsthemen geklettert - kann diese Entwicklung nur bedingt auffangen. "Überall da, wo wirklich hochwertige Arbeit gefragt ist, taugt die KI nur als Co-Pilot," schlussfolgert Maas. Der Freelancer-Kompass bildet 2023 erstmalig auch die Auswirkungen der künstlichen Intelligenz auf den freien Projektmarkt ab.
Höhe des Stundesatzes ist entscheidend
Für mehr als drei Viertel der Freelancer gibt die Höhe des Stundensatzes den Ausschlag, ein Projekt anzunehmen - gefolgt vom Remote-Anteil. Zwei Drittel der Freelancer wünschen sich, zu 100 Prozent ortsunabhängig tätig zu sein und können sich diesen Wunsch größtenteils auch erfüllen. Demgegenüber bevorzugen lediglich drei Prozent, ausschließlich vor Ort zu arbeiten. Zum Vergleich: 2022 lag dieser Anteil noch bei 14 Prozent.
"Die Herausforderungen der künftigen Arbeitswelt beschränken sich damit nicht nur auf den Mangel an Fachkräften oder den demografischen Wandel, sondern auch auf den grundlegenden Einstellungswandel, wie Menschen arbeiten wollen", so Maas. Es bestehe ein wachsendes Bedürfnis nach Flexibilität, ohne dabei Sicherheiten aufzugeben. Freelancing entwickele sich auch 2023 weiter zum Grundpfeiler dieser künftigen Arbeitswelt, ist der freelancemap-Gründer überzeugt.
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