Nadella mahnt Business-Disziplin an

Starker Dollar belastet Microsoft-Geschäfte

27.07.2022
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Inflation, Krieg und Lieferengpässe machen auch Microsoft zu schaffen. Zwar schwächt sich das Wachstum ab. Von einer Krise zu sprechen, wäre allerdings übertrieben.
Wegen des starken Dollars müssen Kunden für Microsoft-Produkte tiefer in die Tasche greifen.
Wegen des starken Dollars müssen Kunden für Microsoft-Produkte tiefer in die Tasche greifen.
Foto: Grustock - shutterstock.com

Auch Microsoft sei nicht immun gegen die wirtschaftlichen Turbulenzen, räumte Microsoft-CEO Satya Nadella anlässlich der Bekanntgabe der jüngsten Quartalszahlen ein. Der weltgrößte Softwarekonzern verzeichnete in seinem vierten Fiskalquartal, das mit dem Juni endete, das geringste Umsatzwachstum seit zwei Jahren und verfehlte die Erwartungen der Finanzanalysten.

Von einer Krise kann allerdings keine Rede sein. Microsoft erzielte in den Monaten April bis Juni dieses Jahres Einnahmen in Höhe von 51,9 Milliarden Dollar, 12 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 16,7 Milliarden Dollar, ein leichtes Plus von zwei Prozent gegenüber dem vierten Finanzquartal 2021.

Verhaltenes Werbegeschäft belastet LinkedIn

Es sind verschiedene Faktoren, die Microsoft wie auch anderen US-amerikanischen Tech-Anbietern zu schaffen machen. Chief Financial Officer (CFO) Amy Hood verwies auf den starken Dollar und sprach von einem deutlich spürbaren Gegenwind durch die damit verbundenen Währungseffekte. Dazu kämen Produktionsausfälle in China und ein rückläufiger PC-Markt, was die Microsoft-Bilanz mit mehr als 300 Millionen Dollar belastet habe. Auch die Werbegeschäfte auf LinkedIn seien nicht so gelaufen wie erwartet. Hier hätten sich die Einnahmen um 100 Millionen Dollar verringert.

Microsoft gehört zu den Firmen, die sich auf schwierigere Zeiten infolge von steigender Inflation und Rezessionsängsten einstellen. Der Konzern hat in begrenztem Umfang Mitarbeiter entlassen und in einzelnen Bereichen einen Einstellungsstopp verhängt. Um gut durch diese Zeiten zu kommen, wolle man auf hohe Disziplin im Business achten, sagte Finanzchefin Hood. Allerdings werde der Konzern auch weiterhin in zukunftsträchtige Geschäftsbereiche investieren.

25 Milliarden Dollar im Cloud-Geschäft

Hood wie auch Konzernchef Nadella hoben einmal mehr das Cloud-Geschäft hervor. Hier habe Microsoft erstmals die 25-Milliarden-Dollar-Grenze bei den Quartalseinnahmen durchbrochen, betonte der Microsoft-CEO. Das bedeutet ein Plus von 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Nadella zufolge konnte Microsoft für seine Cloud-Plattform Azure mehr Kunden gewinnen und die Verträge größer und längerfristig gestalten. Der Konzern will im laufenden Geschäftsjahr 2023 weltweit zehn weitere Cloud-Regionen eröffnen.

Microsoft-CEO Satya Nadella will die eigene Cloud-Infrastruktur massiv ausbauen. In den kommenden 12 Monaten sollen zehn neue Regionen ans Netz gehen.
Microsoft-CEO Satya Nadella will die eigene Cloud-Infrastruktur massiv ausbauen. In den kommenden 12 Monaten sollen zehn neue Regionen ans Netz gehen.
Foto: Microsoft

Im gesamten Fiskaljahr 2022 nahm Microsoft gut 198 Milliarden Dollar ein, 18 Prozent mehr als im Vorjahr (168 Milliarden Dollar). Der Jahresgewinn legte um 19 Prozent auf fast 73 Milliarden Dollar zu.