Hilfe nach dem Crash

Spezielle Linux-Distributionen für die Datenrettung

06.11.2015
Von 
Jürgen Donauer war als Systemadministrator zunächst für Informix und später IBM tätig. Dann verschlug es ihn in das Rechenzentrum von Media-Saturn. Dort kümmerte er sich mitunter um die Webserver, Datenbankanbindungen und den Online-Shop. Anschließend war er als Redakteur im Bereich Linux für TecChannel tätig.
Für Linux gibt es sehr viele nützliche Werkzeuge, die sich ausgezeichnet zur Datenrettung eignen. Diverse Linux-Distributionen bieten diese Tools in einer Sammlung an. Wir haben für Sie empfehlenswerte Datenrettungslösungen zusammengestellt.

Datenverlust ist der Alptraum eines jeden Computer-Benutzers. Er kann jeden ereilen. Im schlimmsten Fall handelt es sich um eine defekte Festplatte. Hier helfen nur noch professionelle Dienste, die oft sehr teuer sind. Liegt kein physikalischer Fehler bei der Hardware des Massenspeichers vor, kann man unter Umständen sogar die Daten von einer aus Versehen formatierten Festplatte wiederherstellen.

Einige Linux-Distributionen haben sich auf Datenrettung spezialisiert. Damit können Sie nicht nur auf Linux-Partitionen, sondern auch auf Medien mit Mac-OS-X- und Windows-Dateisystemen zugreifen. In diesem Artikel stellt TecChannel die bekanntesten Distributionen für Datenrettung vor.

Anmerkung: Die nachfolgenden Linux-Datenretter überschneiden sich durchaus in Sachen Software. Dennoch gibt es feine - für manchen vielleicht entscheidende - Unterschiede.

Parted Magic

Das Projekt Parted Magic wurde ursprünglich ins Leben gerufen, um eine Live-CD zum Partitionieren in der Tasche zu haben.

Grafisch: Parted Magic startet per Standard in eine grafische Oberfläche.
Grafisch: Parted Magic startet per Standard in eine grafische Oberfläche.

Über die Jahre hat sich das auf Linux basierende Betriebssystem zu einem vollwertigen Datenretter gemausert. Immer wieder kamen wichtige System-Tools hinzu. Die Entwickler wählen dabei aus, was für IT-Techniker oder Administratoren wichtig und wertvoll sein könnte. Parted Magic startet standardmäßig in einen grafischen Modus.

Parted Magic ist in der Zwischenzeit aber nicht mehr kostenlos zu haben. Die jeweils aktuelle Version kostet 9,00 US-Dollar. System-Administratoren oder Firmen haben aber auch die Möglichkeit, ein Jahres-Abonnement abzuschließen. Das würde mit 49,00 US-Dollar zu Buche schlagen. Dafür bekommen Sie für ein Jahr lang die aktuelle Ausgabe. Eine neue Version von Parted Magic erscheint in der Regel einmal pro Monat.

Programme für die Partitionierung

Parted Magic beinhaltet verschiedene Programme, die sich für Partitionierungs-Aufgaben eignen. Am bekanntesten ist hier die grafische Software GParted, das die Bibliothek libparted benutzt. In der aktuellen Version von Parted Magic ist normalerweise die neueste Variante von GParted enthalten. Somit ist auch Unterstützung für LVM und GPT mit an Bord. Bestimmte Dateisysteme können Sie mit GParted auch dann modifizieren, wenn diese online sind. Ext3 und ext4 dürfen Sie zum Beispiel im laufenden Betrieb vergrößern. Eine vollständige Übersicht dazu finden Sie in einem Diagramm auf der Projektseite.

GParted: Damit können Sie Massenspeicher partitionieren.
GParted: Damit können Sie Massenspeicher partitionieren.

Wer mit Linux ein wenig vertraut ist, kennt dieses Werkzeug. Es ist so etwas wie der Quasistandard unter den grafischen Partitionierern. Doch auch die Konsolen-Werkzeuge cfdisk, fdisk, gpart, parted, sfdisk und gdisk sind an Bord. Letzteres ist ein Tool, das mit dem GPT-Format umgehen kann. Um von GPT-Festplatten zu starten, brauchen Sie bekanntlich ein Mainboard mit einem EFI- Bios.

Dateisysteme

Wie die meisten Linux-Distributionen bringt auch Parted Magic die entsprechenden Tools für die Linux-Dateisysteme mit. Dazu gehören e2fsprogs, btrfs, reiser4progs, reiserfsprogs und xfsprogs. Um auf Windows-, Mac- und alte DOS-Dateisysteme zugreifen zu können, sind ntfs-3g, ntfsprogs, hfsplus, diskdev_cmds und dosfstools dabei. Mittels fsarchiver können Sie die Inhalte eines Dateisystems in eine komprimierte Archiv-Datei sichern.

Ebenso bietet Parted Magic einige Benchmark-Tools zum Testen der Laufwerksgeschwindigkeit mit. Hier finden sich die üblichen Verdächtigen wie Bonnie++, dbench und IOzone wieder. Diese haben eigentlich weniger mit Datenrettung zu tun. Es schadet aber nichts, wenn man sie zur Hand hat. Das Paket runden curlftpfs, EncFS, FUSE, sshfs und vmfs-tools ab.