Multi-Cloud als Treiber

Sovereign Clouds kommen wieder in Mode

21.03.2023
Von 

David Linthicum ist ein US-amerikanischer Technologieexperte und Buchautor. Zu seinen Schwerpunktthemen gehören unter anderem Cloud Computing, SOA, Enterprise Application Integration und Enterprise Architecture.

Für bestimmte Unternehmen kann eine Sovereign Cloud zum integralen Bestandteil eines Multi-Cloud-Deployments werden.
BIslang konnte sich das Konzept der Sovereign Cloud nicht durchsetzen. Das könnte sich im Multi-Cloud-Zeitalter ändern.
BIslang konnte sich das Konzept der Sovereign Cloud nicht durchsetzen. Das könnte sich im Multi-Cloud-Zeitalter ändern.
Foto: Gary Perkin - shutterstock.com

Wenn es um Cloud Computing geht, stehen Banken-, Versicherungs- und Gesundheitswesen sowie der öffentliche Sektor vor zusätzlichen Herausforderungen in Sachen Compliance. Das treibt die Nachfrage nach der Sovereign Cloud - ein Architekturansatz, der bei vielen unter dem Radar fliegt.

Sovereign Clouds sind semi-public Cloud Services, die von einem bestimmten Land, einer Region oder auch einem Cloud-Anbieter, der eine spezifische Region bedient, kontrolliert und betrieben werden. Diese Instanzen können sich im Besitz von Regierungsinstitutionen, Konsortien privater und öffentlicher Organisationen und (in seltenen Fällen) auch von Privatunternehmen befinden, die eng mit Regierungen kooperieren. Das Ziel: Eine Infrastruktur bereitzustellen, die bestimmte Behördendienste unterstützen kann, insbesondere wenn es darum geht, persönliche Daten zu schützen und Compliance-Vorschriften zu erfüllen.

Das Konzept der Sovereign Cloud ist beinahe so alt wie Cloud Computing selbst, allerdings hat sich der Ansatz nie durchgesetzt - stattdessen konzentrierte sich die Branche auf die Cloud-Hyperscaler, die alle Länder bedienen. Selbst diejenigen, die jetzt auf eine Sovereign Cloud umsteigen, werden sehr wahrscheinlich aus Kosteneffizienzgründen für einige Systeme weiterhin auf die Services der Hyperscaler zurückgreifen.

Sovereign-Cloud-Vorteile

Dennoch kann eine Sovereign Cloud als Teil eines Multi-Cloud-Deployments sinnvoll sein. Diese Punkte sprechen für die Sovereign Cloud:

  • Sovereign Clouds bieten mehr Kontrolle und Data Ownership und gewährleisten, dass Daten in Übereinstimmung mit den jeweiligen lokalen Vorschriften und Gesetzen gespeichert und gemanagt werden. Bei Public Clouds besteht das Risiko, dass Ihre Daten ins Ausland verlagert werden, etwa für Backup- und Recovery-Zwecke. Sovereign Clouds vermeiden dieses Risiko - sie existieren physisch in einem bestimmten Land.

  • Sovereign Clouds bieten erweiterte Sicherheitsmaßnahmen, inklusive Verschlüsselung, Zugangskontrollen und Netzwerksegmentierung, die auch auf bestimmte Länder oder Regionen zugeschnitten sein können. Die großen Public Clouds bieten zwar dieselben (oder bessere) Services, aber die Sicherheitssysteme der Sovereign Clouds wurden speziell für die Gesetze und Vorschriften eines bestimmten Landes entwickelt.

  • Sovereign Clouds sollen eine höhere Serviceverfügbarkeit und -zuverlässigkeit als kommerzielle Cloud-Anbieter bieten. Angesichts der Tatsache, dass die Systeme physisch näher an den Nutzern und den angeschlossenen Anwendungen sind, liegt das im Bereich des Möglichen.

  • Sovereign Clouds schaffen potenziell Arbeitsplätze und tragen zur lokalen wirtschaftlichen Entwicklung bei, weil die Betreiberorganisationen in Aufbau und Wartung der erforderlichen Infrastruktur investieren.

  • Weil Sovereign Clouds ein transparentes Data Management Framework bereitstellen, können sie dazu beitragen, digitales Vertrauen bei Bürgern beziehungsweise Kunden aufzubauen, die sich Sorgen um Datenschutz und -sicherheit machen.

  • Darüber hinaus können Sovereign Clouds dazu beitragen, sich von kommerziellen Cloud-Anbietern unabhängig zu machen, beziehungsweise die Abhängigkeit von ausländischen Technologien und Infrastrukturen zu verringern.

Sovereign-Cloud-Nachteile

Es gibt in Zusammenhang mit Sovereign Clouds allerdings auch einige Problemfelder zu beachten:

  • Sovereign Clouds sind möglicherweise nicht mit anderen Cloud-Infrastrukturen kompatibel, was zu Problemen bei Interoperabilität und Datenaustausch führen kann.

  • Es bestehen Bedenken, dass Regierungen (die in vielen Fällen Eigentümer der Infrastrukturen sind) ihre Sovereign Clouds nutzen könnten, um Daten ihrer Bürger zu Überwachungszwecken zu sammeln. Viele Unternehmen setzen lieber auf globale Public-Cloud-Anbieter, wenn sie die Gefahr sehen, dass eine lokale Sovereign Cloud von einer Regierung "kompromittiert" werden könnte.

  • Im Vergleich zu den Hyperscaler-Angeboten sind Sovereign Clouds möglicherweise in Sachen Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit eingeschränkt, weil neue Technologien und Services oft langsamer eingeführt werden.

  • Unternehmen, die sich auf eine Sovereign Cloud verlassen, könnten zu sehr von der Regierung oder dem Konsortium, das sie betreibt, abhängig werden - was wiederum Flexibilität und Autonomie einschränkt.

(fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.