Eine halbe Milliarde Euro für Datenintegration

Software AG kauft StreamSets

01.03.2022
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Mit dem Geld der neuen Investoren von Silver Lake kauft die Software AG StreamSets, einen Spezialisten für DataOps und Datenintegration.
Mit dem Zukauf von StreamSets will die Software AG das Handling von Daten-Streams für seine Kunden vereinfachen.
Mit dem Zukauf von StreamSets will die Software AG das Handling von Daten-Streams für seine Kunden vereinfachen.
Foto: FlashMovie - shutterstock.com

Mit der Übernahme wollen die Verantwortlichen der Software AG zurück auf den Wachstumspfad und endlich die schon seit vielen Jahren anvisierte Marke von einer Milliarde Euro Jahresumsatz knacken. Dafür investiert der zweitgrößte Softwarehersteller Deutschlands 524 Millionen Euro in die Akquisition des US-amerikanischen Spezialisten für Datenintegration.

StreamSets wurde 2014 vom ehemaligen Chief Product Officer von Informatica Girish Pancha und Arvind Prabhakar, einem der ersten Mitarbeiter von Cloudera, gegründet und hat seinen Hauptsitz in San Francisco. Hinter dem Unternehmen stehen Investoren von Accel Partners, Battery Ventures und New Enterprise Associates (NEA). Die StreamSets-Lösungen für die Datenintegration sollen es Kunden erlauben, Daten zwischen verschiedenen Bereichen ihrer IT-Infrastruktur auszutauschen.

Daten-Pipelines bauen

Dafür bietet StreamSets eine DataOps-Plattform an, die aus verschiedenen Modulen besteht. Eine Data Collector Engine sammelt Daten aus verschiedenen Quellen. Die Transformer Engine bereitet diese Daten für Analysen und Machine-Learning-Prozesse vor. Über einen Control Hub können Anwender Daten-Pipelines modellieren. Sie behalten damit ihre Datenflüsse im Blick.

Die DataOps-Plattform von StreamSets läuft in den Cloud-Infrastrukturen von AWS, Google und Microsoft (Azure). Abgerechnet wird die SaaS-Lösung nach Verbrauch. Die Professional-Variante für 1.000 Dollar pro Monat ist auf fünf User und 50 Daten-Pipelines begrenzt. Die Enterprise-Version kann unlimitiert genutzt werden. Einen Preis nennt der Anbieter dafür nicht. Neben der Kooperation mit den großen Hyperscalern pflegt StreamSets auch enge Verbindungen zu anderen Datenspezialisten wie Cloudera, Databricks und Snowflake.

Im Control Hub der DataOps-Plattform von StreamSets Screen können Anwender Data-Pipelines bauen und überwachen.
Im Control Hub der DataOps-Plattform von StreamSets Screen können Anwender Data-Pipelines bauen und überwachen.
Foto: StreamSets

Durch die Kombination der Lösungen der Software AG mit StreamSets sollen Unternehmen Daten besser nutzen können. Die Darmstädter integrieren über ihr Digital-Business-Portfolio eine hybride Anwendungslandschaften und führen die darin vorhandenen Transaktionsdaten zusammen, heißt es in einer Mitteilung. Die Technologie von StreamSets erfasse, konsolidiere und transferiere Daten aus diesen Infrastrukturen und unterstütze ein breites Spektrum an Datensätzen, einschließlich Edge- und Prozessdaten.

Dafür sind aus Sicht der Software AG intelligente Datenpipelines erforderlich, die die Struktur und Bedeutung der Daten nachvollziehen können und in der Lage sind, diese Daten an eine Reihe hybrider Zielsysteme zu übertragen, beispielsweise an Cloud-Data-Warehouses, Data Lakes, Messaging-Systeme und Event Hubs. Dafür stellt die StreamSets DataOps Platform Technologie bereit. Über die gemeinsame iPaaS-Plattform ließen sich so im gesamten Unternehmen konsolidierte Daten für weitergehende Analysen zur Verfügung stellen.

"Wichtiger Meilenstein für die Software AG"

"Diese Akquisition ist ein wichtiger Meilenstein für die Software AG", sagte Sanjay Brahmawar, CEO der Software AG. "Wir übernehmen ein schnell wachsendes Unternehmen, das in einem Cloud-Markt operiert, der ein jährliches Wachstum von 26 Prozent aufweist." Team und Technologie von StreamSets sollen das Hybrid-Integration-Angebot der Software AG ergänzen. StreamSets-Chef Girish und das gesamte Team soll weiter an Bord bleiben. Der Standort in Kalifornien stärke zudem die Präsenz der Software AG in Nordamerika.

Brahmawar zufolge ist der Kauf von StreamSets die erste Akquisition im Rahmen der neuen M&A-Strategie der Software AG. Das Ziel: Der Zugang zum Segment Cloud-Datenintegration, einem Teilbereich des umfassenderen Datenintegrationsmarkts, der bis zum Jahr 2025 ein Volumen von 3,5 Milliarden Dollar erreichen soll.

Sanjay Brahmawar, CEO der Software AG, geht mit dem Geld der neuen Investoren wie angekündigt auf Einkaufstour.
Sanjay Brahmawar, CEO der Software AG, geht mit dem Geld der neuen Investoren wie angekündigt auf Einkaufstour.
Foto: Software AG

Die Erwartungen der Software-AG-Verantwortlichen sind hoch. Durch die Übernahme von StreamSets soll der Konzern-Produktumsatz im Jahr 2022 zwischen zwölf und 16 Prozent wachsen. Das operative Ergebnis werde allerdings mit einem Betrag zwischen 13 und 17 Millionen Euro belastet. Weiter erwartet der deutsche Softwarehersteller, dass die Akquisition im Jahr 2023 zum organischen Wachstum beitragen wird. Infolge der Integration von StreamSets gehen die Verantwortlichen davon aus, einen Gesamtumsatz deutlich über dem Ziel von einer Milliarde Euro erreichen zu können.

Das dürfte auch im Sinne der neuen Investoren sein. Im Dezember 2021 hatte Silver Lake, eine der großen Technologie-Investmentgesellschaften, angekündigt, 344 Millionen Euro in das Softwarehaus aus Darmstadt stecken zu wollen. Die Software AG hofft so, mit ihren Cloud-Angeboten schneller zu expandieren und vor allem in Nordamerika in größeren Schritten voranzukommen - auch durch Unternehmensbeteiligungen und Übernahmen.