5. Loslegen, experimentieren, lernen, wiederholen
Manch alt eingesessenes Unternehmen ist vielleicht geneigt lieber abzuwarten, bis sich die viel gepriesenen technologischen Durchbrüche in der Praxis tatsächlich bewährt haben. Die Karten werden aber jetzt gemischt. Beim Verharren in der Komfortzone ist der zeitliche Vorsprung des Wettbewerbs hinterher kaum aufholbar.
Es gilt sorgfältig durchdachte strategische Wetten basierend auf Marktanalyse, erwarteten Geschäftsergebnissen und digitalen Hebeln experimentell zu verproben und beim Bestehen des Lackmustests (z.B. dem Erreichen bestimmter Meilensteine, Eintreffen zuvor ermittelter Kennzahlen etc.) zügig zu skalieren. Mittels agiler Methodiken - wie Lean-Startup, Minimum-Viable-Product und Data-Evidence-basiertem Experimentieren - können Organisationen Fahrt aufnehmen, Anfangsinvestitionen deutlich reduzieren und Risiken minimieren.
Fazit
Sinnbildlich erst nach der Ziehung der Lottozahlen den Spielzettel einreichen zu wollen ist wahrhaftig keine Meisterleistung und wohl kaum von Erfolg gekrönt. Früher oder später wird jede Führungskraft entscheiden müssen, wie mit digitaler Disruption umzugehen ist. Viele Organisationen haben nicht die Fähigkeiten, Ressourcen und Risikobereitschaft, um die Piratenflagge zu hissen und die Revolution im Markt anzuführen. Gerade jedoch im pro-aktiven Gestalten - wenn man das Zepter und Schicksal selbst in die Hand nimmt - steckt die größte Chance. Die schlimmste Entscheidung der Unternehmensleitung ist jedoch die Aufrechterhaltung des Status Quo. Festsitzen wie ein Reh im Scheinwerferlicht verzögert nur das Unvermeidliche.
Ein wichtiger Aspekt im Umgang mit digitaler Disruption ist die Fähigkeit, echte Trends von bloßen Modeerscheinungen zu trennen. Modeerscheinungen sind von kurzer Lebensdauer - sie kommen und gehen schnell. Sie neigen dazu, einen großen Anstieg an Popularität zu genießen und geraten nach einem abrupten Anstieg ähnlich zügig in die Vergessenheit - Pokemon Go und Google Glass sind zwei Beispiele der jüngeren Vergangenheit. Eine echte Disruption dagegen wird die Bedürfnisse des Marktes völlig neu gestalten und möglicherweise einen bedeutenden Wandel in der Branche und darüber hinaus bewirken. Ein Beispiel ist das iPhone, das fast über Nacht PDAs überflüssig machte und eine Revolution in der Applikationsentwicklung einleitete. Umsätze von Mobiltelefon- und Notebookherstellern wurden massiv beeinträchtigt und mittels Facetime hat sich die Art und Weise verändert, wie Menschen mit Technologie interagieren. Gleichzeitig wurde durch iTunes ein gigantisches Ökosystem mit Drittanbietern geschaffen, das heute Milliarden von Dollar generiert. Echte digitale Disruption verändert die Märkte und schafft neue, einer Modeerscheinung gelingt dies nicht.