Digitalisierung im Bildungssektor

So profitieren Bildungseinrichtungen von der Cloud

11.07.2018
Von 


Manuel Nitzsche verantwortet bei Dataiku als Account Executive den süddeutschen Raum. Er unterstützt Unternehmen auf dem Weg zu einer datengetriebenen Organisation.

Stolpersteine: Fragmentierung und unklare Digitalisierungsstrategie

Bildungseinrichtungen verfügen meist über eine gewachsene IT-Infrastruktur und Fachleute mit umfassenden IT-Kenntnissen. Beides sollten IT-Leiter nutzen, denn je nach individueller Situation empfiehlt sich das gemischte Sourcing benötigter Funktionen. So kann beispielsweise die Statusgruppenverwaltung oder Übermittlung von Prüfungsergebnissen im gewachsenen on-Premise-System erfolgen - die Anforderungen und Bedürfnisse der Nutzer sind hier hochschulweit identisch. Fachspezifische Anwendungen wie virtuelle Labore oder Handelssimulationen wird die IT-Abteilung hingegen kaum entwickeln und on-Premise zur Verfügung stellen können.

Beim gemischten Sourcing gilt es, zwei Stolpersteine zu vermeiden. Der erste ist, wie bei jeder Funktionserweiterung, eine mögliche Fragmentierung der IT. Je vielgestaltiger die IT wird, desto schwieriger kann das Zusammenspiel für den unbedarften Nutzer werden. Um Lehrende und Lernende nicht von der Nutzung digitaler Bildungsangebote abzuschrecken, muss die IT-Abteilung eine nahtlose Lernumgebung sicherstellen. Eine solche maßgeschneiderte Lösung kann einen erheblichen Arbeitsaufwand mit sich bringen.

Auch der zweite Stolperstein ist grundsätzlicher Art: eine klar ausformulierte IT- und Digitalisierungsstrategie, die Verantwortliche, Ressourcen und Zeitpläne koordiniert. Erst damit wird klar, welche Sourcing-Strategie gilt und wer verantwortlich ist. Ist es die Hochschulleitung? Die IT? Oder entscheidet jedes Institut für sich? Erst die Klärung dieser Fragen liefert die erforderliche Planungssicherheit zur Umsetzung und Akzeptanz digitalen Lernens. Das Hochschulforum Digitalisierung - als unabhängige nationale Plattform der Diskussion - bringt es in seinen Thesen zur Digitalisierung der Hochschulbildung auf den Punkt: "Hochschulen fehlt es nicht an digitalen Lehr- und Lerninnovationen, der Mangel besteht in ihrer strukturellen und vor allem strategischen Verbreitung" und fordert die "strategische Verbreitung digitaler Lehr- und Lernangebote innerhalb der Hochschule."

Ohne Telefon kein Ferngespräch, ohne Cloud keine digitale Bildung

Die Stolpersteine zeigen: Technik kann sowohl der ermöglichende Faktor als auch der limitierende Faktor sein. Ohne Telefon kein Ferngespräch, ohne Smartphone keine WhatsApp und - zukünftig - ohne Cloud keine digitale Bildung. Auch wenn es zugespitzt formuliert ist: Bildungseinrichtungen und besonders Hochschulen unterliegen einem enorm hohen Innovationstempo und entsprechendem Druck.

Was heute noch fern scheint, ist morgen längst Standard. Der klassische Präsenzunterricht wird zunehmend um digitale Elemente erweitert: Lernvideos setzen sich durch, entlasten von Routine-Aufgaben und schaffen damit Raum für mehr individuelle Betreuung. Soziale Interaktion und Kollaboration gewinnen einen neuen Stellenwert. NCAs ermöglichen es Studierenden beispielsweise, durch die Einbindung von Office 365 oder anderen Office Services von zuhause aus zeitgleich remote an ihrer gemeinsamen Präsentation zur neuesten Case Study zu arbeiten. Ebenso schlägt sich die Omnipräsenz sozialer Medien in der Bildung nieder: Lehrende kommunizieren mit Lernenden zunehmend über Facebook & Co.; Bildungseinrichtungen sind also gefragt, moderne Kommunikationstools anzubinden, damit sich keine Schatten-IT bildet.

Auch künstliche Intelligenz, Einsatz von Lernstatistik oder datenbasierte Leistungsbeurteilung, umfassende Plagiatskontrolle und viele Dinge mehr bereichern das didaktische Repertoire. Das gilt ganz unabhängig davon, ob man digitale Technologien nun intensiv einsetzt oder eher verhalten und welchem Bildungsbegriff man folgt.

Den Lehrenden, was die Lehrenden benötigen

Bildungseinrichtungen benötigen eine technische Infrastruktur, die den aktuellen Anforderungen gewachsen ist. Diese muss sich funktional schnell und mühelos erweitern lassen - etwa um Filesharing-Dienste oder Content-Lieferanten.

Sie sollte auch global und auf allen Endgeräten Lernen erlauben, denn die Lernenden von heute sind mobil. Ob Größenbeschränkungen bei Videos, Modul-Inkompatibilitäten oder unverständliche Bedienoberflächen - Technologie sollte ermöglichen, nicht limitieren. Vor allem aber sollte Technologie für Lehrende ein wertvolles Werkzeug für den didaktischen Quantensprung sein. Wir werden sicher noch viele Neuerungen sehen.