Ähnlich wie die Smartphones zur Jahrtausendwende sind nun digitale KI-Assistenten, die in smarten Lautsprechern "wohnen", dabei, nach dem Consumer- nun das Business-Umfeld zu durchdringen. Auf dieser Grundidee fußt auch der von AWS vollzogene Launch von Alexa for Business.
Die virtuelle Assistenz fürs Büro wurde im Rahmen der Entwicklerkonferenz re:Invent angekündigt und strebt danach, eine ganze Reihe lästiger Tätigkeiten am Arbeitsplatz zu übernehmen. Dazu sprechen Sie - wie Zuhause - mit einem Amazon-Echo-Gerät, das auf (Sprach-)Anweisung Kalendereinträge überprüft und Videokonferenzen anschiebt.
Allerdings ist Amazon nicht das erste Unternehmen, das seine intelligente Assistenz fit für den Workplace macht: Cisco kündigte erst vor kurzem seinen Spark Assistant an, der besonders bei der Organisation von Videokonferenzen das Büroleben erleichtern soll. Microsoft hat unterdessen seine Künstliche Intelligenz Cortana vollständig in die Office-365-Applikationen integriert.
- Digital Workplace
Citrix hat beim Marktforscher Crisp Research eine Studie zum Digital Workplace in Auftrag gegeben. 661 Entscheider und Angestellte deutscher Unternehmen aus neun Branchen haben sich beteiligt. - Mitarbeiterzufriedenheit
Fast zwei von drei Befragten (64 Prozent) geben an, durch die Digitalisierung des Arbeitsplatzes mehr Zeit für die Familie zu haben. - Nutzungsgrad
Nicht alle, die den Digital Workplace nutzen könnten, dürfen das auch. - Musterrechnung
Crisp Research will das Einsparpotenzial anhand einer fiktiven Musterfirma zeigen. Diese basiert auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes, betonen die Marktforscher. - Einsparpotenzial
Kostensenkungen sind demnach bei Hard- und Software sowie den Räumen möglich, ebenso bei Fahrt- und Reisekosten. - CO2-Bilanz
Stichwort Fahrt- und Reisekosten: Laut Crisp Research könnten sieben Millionen Tonnen CO2 im PKW-Verkehr eingespart werden.
Das kann Alexa for Business
Diese Entwicklungen machen klar, dass sich Technologien wie NLP und Spracherkennung gerade auf dem besten Weg befinden, neue Wege der Interaktion mit Business-Software-Lösungen zu erschließen. Das sieht auch IDC-Research-Director Wayne Kurtzman so: "Die Sprache wird eine ganz wesentliche Rolle dabei spielen, wie wir in den nächsten zehn Jahren zusammenarbeiten. Die Ankündigungen von Alexa for Buiness und Spark Assistant sind dafür Schlüssel-Indikatoren."
Alexa-Nutzern im Consumer-Umfeld stehen bereits tausende von Skills zur Verfügung, die nun auch im Unternehmensumfeld genutzt werden können. Darüber hinaus erwartet Amazon, dass viele Unternehmen auch dazu übergehen, ihre eigenen Skills für interne Zwecke zu entwickeln.
Capital One hat beispielsweise einen Alexa-Skill entwickelt, der der IT-Abteilung ermöglicht, den Status der Systeme einem Schnellcheck zu unterziehen und Updates über Sicherheitsvorfälle zu erhalten. Auch in den Offices von WeWork hat man bereits mit Amazon-Echo-Gerätschaften im Rahmen eines Pilotprojekts experimentiert. So konnten die Mitarbeiter beispielsweise über die Künstliche Intelligenz Meetingräume buchen oder Tickets für den Helpdesk erstellen.
Eine Reihe weiterer Unternehmen - darunter Salesforce, SAP, Concur, RingCentral und ServiceNow - sind gerade dabei, Alexa for Business in ihre Applikationen zu integrieren. Dabei können die Nutzer auch Unternehmens-Apps über ihre Echo-Geräte zuhause abrufen, um beispielsweise die Termine für den nächsten Tag ansagen zu lassen oder Kalendereinträge zu ändern. Amazon selbst zeigte auf der re:Invent 2017 mit Transcribe auch ein cloudbasiertes Tool, das automatisierte Protokolle von Meetings erstellen kann.
Aus Business-Perspektive sind KI-Assistenten wie Alexa noch nicht ausgereift, befinden sie sich doch erst wenige Jahre auf dem Consumer-Markt. Dementsprechend sieht auch der Research Director von Gartner, Werner Goertz, den Alexa-for-Business-Launch als ersten Schritt, wie er in einem Blogpost schreibt: "Von einigen wesentlichen Features wie der biometrischen Authentifizierung per Stimme oder der Stimmerkennung bei mehreren Benutzern sind wir immer noch weit entfernt."
Die 15 besten Alexa-Skills fürs Office
Dennoch gibt es bereits einige Alexa-Skills, die Sie bei der Arbeit unterstützen können - egal ob Sie nun Developer, Admin oder Business Analyst sind. Wir haben die 15 besten Skills fürs Office für Sie zusammengestellt:
Absolut jeder kann wohl ab und zu Hilfe bei der Bewältigung seiner E-Mail-Berge brauchen. Wenn Sie Astrobot Zugriff auf Ihr Gmail- oder Office-365-Konto gewähren, kann Alexa Ihnen dabei zur Hand gehen. <br /><br /> Über den Astrobot E-Mail-Assistenten können Sie sich Nachrichten vorlesen lassen, sie bei Bedarf löschen, archivieren oder eine von zehn vorgefertigten Antworten versenden. Die Entwickler bieten auch eine Version mit Slack-Integration an, sowie Clients für Android, iOS und MacOS.
Sie haben ein Google Sheet oder Slack Board voller wertvoller Business-Daten und würden sich das lieber vorlesen lassen? Dann ist VoiceMetrics Ihr Skill. <br /><br /> Wenn die Verlinkung mit den beiden genannten Plattformen zu trivial für Sie ist: Es gibt auch eine REST API, mit der sie die Software manuell "füttern" können.
Wie der Name schon nahelegt, sorgt Quick Events dafür, dass Veranstaltungen jeglicher Art ziemlich schnell Einzug in Ihren Kalender halten. Für die Nutzung von Quick Events müssen Sie den Zugriff auf Ihr Google-Konto freigeben - die Events werden dann im Google Kalender festgehalten.
Alexa kann sich bereits To-Do- oder auch Shopping-Listen "merken" - allerdings werden diese ausschließlich auf dem entsprechenden Device oder in der App gespeichert. Wenn Sie eine andere Listen-App favorisieren, dann braucht Alexa Any.do. <br /><br /> Dabei handelt es sich um einen Skill für den gleichnamigen Listenmanager, der für Android-, iOS- und Chrome-Devices ebenso zur Verfügung steht, wie für alle gängigen Desktop-Browser und sogar für das Collaboration-Tool Slack. Eine Verknüpfung mit einem bestehenden Any.do-Konto ist dabei obligatorisch - gemanagt werden können ausschließlich To-Do- und Einkaufslisten.
Abonennten des Business-VoIP-Service RingByName können mit dem gleichnamigen Alexa-Skill dafür sorgen, dass Telefonanrufe automatisiert per Sprachbefehl ablaufen. Dazu werden lediglich das Alexa-Device Ihrer Wahl und der RingByName-Account verknüpft.
Mit diesem Drittanbieter-Skill können Sie Support-Tickets erstellen und managen - über Alexa. Dazu verbinden Sie TicketNow mit Ihrem AWS- und ServiceNow-Account, fertig.
Auch in diesem Fall ist der Name Programm: Mit Cloud Admin bekommen Sie per Alexa-Sprachbefehl einen schnellen Überblick über Ihre (AWS-)Server-Instanzen und Cloud-Kosten. Einrichten oder vom Netz nehmen können Sie diese mit dem Cloud Admin Skill ebenfalls.
Suchen Sie öfter mal nach einem neuen Tool, wissen aber nicht genau für welches Sie sich entscheiden sollen? Git knife sagt Ihnen auf Wunsch, welche git repositories in Sachen Software gerade neue Trends setzen.
Wollen Sie Ihren LinkedIn-Kontakten unbedingt etwas mitteilen, haben aber gerade keine Hand frei? CheckedIn übernimmt das für Sie.
Wer weiß, wie sich die Laufzeit eines Algorithmus mit dem Datenaufkommen verändert, hat den Schlüssel für effektiv laufenden Code gefunden. Wer es nicht (mehr) weiß, der sollte sich Runtime Helper ansehen.
Fragen zu AWS? Ask Cloud Ninja heißt die Lösung. Hier bekommen Sie auf Wunsch Auskunft über zahlreiche AWS-Services (zum Beispiel Lambda).
Wenn Sie den Status Ihrer Webseite prüfen möchten, können Sie künftig auch Alexa fragen. Alles was Sie dazu brauchen, ist der Vigil Website Monitoring Skill und ein enstprechendes Abo bei Vigil Website Monitoring.
Auch über den Status Ihrer Backend-Systeme informiert künftig Amazons digitale Assistentin. Zumindest, wenn Sie AWS-Kunde sind. Dann verlinken Sie Voice Dashboard mit Ihrem Account und können anschlöießend Fragen zu Datenbanken oder Data Centern stellen.
Wenn Sie sich regelmäßig an Apache-Open-Source-Projekten beteiligen, könnte diese "Hotline" zum JIRA Bug-Tracking-System für Sie interessant sein. <br /><br /> So können Sie ganz einfach herausfinden, wie viele offene (oder geschlossene) Tickets ein bestimmtes Projekt zu "bieten" hat oder sich ein Update zu einem spezifischen Ticket geben lassen.
Es soll ja Menschen geben, die sich Sorgen darüber machen, dass Alexa Dinge hört (beziehungsweise aufnimmt), die vertraulich sind. Daily Log ist hingegen für die Menschen, die darüber besorgt sind, dass Alexa nicht genug aufnimmt. <br /><br /> Mit diesem Skill erstellen Sie eine Art Voice Diary, das in der Cloud abegelegt werden kann. Auf Wunsch lässt sich das Sprachtagebuch auch per PIN absichern.
Wenn Sie die hier vorgestellten Skills fürs Büro austesten, denken Sie daran, dass Alexa nicht nur über Ihr Echo-Device, sondern auch über PC und Smartphone "erreichbar" ist.
Sprache für mehr Security im Unternehmen?
Mit dem Einzug der digitalen Assistenten ins Büro halten natürlicherweise auch Datenschutz-Bedenken Einzug. Dabei bietet die Sprache diesbezüglich Vorteile, ist Richard Edwards, Analyst bei Freeform Dynamics überzeugt: "Spracherkennung wird bereits eingesetzt um Bankkunden zu identifizieren und zu authentifizieren. Dieselbe Technologie könnte künftig am Arbeitsplatz Anwendung finden. Vielleicht können wir einige Aspekte dieser Technologie nutzen, um Unternehmensnetzwerke künftig sicherer zu machen. Eine Interaktion per Stimme würde für zusätzliche Sicherheits-Layer sorgen."
Doch es gibt noch andere Hürden, die es zu überwinden gilt: Wie bei jeder neuen Technologie werden auch die smarten KI-Assistenten einige Zeit brauchen, bis sie als "normale" Interaktionsmethode wahrgenommen werden. Egal wie viele Vorteile sie bringen. Trotzdem liegt hier die Computing-Zukunft - zumindest wenn es nach Richard Edwards geht: "Manche werden die Technologie toll finden, andere nicht. Aber genau wie Touchscreen und Keyboard einst Interface-Neuland beim PC waren, verhält es sich nun mit der Spracherkennung und -steuerung. Sie wird langsam immer mehr Teil unseres Alltags."
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation Computerworld. Mit Material von IDG News Service.