Es ist nichts dagegen einzuwenden, frugal zu leben, also genügsam oder sparsam. Frugalisten versuchen nämlich, möglichst viel ihres Einkommens zu sparen und anzulegen, um möglichst schnell finanziell unabhängig zu werden. Dazu verzichten sie auf unnötigen Konsum und schränken sich im Alltag ein. Beispielsweise verkneifen sich Frugalisten Restaurant- oder Theaterbesuche sowiedie neuesten Trends. Stattdessen kochen sie ihr Essen, das sie zur Arbeit mitnehmen, selbst, kaufen Second-Hand-Kleidung und reparieren Dinge.
Der Frugalismus hat einige Berührungspunkte mit dem Minimalismus. Denn auch Minimalisten geht es darum, möglichst wenig Dinge anzuschaffen und möglichst wenig zu konsumieren und sich stattdessen auf diejenigen Dinge zu konzentrieren, die man wirklich im Leben braucht. Der Unterschied zwischen dem Frugalismus und dem Minimalismus besteht darin, dass der Konsumverzicht beim Frugalismus kein Selbstzweck ist. Frugalisten schränken sich zwar auch ganz bewusst ein, tun das aber, um einen Großteil ihres Einkommens zu sparen oder an der Börse anlegen zu können. Frugalisten möchten letztlich ein kleines Vermögen anhäufen.
Der Ursprung des Frugalismus
Der Frugalismus, wie wir ihn heute kennen, geht auf einen Finanzblogger und seine Idee zurück: FIRE. Das Akronym steht für "Financial Independence, Retire Early" also "Finanzielle Unabhängigkeit, frühe Rente" und das ist letztlich das erklärte Ziel der Frugalisten. Jedoch geht es ihnen nicht darum, möglichst früh nicht mehr arbeiten zu müssen. Ihre finanzielle Unabhängigkeit soll ihnen lediglich dabei helfen, das zu tun, was sie wirklich tun möchten. Wer eben nicht mehr Tag für Tag zur Arbeit gehen muss, weil er von seinem Ersparten leben kann, der kann frei entscheiden, was er mit seiner Zeit anfängt.
Die wenigsten Frugalisten entscheiden sich dafür, einfach nichts zu tun. Auch wenn das Ziel erreicht ist, arbeiten sie weiter, engagieren sich ehrenamtlich oder machen sich selbstständig und widmen sich Aufgaben, die sie schon immer interessiert haben. Frugalismus hat nicht nur mit dem Minimalismus einige Berührungspunkte, sondern auch mit dem bedingungslosen Grundeinkommen. Denn auch die Idee dahinter lautet, dass Menschen dank des Grundeinkommens Zeit für Dinge in ihrem Leben haben, die sich ansonsten nur schwer mit der Erwerbsarbeit in Einklang bringen lassen würden. Wie zum Beispiel ein Ehrenamt oder aber eine nebenberufliche Selbstständigkeit.
Frugalisten versprechen sich finanzielle Freiheit
Für all diejenigen, die sich Morgen für Morgen zur Arbeit quälen, klingt der Frugalismus vielleicht nach einer Idee, die man sich einmal genauer ansehen sollte. Fairerweise sollte man jedoch dazu sagen, dass sich der Frugalismus nur für Besserverdienende eignet. Das klingt vielleicht paradox, lässt sich aber einfach nachvollziehen:
Um schon mit 40 oder Mitte 40 in Rente gehen zu können, muss man während seines Erwerbslebens ein beachtliches finanzielles Polster aufgebaut haben. Frugalsten sparen dazu einen wirklich immensen Teil ihres Einkommens: Zwischen 70 und 80 Prozent ihres Verdienstes legen sie jeden Monat zurück. Nur so können sie es schaffen, in der kurzen Zeit ihrer Erwerbstätigkeit genügend Geld anzusparen, um mit 40 davon leben zu können.
Frugalismus: Die 4-Prozent-Regel und die 25-er-Methode
Frugalisten gehen ihr Vorhaben strategisch an. Dazu gehört auch, dass sie genau wissen, wie viel Geld sie gespart haben müssen, um in den Ruhestand gehen zu können. Dabei helfen ihnen zwei wichtige Regeln beziehungsweiseMethoden:
Die 25-er-Regel: Frugalisten müssen das 25-Fache ihres durchschnittlichen jährlichen Verbrauchs gespart haben, um in Rente gehen zu können. Wenn Sie 45.000 Euro pro Jahr brauchen, müssen Sie 1.125.000 Euro gespart haben, um nicht mehr arbeiten zu müssen. Das Geld liegt bei Frugalisten natürlich nicht unverzinst auf dem Girokonto. Wer frugal leben möchte, der beschäftigt sich mit sämtlichen Formen der Geldanlage. Frugalisten investieren in Aktien, ETFs oder andere Finanzinstrumente und legen ihr Geld auch in Immobilien, Edelmetallen oder Rohstoffen an. Mit anderen Worten: Frugalisten investieren breit gestreut und gehen deshalb davon aus, dass sie eine schöne Rendite erwirtschaften. Das führt zur nächsten Regel.
Die 4-Prozent-Regel: Da Frugalisten ihr Geld gewinnbringend angelegt haben, können sie einen gewissen Teil davon entnehmen, ohne das eigentliche Kapital anzugreifen. Frugalisten planen in der Regel mit jährlich vier Prozent, die sie von ihrer Anlage abzwacken können. Die Idee dahinter: Gut investiert können sie mit dem Geld am Kapitalmarkt eine höhere Rendite erwirtschaften, so dass vier Prozent Entnahme das ursprüngliche Investment nicht schmälern. Zum Vergleich: Anleger, die 1980 in den DAX investiert haben, haben bis Ende des Jahres 2021 im Durchschnitt eine Rendite von 8,9 Prozent erwirtschaftet. Wer jährlich vier Prozent aus seinem Aktienvermögen entnommen hätte, hätte in dieser Zeit sein Vermögen trotzdem noch vermehrt.
Achtung: Bei Anlagen am Kapitalmarkt besteht die Gefahr eines Totalverlusts. Das sollten Sie als Anleger immer im Hinterkopf behalten. Die in diesem Artikel getroffen Aussagen stellen nur allgemeine Informationen und keine Haftung dar.
Frugal leben: Die Tipps der Super-Sparer
Bis zu seinem 40. Lebensjahr über eine Million Euro zur Seite legen zu können, ist für die meisten Normalbürger wohl mehr als utopisch. Frugalismus per se ist daher, wie schon gesagt, nur eine Option für Besserverdiener. Das heißt aber nicht, dass man sich von der Lebensweise der Super-Sparer nichts abschauen könnte. Selbst wer ein eher durchschnittliches Einkommen hat, kann Geld anlegen und im besten Fall von dem Zinseszinseffekt profitieren. Oder einfach genügend Rendite machen, um alle paar Jahre davon in Urlaub zu fahren. Und das könnte so gelingen:
Überblick über Ihre Ausgaben verschaffen: Notieren Sie sich mindestens einen Monat lang, wie viel und vor allem, wofür Sie Geld ausgeben. Vermutlich fällt Ihnen dabei auf, dass der überteuerte Kaffee morgens auf dem Weg zur Arbeit gar nicht sein muss. Oder Sie entdecken andere Ausgaben, die Sie sich bei näherer Betrachtung sparen könnten. Um genau dieses Sparpotenzial ausfindig zu machen, müssen Sie zunächst einmal wissen, wofür Sie Geld ausgeben.
Streichen Sie unnötige Kosten: Im nächsten Schritt gehen Sie diejenigen Ausgaben durch, die nicht unbedingt lebensnotwendig sind. Abhängig davon, wie viel Sie sparen möchten, kürzen Sie diese Ausgaben. Ist das Ziel eine möglichst hohe Sparquote, sollten Sie die Kosten auf das absolute Minimum beschränken. Wenn Sie sich etwas mehr Konsum gönnen, sollten Sie ganz bewusst entscheiden, wofür Sie Ihr Geld ausgeben.
Nutzen Sie Vergleichsportale: Die Deutschen sind berühmt dafür, mehr Versicherungen zu haben, als sie brauchen. Hier lässt sich in der Regel einiges Geld sparen, das Sie im nächsten Schritt investieren oder anderweitig anlegen könnten. Auch bei den regelmäßigen Fixkosten wie Telefon, Strom oder Heizkosten gibt es häufig Sparpotenzial. Nutzen Sie beispielsweise Vergleichsportale, um günstigere Anbieter zu finden und kündigen Sie Verträge, die Sie nicht brauchen. Der Klassiker: Die Mitgliedschaft im Fitnessstudio.
Definieren Sie Etappenziele: Sollte die Rente mit 40 für Sie in unerreichbarer Ferne liegen, sollten Sie sich andere Ziele setzen. Es ist nämlich kein Geheimnis, dass wir eher an unseren Vorhaben dranbleiben, wenn wir ein klar definiertes Ziel vor Augen haben. Das muss auch nicht gleich die nächste Fernreise oder eine eigene Immobilie sein. Auch kleinere Ziele, wie zum Beispiel jeden Monat einen festen Betrag in einen Sparplan zu investieren, eigenen sich hervorragend als Ansporn.
Probieren Sie es aus! (pg/fm)