Nahezu alle deutschen Unternehmen setzen Lösungen für Enterprise Resource Planing (ERP) ein. Viele davon schon in der dritten oder gar vierten ERP-Generation. Diese ERP-Installationen stellen in der Regel das Rückgrat der Business-Software-Infrastruktur dar und werden meist unternehmensweit über die in die Auftragsabwicklung involvierten Bereiche und Standorte hinweg eingesetzt. Darüber hinaus werden im ERP-System viele Informationen aus bereichsspezifischen Anwendungen (CRM/Vertrieb, PDM/Entwicklung, MES/Produktion, DMS/Informations-Management) gebündelt beziehungsweise auch zur weiteren Verarbeitung an diese Anwendungen weitergegeben.
- Sieben ERP-Produkte im Vergleich
Der Contest, in dem alle Produkte einen Parcour mit acht Testszenarien durchlaufen musste, hat die Stärken und Schwächen der jeweiligen Produkte offenbart. Hier finden Sie eine kurze Zusammenfassung. - APplus von der Asseco Germany AG
Der ERP-Anbieter Asseco hat seine Software-Suite APplus ins Rennen geschickt. Sie richtet sich an Anwender aus den Branchen Produktion, Dienstleistung, Service und Großhandel. - APplus
Stärken <br> + praxisnah<br> + gute Benutzerführung<br><br> Schwächen<br> - Definition des Kalkulationsschemas mit Skripten ist umständlich<br> - Rechnungswesen nur funktional integriert - Canias ERP von der Industrial Application Software GmbH
Das betriebswirtschaftliche Standardpaket Canias ERP von Industrial Application Software ist für mittelständische Anwender vorgesehen. - Canias ERP
Stärken<br> + moderne Architektur<br> + kompakt konstruiert<br><br> Schwächen<br> - Web Shop fehlt<br> - in manchen Abläufen eher etwas konventionell - Epicor 9 von der Epicor Software Deutschland GmbH
Epicor wirbt für seine gleichnamige Softwarelösung mit einer flexiblen und kollaborativen Architektur. - Epicor 9
Stärken<br> + SOA-basierend<br> + Multi-Site-System<br><br> Schwächen<br> - manche Abläufe müssen erst individuell eingerichtet werden - M3 von der Lawson Software Deutschland GmbH
Lawson Software war mit dem ERP-Produkt M3 vertreten. Die Lösung lässt sich um viele Branchenlösungen ergänzen. - M3
Stärken<br> + „echtes“ Multi Site-System<br> + Navigation und Benutzerführung<br><br> Schwächen <br> - in manchen Abläufen eher konventionell<br> - PLM wurde nicht vorgestellt - Microsoft Dynamics AX von der Inway Systems GmbH
Microsoft mischt seit geraumer Zeit mit Dynamics AX den ERP-Markt auf. Im Contest wurde die Lösung vom IT-Partner Inway Systems vorgestellt. - Microsoft Dynamics AX
Stärken<br> + Flexibilität bei der Individualisierung<br> + international einsetzbar<br><br> Schwächen<br> - manche Funktionen sind nur im Prinzip vorhanden - SAP ERP von der T.CON GmbH & Co. KG
SAP stellt den Klassiker im ERP-Geschäft. Beim Contest trat der SAP-Partner T.CON an und präsentierte die ERP-Lösung. - SAP ERP
Stärken<br> + vollständige, umfassende, integrierte Lösung<br> + übersichtliche Benutzeroberfläche<br><br> Schwächen<br> - wirkt in manchen Abläufen etwas aufwändig<br> - Projekt-Management operiert etwas isoliert - Semiramis Comarch ERP Enterprise von der SteinhilberSchwehr AG
Semiramis ist eine etablierte ERP-Lösung von Comarch. Präsentiert und installiert wurde sie vom IT-Dienstleister SteinhilberSchwehr. - Semiramis Comarch ERP Enterprise
Stärken<br> + gute Navigation über Vorgangsketten<br> + unmittelbare Einbindung der Geschäftspartner<br><br> Schwächen<br> - Rechnungswesen wurde nicht vollständig präsentiert<br> - teilweise sehr konventionelle Prozessabläufe
ERP-Lösungen spielen dabei nicht nur eine zentrale Rolle bei der Unterstützung der Unternehmensprozesse, sondern stellen oft auch eine große Herausforderung dar: Die Kosten einer ERP-Lösung belasten die IT-Budgets erheblich. Je Arbeitsplatz fallen 4000 bis 5000 Euro Anschaffungskosten sowie 400 bis 600 Euro Wartungskosten pro Jahr an. Die interne Administration sowie die Software- und Anwenderbetreuung schlagen ebenfalls mit einem deutlichen finanziellen Aufwand zu Buche. Und schließlich verursacht die Modernisierung der ERP-Infrastruktur im Zuge von Upgrades beziehungsweise Release-Wechseln nicht selten Kosten, die sich in ähnlicher Größenordnung bewegen wie eine Neueinführung.
Trends im ERP-Lebenszyklus
Angesichts der Tatsache, dass sich die Lebensdauer einer ERP-Installation heute eher auf 15 bis 20 Jahre beläuft und nicht im Bereich der vielfach kolportierten acht bis zehn Jahre, scheint ein Paradigmenwechsel in Bezug auf die ERP-Infrastruktur geboten: weg von isolierten Auswahl-, Einführungs- oder Anpassungsprojekten hin zu einer ganzheitlichen Bewirtschaftung über den gesamten ERP-Lebenszyklus.
Die unterschiedlichen Phasen des ERP-Lebenszyklus werden dabei durch einige Trends beeinflusst, die folgende Herausforderungen mit sich bringen:
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Ausweitung des ERP-Einsatzes in den Unternehmen (höhere Durchdringung von Prozessen, Standorten und Belegschaft),
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Ausweitung des Aufgabenspektrums von ERP-Lösungen (horizontale und vertikale Integration im Bezug auf die Wertschöpfungskette),
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zunehmende Internationalisierung der Wirtschaft und damit des ERP-Einsatzes,
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zunehmende "Mobilisierung" des ERP-Einsatzes durch neue Endgeräte, Übertragungsstandards und Kommunikationswege,
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zunehmende Standardisierung und Modularisierung der Softwarelösungen (Service-orientierte-Architektur/SOA),
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zunehmende Ausdifferenzierung des ERP-Lösungsangebotes im Hinblick auf Branchenanforderungen ("Vertikalisierung"),
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zunehmendes Spektrum an Lösungsangeboten zur Ergänzung von ERP-Kernanwendungen,
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neue Betriebs- und Abrechnungsmodelle für ERP-Lösungen und Add-ons (Cloud Computing, Software-as-a-Service).
Im Rahmen der ERP-Auswahl wirken sich diese Trends vor allem durch eine steigende Komplexität sowohl der fachlichen Fragen (zum Beispiel mehr Lösungs- und Handlungsoptionen) als auch der Projektorganisation (zum Beispiel mehr Beteiligte, mehr Fachbereiche und Standorte) aus.