Langfristige Teamentwicklung sichern

So gelingt Vielfalt in der Produktentwicklung

09.01.2024
Von   IDG ExpertenNetzwerk
Stefanie Krauss ist Inhaberin von Tech Mediation, einem Unternehmen, das Organisationen dabei unterstützt, die virtuelle Zusammenarbeit durch digitale Konfliktlösung und Teamentwicklung zu meistern .

Integrative Teams systematisch aufbauen

Mediative Teamentwicklung ist eine Synthese bewährter Methoden der Teamentwicklung und der Mediation, das heißt der strategischen Konfliktlösung. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung der Konfliktkompetenz des Teams und weiterer für die Teamarbeit wichtiger Kompetenzen, wie zum Beispiel lösungsorientierte Kommunikation. Stolpersteine, die dem Team immer wieder in die Quere kommen, werden in diesem Rahmen gezielt bearbeitet. Zusammenarbeit und Produktivität erreichen ein neues Niveau.

Lesetipp: Servant Leadership -Wie Konfliktlösung künftig geht

Im Gegensatz zum weitverbreiteten Teambuilding, einer euphorisierenden Kurzzeitveranstaltung, mit dem Bestreben, ein “Yes, we can” zu erzeugen, ist Teamentwicklung eine systematische Begleitung des Teams über einen längeren Zeitraum, mit dem Ziel, das Team auf die nächste Entwicklungsstufe zu heben.

Der Unterschied zur klassischen Teamentwicklung besteht primär darin, dass das Team am Steuer sitzt. Es definiert die zu bearbeitenden Themen, die mittels eines standardisierten Interviews erhoben werden. Die Bearbeitung der Themen erfolgt iterativ, sodass bereits während der Teamentwicklung kleine Erfolge gefeiert und am Ende die großen Ziele erreicht werden. Damit wird dem häufigen Effekt entgegengewirkt, dass man nach motivierenden Workshops mit Euphorie und vielen To-dos nach Hause geht, die dann aber im Alltag, der seine eigenen Prioritäten setzt, verpuffen.
Am Ende des mediativen Teamentwicklungsprozesses steht ein leistungsstarkes, integratives Team.

Drei häufige Herausforderungen, die integrative Teams mithilfe der mediativen Teamentwicklung meistern können, sind:

  1. Lustvoll streiten
    Kundenorientierung bedeutet, sich auf die Anliegen der Kunden zu konzentrieren. Interne Streitigkeiten lenken von diesem Ziel ab und verschieben den Fokus. Wenn Teams mehr mit sich selbst als mit ihren Kunden, Projekten und Deadlines beschäftigt sind, ist es an der Zeit, den Fokus neu auszurichten. Eine mediative Teamentwicklung kann dabei von Vorteil sein.
    Sie hilft, Themen wie beispielsweise den bereits erwähnten Umgang mit Seniorität im Team zu klären, damit Diskussionen auf sachlichem Boden bleiben. Darüber hinaus können Teams lernen, mit Meinungsverschiedenheiten in Zukunft lösungsorientierter umzugehen.
    Mit dem Ziel vor Augen, das bestmögliche Ergebnis für den Kunden zu erreichen, geht es darum, die Sichtweise des anderen besser zu verstehen, die wesentlichen Kritikpunkte herauszuarbeiten und als Verbesserungen in die neue Lösung einfließen zu lassen. So gewinnen die Teammitglieder Akzeptanz für unterschiedliche Sichtweisen, kommunizieren ihre divergierenden Standpunkte wertschätzender und haben Methoden in der Hand, um auch in Zukunft verzwickte Themenstellungen lösungsorientiert und zeitsparend anzugehen.

  2. Diversität und Inklusion verankern
    Vielfalt ist oft schwerer umzusetzen, als man denkt. Unternehmen können die Rahmenbedingungen schaffen und Investitionen tätigen, aber es liegt auch in der Verantwortung des Teams, einen respektvollen und wertschätzenden Umgang miteinander in der Teamkultur zu verankern. Mediative Teamentwicklung kann das Team auf diesem Weg unterstützen.
    Hier geht es darum, in der Gruppe zu reflektieren und auch unangenehme Themen besprechbar zu machen. Dazu gehören zum Beispiel Missverständnisse, die unvermeidlich sind, wenn - wie in der IT häufig der Fall - viele Nationalitäten in englischer Sprache zusammenarbeiten, ohne dass Englisch ihre Muttersprache ist. Das Team lernt so, dass alle Themen vertrauensvoll und sachlich besprochen werden können. Auf diese Weise unterstützt die mediative Teamentwicklung Unternehmen und Teams beim Praxistransfer von Vielfalt und Inklusion von der PowerPoint-Präsentation des Managements in den gelebten Alltag des Teams.

  3. Fachkräfte binden
    Die besten integrativen Teams nützen den Unternehmen nichts, wenn die Teammitglieder die Organisation schnell wieder verlassen. Die Bindung von Fachkräften hat daher höchste Priorität, wenn Unternehmen das Potenzial integrativer Teams voll ausschöpfen wollen. Die Gründe, warum Kollegen das Team verlassen, können mannigfaltig sein. Viele Mitarbeiter wenden dem Unternehmen jedoch nicht den Rücken zu, weil ihre Arbeit zu stressig ist. Sie gehen, weil ihre Beiträge, ihre Eigeninitiative und ihre Ideen nicht wertgeschätzt werden.

    Oder sie gehen, weil sie sich durch die zunehmend virtuelle Zusammenarbeit in der IT isoliert fühlen oder den Teamgeist vermissen, den sie aus der intensiven Zusammenarbeit im Büro kennen. Auch hier kann mediative Teamentwicklung Abhilfe schaffen. Sie ist nicht nur eine wirksame Maßnahme, um integrative Tech-Teams in Schwung zu bringen. Sie kann auch ein wirkungsvolles Instrument sein, um das verloren gegangene Gefühl der Zusammengehörigkeit und der Wertschätzung - auch in der virtuellen Zusammenarbeit - wieder aufleben zu lassen.

Zusammenfassend schafft die mediative Teamentwicklung eine Win-Win-Situation. Sie entwickelt integrative Teams zu Hochleistungsmotoren für zukunftsorientierte Unternehmen. Sie bringt Vielfalt und Inklusion in die Praxis und hilft Unternehmen, Fachkräfte zu binden. Wer möchte nicht Teil eines Unternehmens sein, in dem Wertschätzung, Respekt und Zugehörigkeit nicht nur auf PowerPoint-Folien sichtbar, sondern auch im Alltag spürbar sind? (bw)