RPA meets ESG

So geht nachhaltige Prozessautomatisierung

17.03.2023
Von  und


Milad Safar ist Managing Partner der Weissenberg Group.
David Hoff ist Managing Director bei Weissenberg Solutions.

Der ESG-Fragenkatalog bringt es ans Licht

Ein begleitender modularer Fragenkatalog - angepasst an die Größe des jeweiligen Unternehmens - sollte zu Beginn und nach Abschluss eines jeden Automatisierungsprojektes von der am Projekt beteiligten Abteilung ausgefüllt werden. Er macht den aktuellen ESG-Reifegrad und die Verbesserung durch die Prozessautomatisierung transparent.

Die Antworten geben ganz konkret Aufschluss darüber, wie ökologisch und sozial mit den Ressourcen umgegangen wird, was für Arbeitsmodelle es gibt und wie familienfreundlich sie sind. Sie belegen, wie das Thema Diversität gehandhabt wird und wie viel Freiraum die Mitarbeiter während ihrer täglichen Arbeitszeit für die Entwicklung und Umsetzung von innovativen Ideen haben.

So wird beispielsweise danach gefragt:

  • Wie viele Arbeitsmodelle werden angeboten?

  • Wie divers und heterogen sind die Teams?

  • Gibt es spezielle Freiräume für Innovationsthemen?

  • Besteht eine Unternehmensvision, auf die das Weiterbildungskonzept ausgelegt ist?

Aus den Antworten ergeben sich dann wiederum Projekte, die im Rahmen der Prozessautomatisierung von Anfang an mitgedacht werden müssen.

Ein starkes Zeichen für das Employer Branding

Letztendlich geht es nicht nur um die Bekämpfung des Fachkräftemangels und eine nachhaltige Personalpolitik. Es geht auch um Employer Branding, neudeutsch für die Stärkung der eigenen Marke. Die Botschaft an alle potenziellen neuen Mitarbeiter lautet: Wir automatisieren zwar, aber wir entlassen deshalb keine Mitarbeiter. Vielmehr qualifizieren wir sie weiter, damit sie dort sinnvoll im Unternehmen eingesetzt werden können, wo es notwendig ist. So erhöhen wir den eigenen Qualitätsanspruch im Unternehmen.

In vielen Fällen sind von der Automatisierung zudem langjährige, verdiente Mitarbeiter betroffen. Sie verfügen zwar über umfangreiches unternehmensspezifisches Wissen und kennen die internen Abläufe und Prozesse. Bislang hatten sie jedoch wenig Gelegenheit, ihr Wissen, ihre Kenntnisse und neue Ideen aufgrund ihrer bisherigen Tätigkeit einbringen zu können - auch deshalb, weil sie mit dem operativen Geschäft zu sehr ausgelastet waren. Hier ergibt sich die Chance, dieses Wissen anderweitig für das Unternehmen gewinnbringend zu nutzen. Man muss nur erkennen, wie und wo.

Von der Prozessautomatisierung zur nachhaltigen Personalstrategie

Die meisten Unternehmen kennen zwar die positiven Auswirkungen der Prozessautomatisierung auf das operative Geschäft. Aber nur die wenigsten Unternehmen sind auf die Auswirkungen der Prozessautomatisierung auf ihre Mitarbeiter vorbereitet.

Die Prozessautomatisierung muss daher nicht nur kommunikativ begleitet werden, sondern sollte im Rahmen des Automatisierungsprojekts auch immer gleichzeitig mit einer verantwortungsbewussten und vorausschauenden Personalstrategie und -planung verbunden werden.

Interne Umschulungs- und Qualifizierungsprogramme sind dabei ein wichtiger Baustein in jeder nachhaltigen Personalstrategie, um Arbeitnehmer im Unternehmen zu halten und dabei zu unterstützen, in neue Rollen zu wechseln und neue Tätigkeiten zu übernehmen.

Prozessautomatisierung ist mehr als nur die Automatisierung von Prozessen. Richtig angegangen, leistet sie einen wesentlichen Beitrag, den ESG-Gedanken im Unternehmen Wirklichkeit werden zu lassen. (mb)