Leichtgewichtiger Editor oder schwergewichtige, integrierte Laufzeitumgebung (IDE) - so einfach ist die Entscheidung zwischen Visual Studio Code und Visual Studio nicht. Während Visual Studio Code in hohem Maße konfigurierbar ist, bietet Visual Studio in Sachen Umfang und Funktionalität das komplette Paket. Mit welchem Entwicklungs-Tool Sie besser fahren, hängt sowohl von Ihrem Arbeitsstil als auch von der Sprachunterstützung und den Funktionen ab, die Sie benötigen. Wir werfen einen Blick darauf, was die beiden Lösungen können und was nicht.
Was Visual Studio Code kann
Visual Studio Code ist ein schlanker, aber leistungsstarker Quellcode-Editor, der auf Ihrem Desktop läuft und für Windows, macOS und Linux verfügbar ist. Das Entwicklungs-Tool bietet integrierten Support für JavaScript, TypeScript und Node.js und verfügt über ein umfangreiches Ökosystem an Erweiterungen für andere Programmiersprachen (etwa C++, C#, Java, Python, PHP und Go) und Laufzeitumgebungen (beispielsweise .NET und Unity). Abgesehen davon, dass das Tool schnell startet, bietet Visual Studio Code:
IntelliSense-Code-Vervollständigung für Variablen, Methoden und importierte Module,
grafisches Debugging,
Linting,
Multi-Cursor-Editing,
Parameter-Hinweise und andere leistungsstarke Bearbeitungsfunktionen,
schicke Code-Navigation und Refactoring sowie
integrierte Quellcode-Kontrolle einschließlich Git-Support.
Viele Features wurden dabei von Visual Studio übernommen. Visual Studio Code selbst wurde mit der Electron-Shell, Node.js, TypeScript und dem Language-Server-Protokoll entwickelt und wird monatlich aktualisiert. Die Erweiterungen werden so oft wie nötig aktualisiert. Der Support-Umfang variiert zwischen den verschiedenen Programmiersprachen und ihren Erweiterungen: Das reicht von einfachem Syntax-Highlighting und Bracket Matching bis hin zu Debugging und Refactoring. Wenn kein Language Server verfügbar ist, können Sie grundlegenden Support für Ihre bevorzugte Programmiersprache über TextMate-Colorizer hinzufügen.
Der Code im Repository von Visual Studio Code ist quelloffen und steht unter der MIT-Lizenz. Das Produkt selbst wird unter einer Standard-Microsoft-Produktlizenz ausgeliefert, da es einen kleinen Prozentsatz Microsoft-spezifischer Anpassungen enthält. Trotz der kommerziellen Lizenzform ist Visual Studio Code kostenlos.
Was Visual Studio kann
Visual Studio ist Microsofts Vorzeige-IDE für Windows und macOS. Mit Visual Studio können Sie Ihre Software:
entwickeln,
analysieren,
debuggen,
testen,
zur Kollaboration freigeben und
bereitstellen.
Unter Windows verfügt Visual Studio 2022 über 17 Workloads, die Entwicklern konsistente Tool- und Komponenten-Installationspakete für verschiedene Entwicklungsziele bieten. Workloads sind eine wichtige Optimierung des Visual-Studio-Installationsprozesses: Ein vollständiger Download und die anschließende Installation von Visual Studio 2022 kann Stunden dauern und ganze Festplatten oder SSDs füllen.
Visual Studio 2022 für Mac ist weniger kompliziert zu installieren als die Windows-Version - vor allem weil es nicht so viele Entwicklungsziele unterstützt. Es ermöglicht Ihnen, mit .NET für Web, Mobile und Desktop zu entwickeln. Dabei werden Unity, Azure und Docker standardmäßig unterstützt. .NET Core, Android, iOS und macOS sind optional - bei den drei letztgenannten kommt Xamarin zum Einsatz. Visual Studio 2022 ist in drei Versionen erhältlich:
Community (kostenlos, nicht für den Einsatz in Unternehmen),
Professional (45 Dollar pro Monat) und
Enterprise (250 Dollar pro Monat).
Die Enterprise-Edition bietet Debugging- und Testing-Funktionen, die den anderen beiden Optionen fehlen.
Visual Studio oder Visual Studio Code?
Man könnte meinen, dass die Entscheidung zwischen Visual Studio und Visual Studio Code für eine bestimmte Softwareentwicklungsaufgabe so einfach wäre wie die Entscheidung zwischen einer IDE und einem Editor. Das ist nicht der Fall - vor allem, weil Visual Studio Code so konfiguriert werden kann, dass es einer IDE für viele Programmiersprachen recht nahe kommt. Mit dieser Konfigurierbarkeit gehen jedoch auch eine Reihe von Kompromissen einher.
Wenn Sie zum Beispiel testorientiert entwickeln, ist Visual Studio sofort einsatzbereit. Andererseits gibt es mehr als 15 Erweiterungen für test-driven Development mit Visual Studio Code, die Node.js, Go, .NET und PHP unterstützen. Visual Studio arbeitet gut mit Datenbanken, insbesondere mit Microsoft SQL Server und seinen Abkömmlingen, allerdings verfügt auch Visual Studio Code über eine Vielzahl von Datenbankerweiterungen. Visual Studio bietet hervorragende Unterstützung für Refactoring, aber Visual Studio Code implementiert die grundlegenden Refactoring-Operationen für ein halbes Dutzend Programmiersprachen.
Es gibt ein paar eindeutige Fälle, in denen das eine Entwicklungs-Tool dem anderen vorzuziehen ist:
Wenn Sie beispielsweise Softwarearchitekt sind und Zugang zu Visual Studio Enterprise haben, werden Sie diese IDE für Architekturdiagramme verwenden wollen.
Wenn Sie mit anderen Teammitgliedern bei Entwicklung oder Debugging zusammenarbeiten, ist Visual Studio die bessere Wahl.
Wenn Sie eine ernsthafte Codeanalyse oder Performance-Profiling durchführen oder anhand eines Snapshots debuggen wollen, ist Visual Studio Enterprise die richtige Wahl.
Visual Studio Code ist in der Data-Science-Community sehr beliebt. Allerdings verfügt auch Visual Studio über einen Data Science Workload, der viele Funktionen bietet. Visual Studio läuft nicht auf Linux, Visual Studio Code schon. Andererseits bietet Visual Studio für Windows einen Linux/C++-Workload und Azure-Unterstützung.
Für die alltäglichen Entwicklungs-/Test-/Debug-Zyklen in den Programmiersprachen, die sowohl von Visual Studio als auch von Visual Studio Code unterstützt werden, ist die Wahl des Tools eine Frage der persönlichen Präferenz:
Wenn Sie dazu neigen, stundenlang an einem Entwicklungsprojekt zu arbeiten, dann ist Visual Studio eventuell besser geeignet.
Wenn Sie dazu neigen, für kurze Zeit in die Entwicklung einzutauchen und zwischen anderen Aufgaben hin und her zu springen, ist Visual Studio Code vielleicht besser für Sie geeignet.
Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.